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Infantino hat positiven Hintergedanken

Hallo Fußballfreunde,

am Dienstag gab die FIFA ihre Pläne für die Weltmeisterschaft 2026 in Nordamerika bekannt, die zuvor bereits vermutet wurden: Statt der bisherigen 32 Nationen sollen ab sofort 48 Mannschaften die Möglichkeit bekommen, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen. Und das ist für mich der richtige Weg.

Man kann Gianni Infantino mögen oder nicht, aber ich glaube, dass er einen positiven Hintergedanken im Sinne der FIFA hat. Er will 48 Nationen die Möglichkeit geben, bei einer WM dabei zu sein. Das ist vor allem für die kleineren Länder eine schöne Sache, die solch eine WM beleben können. Die FIFA generiert mehr Geld, schüttet aber auch somit mehr an kleinere Verbände aus, was wichtig für deren Entwicklung ist.

Natürlich gibt es viele kritische Stimmen, die diese Aufblähung einer WM-Endrunde nicht gutheißen. Immer wieder ist von einer höheren Belastung für die Spieler und dem damit eingehenden Qualitätsverlust die Rede, was ich auch nicht komplett verneinen kann.

Dennoch muss ich festhalten: Ein Finalist spielt acht statt sieben Spielen. Das Turnier dauert anstatt einem Monat nun 40 Tage. Das steht alles noch im Verhältnis! Natürlich erhöht sich mit der Anzahl der teilnehmenden Mannschaften auch die Wahrscheinlichkeit, mehrere Spiele bei der WM zu sehen, bei denen die Teams dem breiten Publikum eher weniger bekannt sind.

Doch genau darin sehe ich einen Gewinn für die WM. Länder wie Marokko haben uns fasziniert - und dieses Phänomen wird auch mit 48 Teams weiter möglich sein. Joachim Löw und auch andere Trainer befürchteten in der Vergangenheit einen Qualitätsverlust durch ein aufgeblähtes Turnier, was ich nicht nachvollziehen kann. Die Deutschen sind erneut in der Vorrunde ausgeschieden und selbst dafür verantwortlich, dass die Qualität nicht hochgehalten wurde.

Spielt das Leistungsprinzip beim DFB keine Rolle mehr?

Nach dem erneuten WM-Debakel wurde viel über einen Neuanfang im DFB gesprochen. Was sich Bundestrainer Hansi Flick bei seiner ersten Kadernominierung für die Testspiele gegen Peru und Belgien allerdings gedacht hat, kann ich nicht nachvollziehen.

Flick will die anstehenden Länderspiele wohl nutzen, um den deutschen Fans junge, neue Gesichter zu präsentieren, die die Wende einleiten sollen. Das viel zitierte Leistungsprinzip, auf das sich Flick in der Vergangenheit immer wieder berief, setzt er dabei allerdings aus. Ansonsten kann ich mir die Nominierung wie beispielsweise die von Josha Vagnoman, der beim VfB Stuttgart kein Stammspieler ist, nicht erklären.

Auf der einen Seite finde ich es gut, etwas zu versuchen und Spielern eine Chance zu geben. Auf der anderen Seite will man aber die Herzen der Fußballfans gerade nach einer verkorksten WM zurückgewinnen. Jetzt bezweifle ich stark, dass man mit diesem Kader gegen Belgien bestehen kann, um die Herzen zurückzugewinnen. Zu einer Aufbruchsstimmung wird es im DFB so nicht kommen.

Zum einen erklärt Flick den Verzicht auf eigentliche Leistungsträger aus Gründen der Belastungssteuerung, zum anderen stehen mit Joshua Kimmich oder Leon Goretzka zwei Spieler im Aufgebot, die sowohl in der Liga als auch in der Champions League ein hohes Pensum abgespielt haben.

Auch die Nicht-Nominierung von Leroy Sané schlug hohe Wellen, hinter der sich wohl eine erzieherische Maßnahme versteckt. Er muss ihm Verein alles dafür tun, wieder zurückzukommen.

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Labbadia kann den VfB immer noch retten

Ebenfalls zurückkommen muss der VfB Stuttgart, der sich nach dem 25. Spieltag auf Platz 18 wiederfindet. Nach der 0:1-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg schrillen in der Schwabenmetropole alle Alarmglocken, dennoch glaube ich an eine Rettung des VfB. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Ich glaube nach wie vor an die Fähigkeiten von Bruno Labbadia, das Ruder umreißen zu können. Die größere Gefahr des Abstiegs sehe ich mittlerweile bei der Hertha, die sich beim 1:3 in Sinsheim erneut blutleer und schwach präsentiert hat.

Wie ich bereits in meiner letzten Kolumne festgehalten habe, ist die Saison für den 1. FC Köln ebenfalls noch nicht gerettet. Die Domstädter haben wie zuletzt beim 0:2 gegen Bochum auch in Dortmund einen rabenschwarzen Abend erwischt und gerieten mit 1:6 unter die Räder. Dabei haben die Kölner 90 Minuten durchweg geschlafen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Die Abstiegszone ist auch durch die Erfolge von Bochum (1:0 gegen Leipzig) und Hoffenheim (3:1 gegen Hertha) wieder etwas näher an den FC herangerückt, der die Länderspielpause zwingend nutzen muss, um wieder zu seinen alten Stärken und Tugenden zurückzufinden.

Bis bald

Euer Stefan Effenberg

Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 gehört der 54-Jährige zum festen Experten-Team des STAHLWERK Doppelpass.