Gislason nimmt sich Wolff zur Brust - auch THW reagiert

Gislason nimmt sich Wolff zur Brust - auch THW reagiert

Es brodelte in Alfred Gislason. Die Verbal-Attacken seines Stammkeepers Andreas Wolff gefielen dem sonst so ausgeglichenen Bundestrainer der deutschen Handballer überhaupt nicht, das versuchte er fünf Tage vor dem WM-Start erst gar nicht zu verbergen.

"Ich hoffe, dass dieses Thema begraben wird. Es stört uns nur in unserer Vorbereitung hier", moserte der DHB-Coach. (Handball-WM 2021 vom 13. bis 31. Januar im LIVETICKER)

Statt sich voll und ganz auf die WM-Generalprobe am Sonntag in Köln gegen Österreich (18.10 Uhr im LIVETICKER) zu konzentrieren, muss sich der Isländer mit Problemen abseits des Spielfeldes auseinandersetzen.

Wolff hatte am Donnerstag überraschend deutlich gesagt, dass er den WM-Verzicht seiner ehemaligen Teamkollegen aus Kiel "sehr, sehr kritisch" sehe - und damit eine kleine Bombe im deutschen Team-Quartier in Neuss platzen lassen.

Zum Ärger Gislasons. "Ich bin nicht zufrieden damit, dass diese Diskussion losgeht", sagte der 61-Jährige in einer virtuellen Medienrunde am Freitag. Er selbst habe mit Wolff nicht über das Thema gesprochen. "Ich habe viele andere Aufgaben zu erledigen", sagte er mit Blick auf das Pflichtspiel gegen Österreich, in dem Deutschland das Ticket für EM-Endrunde 2022 lösen kann.

Gislason sauer nach Corona-Statement von Wolff

Zwar respektiert Gislason die Meinung seines Torhüters, er betonte aber auch, dass zwischen DHB und Spielern "eigentlich" bereits zuvor alles besprochen worden sei: "Die Spieler, die schon viel Zeit für Deutschland geopfert haben, sollten nicht ins Kreuzfeuer der Kritik geraten."

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Der THW Kiel wollte die Aussagen seines Ex-Spielers Wolff derweil nicht so stehen lassen. Die deutschen Nationalspieler Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold, die sich coronabedingt freiwillig gegen eine WM-Teilnahme entschieden hatten, hätten die volle Rückendeckung des THW.

"Niemand sollte sich angesichts der Pandemie und der Vielschichtigkeit der Herausforderungen das Recht herausnehmen, über die individuell getroffene Entscheidung einzelner urteilen zu wollen", sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi dem SID.

Wolff hatte genau das getan. "Dass sie dieses Jahr das Turnier fahren lassen, nachdem sie selbst permanent in der Champions League aktiv waren, stört mich", hatte der Keeper in einem Podcast der Rhein-Neckar Löwen gesagt.

Kapitäne fordern Handball-WM ohne Fans

Die Nebengeräusche kommen zur Unzeit. Überhaupt wird vor dem Anwurf des Mega-Turniers in Ägypten kaum über sportliche Themen gesprochen.(Spielplan der Handball-WM 2021)

Dafür verantwortlich war auch Kapitän Uwe Gensheimer, der den Ruf nach Geisterspielen am Nil zur Chefsache erklärte.

In einem gemeinsamen Brief von 14 Kapitänen aus europäischen Top-Nationen an den Weltverbandspräsidenten Hassan Moustafa forderte Gensheimer, keine Zuschauer bei der WM zuzulassen.

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"Wir sind äußerst besorgt über die Corona-Situation und die Entscheidung, dass die Zuschauer an den Spielen teilnehmen dürfen. Unsere Besorgnis hat aufgrund der jüngsten Eskalation in den europäischen Ländern zugenommen. Für uns hat dies Bedenken hinsichtlich des Turniers ausgelöst", heißt es in einem Schreiben der europäischen Spielervereinigung EHPU, das dem SID vorliegt.

Handball: IHF und WM-Macher im Fokus

Die Kapitäne, darunter Welthandballer Niklas Landin aus Dänemark und Kroatiens Spielmacher Domagoj Duvnjak, baten Moustafa, zu prüfen, ob ein Turnier mit Zuschauern, "der sicherste Weg ist, die WM zu organisieren, und wie Sie die Zuschauerzulassung bei den Spielen organisieren können, um das Blasenkonzept für die Teams aufrechtzuerhalten".

Man empfehle "dringend, dieses Thema zu überdenken". (Kader des DHB-Teams bei der Handball-WM 2021)

Die IHF hatte unter der Woche bekräftigt, die vier WM-Hallen bis zu 20 Prozent mit Zuschauern zu füllen. Deutschland würde seine Vorrundenspiele in Gizeh gegen Uruguay, Kap Verde und Ungarn den aktuellen Plänen zufolge vor 1040 Zuschauern austragen.

Auf den Brief der Spieler reagierte der Weltverband zunächst nicht.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)