"Nur Ärger im Büro": Das sagt Glock über Vettels Zeit im Ferrari

"Nur Ärger im Büro": Das sagt Glock über Vettels Zeit im Ferrari
"Nur Ärger im Büro": Das sagt Glock über Vettels Zeit im Ferrari

DTM-Pilot Timo Glock (Rowe-BMW) ist an diesem Wochenende als Sky-Experte beim GP der Steiermark im Einsatz. (alle Rennen der Formel 1 im LIVETICKER)

Bei SPORT1 spricht der ehemalige Formel-1-Pilot, der am Sonntag ab 21.45 Uhr im AvD Motor und Sport Magazin auf SPORT1 zu sehen ist, über seine Freunde Mick Schumacher und Sebastian Vettel. (Formel 1: Fahrerwertung)

Alles zur Formel 1 und zum Motorsport-Wochenende im AvD Motor & Sport Magazin mit Jos Verstappen und Timo Glock – Sonntag ab 21.45 Uhr LIVE im TV und STREAM auf SPORT1

SPORT1: Herr Glock, Sie waren am Donnerstag Gesprächsthema in der offiziellen FIA-Pressekonferenz, als Mick Schumacher verriet, dass er mit ihnen auf dem Red Bull-Ring einst gemeinsam getestet und Daten ausgetauscht hat. Können Sie uns mehr dazu verraten? (Alles zur Formel 1)

Timo Glock: Das stimmt. Ich bin damals bei einem Formel-4-Test mitgefahren und habe versucht, ihm nach seinen ersten Schritten vom Kart ins Formelauto zu helfen, was den Fahrstil angeht. Ich bin also mal vor ihm gefahren, mal hinter ihm und habe so gut sehen können, wo er sich noch verbessern kann. Ich habe mich mit Michael Schumacher ja sehr gut verstanden und so hat sich das dann mit Mick ergeben. Ich war auch bei einigen seiner Läufe der Kart-EM dabei.

SPORT1: Dann haben Sie bestimmt weiter ein wachsames Auge auf ihn. Wie schlägt sich Mick in der Formel 1?

Glock: Er macht einen soliden Job und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er macht das, was er kann: seinen Teamkollegen schlagen. Klar gehört auch dazu, dass er das Auto mal an die Wand setzt – aber daraus lernt man.

SPORT1: Und die meisten Teamchefs sagen ohnehin: Lieber mal überm Limit als nie am Limit dran!

Glock: Genau. Es gibt keinen Rennfahrer, der sein Auto nicht schon mal in die Leitplanken gesetzt hat – ob das ein Hamilton, ein Vettel ist oder ein Lando Norris. Das gehört dazu und ist völlig normal.

SPORT1: Im Duell mit seinem Teamkollegen Nikita Mazepin wird's mittlerweile ruppiger. Nach den Duellen in Baku und Frankreich hat Mick angekündigt, jetzt auch mal die Ellenbogen auszufahren …

Glock: Was Mazepin in Baku gemacht hat, geht auf keinen Fall. Da muss Mick sich äußern, dass es ein No-Go ist. Das Duell in Paul Ricard sehe ich weniger kritisch. Da war ein Überraschungsangriff, wo Mick zu spät reagiert und dann zurückgesteckt hat. Das war aber nichts Kritisches.

SPORT1: Ihr anderer Kumpel Sebastian Vettel ist im Aston Martin wieder zurück in der Spur. Wie sehr freut Sie das?

Glock: Sehr. Es war klar, dass er am Anfang ein paar Rennen braucht. Er hat jetzt aber definitiv wieder eine etwas lockerere Art und man merkt ihm den Spaß wieder an. Denn am Ende ist kein Fahrer happy, der sich im Team mit Politik rumschlagen muss. Das geht jedem so. Wenn man im Job keine Unterstützung und im Büro nur Ärger hat, ist man auch nicht so gut.

SPORT1: Richtig gut ist derzeit Max Verstappen im Red Bull. Kann er Hamilton und Mercedes entthronen?

Glock: Er hat zumindest die besten Chancen, es mit diesem Paket zu schaffen. Und er zeigt es auch: Er macht wenige Fehler, Red Bull ist strategisch gut aufgestellt, schreckt vor nichts zurück, geht auch mal andere Wege und setzt Mercedes so unter Druck. Die große Frage wird sein: Wer kann die Konstanz übers Jahr halten? Man sieht bei Lewis, aber auch bei Mercedes: Wenn der Druck steigt, dann ist nicht jede Entscheidung die Richtige. In den letzten Jahren waren sie in einer komfortablen Situation. Sie hatten das Extra-Potenzial im Auto, was es leichter macht, auch mal schwierige Situationen zu überstehen. Wenn du unter Druck bist, dann machen sich Fehler aber auch mal bemerkbar.

SPORT1: Dazu kommt: Red Bull hat mit Verstappen und Sergio Perez zwei gleichstarke Fahrer. Mercedes schwächelt mit Bottas.

Glock: Genau, Red Bull hat im Moment den größeren Wohlfühlfaktor zu bieten. Bei Mercedes kommen Diskussionen ins Spiel, ob Valtteri Bottas weitermacht oder nicht. Gegen Lewis tut er sich schwer. Das ist keine optimale Voraussetzung, denn das bringt Unruhe ins Team.

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SPORT1: Sie selbst hatten beim DTM-Saisonauftakt in Monza auch nicht die optimalen Voraussetzungen mit ihrem Rowe-BMW. Sie sind einmal Letzter geworden und einmal ausgeschieden.

Glock: Wir waren hinsichtlich der BoP (Balance of Performance; d. Red.) nicht gut aufgestellt, das war auch klar ersichtlich. Mit meiner persönlichen Leistung war ich zufrieden – mit den wenigen Testfahrten, die ich hatte. Dazu kommt ja auch noch die Lenkung. Ich fahre mit der Space Drive-Lenkung von Schaeffler-Paravan, also ohne mechanische Verbindung. Das ist etwas ganz Neues, das noch etwas Weiterentwicklung braucht. Deswegen macht man es ja auch – um die Dinge im Rennsport zu erproben, weiterzuentwickeln und dann auf die Straße zu bringen. Da bin ich happy, den Weg mitgehen zu dürfen. Der zweite Punkt war eine Zeitstrafe, weil ich das Auto beim Boxenstopp abgewürgt habe. Da war das erste Rennen gelaufen. Am Sonntag habe ich die Runde im Qualifying nicht zusammengebracht. Laut den Sektorzeiten wäre ich auf Augenhöhe mit Sheldon (van der Linde; Teamkollege; d. Red.) gewesen, also in den Top 5. In der ersten Kurve bin ich dann in die Mangel genommen worden, bin mehrere Runden mit einem halben Platten durch die Gegend gefahren. Nach dem Reifenwechsel war klar: Die Spur war verzogen. Das war's.

SPORT1: Wie finden Sie die neue GT3-DTM grundsätzlich?

Glock: Schon noch gewöhnungsbedürftig. Die alten Fahrzeuge waren einfach noch mal was anderes. Trotzdem: Die Rennen waren spannend. Mal sehen, wie der BMW auf anderen Strecken läuft und wie da die BoP funktioniert. Ferrari war am Sonntag mit mehr Gewicht schneller als am Samstag. Da muss man an der BoP noch arbeiten.