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Gewalt im Fußball: Experte gegen lebenslange Sperren

Im Zuge der Gewalt gegen Schiedsrichter hat sich Fanforscher Gunter A. Pilz, Vorsitzender des Netzwerkes "Sport und Politik für Fairness, Respekt und Menschenwürde", gegen lebenslange Strafen für die Täter ausgesprochen.

Diese seien sowohl juristisch nicht möglich als auch nicht zielführend. "Es müssen Strafen sein, bei denen sie dazu angehalten werden, ihr Handeln kritisch zu hinterfragen", sagte Pilz am Rande einer Fachkonferenz in Frankfurt/Main.

Den Sport sieht Pilz im Kampf gegen Gewalt als wichtigen Akteur, jedoch könne er die Probleme der Gesellschaft nicht alleine lösen.

Für eine bessere Zusammenarbeit auch mit der Politik wurde das Netzwerk ins Leben gerufen. "Wir lösen die Probleme nicht, indem wir nebeneinander oder gegeneinander arbeiten, sondern miteinander", sagte Pilz.

Hessens Innenminister Peter Beuth hatte sich zuletzt für eine lebenslange Sperre für Gewalttäter ausgesprochen.

Schiedsrichter-Lehrgang für aggressive Spieler?

Pilz hingegen erinnerte an einen Fall aus Niedersachsen, bei dem ein Spieler einen Schiedsrichter-Lehrgang absolvieren und mindestens drei Spiele leiten musste. Im Gegenzug wurde seine Sperre halbiert. Auch er hatte einen Schiedsrichter tätlich angegriffen.

"Er hat sich danach nichts mehr zuschulden kommen lassen, aber was noch viel wichtiger war: Wann immer seine Mitspieler auf den Schiedsrichter losgegangen sind, hat er sich sofort dazwischen gestellt", betonte Pilz.

Als Grund für das teilweise respektlose Verhalten gegenüber den Schiedsrichtern sieht Pilz das mangelnde Verantwortungsbewusstsein des Profisports.

"Wer das Verhalten der Trainer und Spieler teilweise mitkriegt, denkt sich, es gehört zum guten Ton, dass man die Schiedsrichter grenzenlos anpöbeln kann. Das wirkt sich natürlich aus", sagte er und forderte einen Blick über den Tellerrand: "Ich wünschte mir, dass man auch mal Anleihen aus anderen Sportarten nehmen würde." Als Beispiel nannte er etwa den Handball.