Gericht stellt Verfahren in Sommermärchen-Affäre ein

Das Landgericht Frankfurt hat das Verfahren rund um die Fußball-WM 2006 in Deutschland gegen die früheren DFB-Funktionäre eingestellt. Die Ermittlungen in der Sommermärchen-Affäre hatten sich bereits Jahre hingezogen.

Die ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach (r.) und Theo Zwanziger (M.) sowie der langjähriger DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt (l.) (Bild: Getty Images)
Die ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach (r.) und Theo Zwanziger (M.) sowie der langjähriger DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt (l.) (Bild: Getty Images)

Im vermeintlichen Skandal um das Sommermärchen rund um die WM 2006 in Deutschland wird es wohl keine Aufklärung mehr geben.

Mit Beschluss vom 27.10.2022 stellt das Landgericht Frankfurt am Main das Verfahren gegen die ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach (71) und Theo Zwanziger (77) sowie den langjährigen DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt (80) ein. Das teilten die Anwälte von Schmidt am Montag per Presseerklärung mit.

Sommermärchen-Affäre beschäftigte Justiz jahrelang

In der sogenannten Sommermärchen-Affäre wurde seit vielen Jahren ermittelt. Dabei ging es um geheime Geldflüsse, die im Zusammenhang mit der in Deutschland ausgetragenen Fußball-WM 2006 stehen und die Justizbehörden in Deutschland und der Schweiz beschäftigten.

Konkret geht es in dem vermeintlichen Skandal um eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro, die dem früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus 2005 vom deutschen WM-Organisationskomitee über den Weltverband FIFA überwiesen wurden. Das Geld wurde als Beitrag für eine Gala zur WM 2006 deklariert, die allerdings niemals stattgefunden hatte.

Es geht um eine ungeklärte Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro

Exakt diese 6,7 Millionen Euro hatte WM-OK-Chef Franz Beckenbauer als Darlehen von Louis-Dreyfus erhalten, welche letztendlich auf Konten des einstigen FIFA-Finanzfunktionärs Mohamed bin Hammam flossen. Der Grund für diese Zahlung ist bis heute noch nicht geklärt.

Bereits im Oktober 2018 wurde vom Landgericht Frankfurt am Main die Eröffnung eines Hauptverfahrens im Zusammenhang mit dem Vorwurf der Steuerhinterziehung gegen Niersbach, Zwanziger und Schmidt abgelehnt. Auch von der Schweizer Justiz gab es kein Urteil gegen das Trio, im April 2020 wurde das Verfahren wegen Verjährung eingestellt.

Zwanziger, Schmidt und Linsi waren in der Schweiz wegen Betruges, Niersbach wegen Beihilfe zum Betrug angeklagt. Ein Verfahren gegen WM-Organisationschef Franz Beckenbauer wurde wegen seines Gesundheitszustands abgetrennt.

Verfahrenskosten werden von der Staatskasse gezahlt

Laut des Anwälte-Teams von Horst R. Schmidt wurde in der aktuellen Verfahrenseinstellung als Grund ein "nicht behebbares Verfahrenshindernis" angegeben. "Das Gericht hat zutreffend festgestellt, dass durch den Einstellungsbeschluss des schweizerischen Bundesstrafgerichts vom 20. Mai 2021 Strafklageverbrauch nach Art. 54 SDÜ eingetreten ist, da beide Strafverfahren denselben Sachverhalt betrafen", teilten die Anwälte mit. Die Kosten des nun eingestellten Verfahrens wird von der Staatskasse bezahlt.

Die Ermittlungen und die parallel in Deutschland und in der Schweiz geführten Verfahren hätten "unseren Mandanten in den vergangenen sieben Jahren sehr belastet", so Schmidts Anwälte. Sie legten "großen Wert auf die Feststellung, dass sich Herr Schmidt zu keinem Zeitpunkt und unter keinem Gesichtspunkt strafbar gemacht" hat. "Damit bleibt es dabei: Das Sommermärchen 2006 war die beste WM aller Zeiten", hieß es in der Pressemitteilung weiter.

DFB will vollständige Aufklärung

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte stets betont, dass es das Ziel des Verbandes sei, die Hintergründe des Zahlungsflusses vollständig aufzuklären. Derzeit läuft noch eine interne Aufarbeitung der Sommermärchen-Affäre, ein Bericht der Kanzlei Freshfields hatte allerdings keine weltbewegenden Erkenntnisse gebracht.

Im Februar 2021 teilte die FIFA mit, dass sie das Ethikverfahren gegen Zwanziger, Beckenbauer und Schmidt wegen Verjährung nicht weiterverfolgt.

VIDEO: Ex-DFB-Boss Wolfgang Niersbach spricht über Sommermärchen-Skandal