Guardiola vor Abschied - fatales Schweigen

Die Anzeichen verdichten sich: Guardiola verlässt die Bayern. Für die Bayern wäre das eine Katastrophe – denn das ganz große Ziel wäre in Gefahr.

Von Jens Fischer

Er konnte einem leidtun. Da musste der Kollege vom Fernsehen dann doch wieder fragen. Gerade erst hatten die Bayern nach der wohl mit Abstand schwächsten  Saisonleistung gegen maximale biedere Darmstädter das DFB-Pokal-Viertelfinale erreicht, als Trainer Pep Guardiola das Mikrofon unter die stolze Nase gehalten bekam. „Bleiben Sie oder gehen Sie?“ – die Frage aller Fragen, man kann sie nicht mehr hören. Diesmal war es so, dass Guardiola gar nicht mehr darauf einging, sondern sich in stereotype Analysen, in Plattitüden über die Leistung seiner Spieler flüchtete. Ganz ehrlich: Es ist ein trauriges Theater, das da gerade in München aufgeführt wird. Ein Eiertanz, und mittendrin ein Trainer, der München einfach nicht die Treue schwören will.

Guardiola wirkt derzeit wie ein Ehemann, der sich nicht traut, zu beichten. Seiner Frau zu sagen, dass die Luft raus ist aus einer Beziehung, die in den letzten Jahren ja auch einmal so richtig glücklich war. Dabei wäre es gar nicht so schwer, Tacheles zu reden, denn nächste Woche, nach der letzten Partie in Hannover, will man ja ganz offen reden. So die Münchner  Bosse. Dann gibt es die große Weihnachtsüberraschung, sagen sie an der Säbener Straße. Fröhlich wird diese wohl eher nicht ausfallen.

Bleibt Pep Guardiola beim FC Bayern? Foto: Andreas Gebert
Bleibt Pep Guardiola beim FC Bayern? Foto: Andreas Gebert

 

Am Ende nur Verlierer

Die Zeichen stehen auf Trennung in dieser Beziehung zwischen einem Weltverein und einem Mann, der sich sportlich wohl längst außerhalb eben dieser verortet. Am Mittwoch berichtete die gewöhnlich gut unterrichtete spanische Zeitung „Marca“ davon, dass sich Guardiola entschieden habe. Gegen die Bayern. Aber, nein, nicht aus sportlichen Gründen, sondern weil er sich müde fühle. Ausgepowert. Ausgebrannt nach zweieinhalb Jahren Bayern München und drei Titeln.

Das ist sein gutes Recht, keine Frage. Nur die Art und Weise, die ist fragwürdig. Denn sie hinterlässt möglicherweise nur Verlierer. Schon jetzt wirkt es so, als wäre Guardiola mit seinem Latein an Grenzen gestoßen. Zumindest haben die Leistungen der Bayern, natürlich immer auch das Verletzungspech im Blick, in den letzten Wochen doch merklich nachgelassen. Niederlage in Gladbach, mühevolle Siege gegen Ingolstadt, Zagreb und eben Darmstadt – vom Orbit-Fußball der vorhergegangenen Monate war da nicht mehr viel zu sehen.

Champions League in Gefahr

Guardiolas Zaudern sendet fatale Signale. Nach Darmstadt vollführten die Bayern-Stars wieder einmal verbale Eiertänze, was die Zukunft ihres Trainers betrifft. Da war an Luftblasen einiges zu hören, zwischen den Worten aber immer auch: Abschied nicht ausgeschlossen. Das Leben geht weiter. Auch mit einem neuen Trainer.

So einfach ist es aber nicht. Würde kommende Woche wirklich Guardiolas Entschluss gegen die Bayern verkündet, wartet auf den Verein eine mehr als schwere Rückrunde. Wie reagieren die Spieler? Erreicht Guardiola sie noch? Stimmt dann das Vertrauen noch? Der Gewinn der Champions League, dem alles untergeordneten Ziel, wäre in großer Gefahr. Und selbst die Meisterschaft ist dann kein Selbstläufer mehr.

Es sind keine leichten Tage für Sammer und Co.. Immer wieder Ausflüchte und Hinhaltetaktiken gegenüber den Medien. Kaum vorstellbar, dass sie von Guardiola nicht schon längst informiert wurden. Und noch verwunderlicher, warum sie es dann nicht sagen. Guardiola verlängert – das wäre am Dienstagabend nach dem letzen Heimspiel des Jahres die frohe Botschaft gewesen. Stattdessen gab es eine groteske Lasershow – irgendwie passend in diesen Münchner Wochen.