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Gut gebrüllt, Paderborn! Effe ist da!

Von Moritz Piehler

 

Der Tiger ist zurück im deutschen Fußballgeschäft. Stefan Effenberg, Stinkefinger der Nation, Boulevardblatt-Zweiter hinter Lothar Matthäus und nun Trainer beim Zweitligisten SC Paderborn. Wo findet man einen 47-jährigen, arbeitslosen Fußballmillionär als Verein auf dringender Trainersuche? Natürlich im sonnigen Mallorca, wo Effe seit seinem Trainerlehrgangsabschluss 2012 darauf wartet, dass sich ein Bundesligist meldet.

Also haben sich die Verantwortlichen aus Paderborn auf die Socken gemacht, um den ehemaligen Bayernstar nach Westfalen zu locken. Durchaus ein Wagnis, wenn man seine Vita betrachtet: 35 mal nur ist Effenberg im Nationaldress aufgelaufen – eher Beweis seines Temperaments als seines fußballerischen Könnens. Seine Emotionen hatte der Mittelfeldspieler nie so richtig im Griff. 114 Gelbe Karten und sieben Platzverweise muss man erstmal anhäufen, selbst als Aggressive Leader. Außerhalb des Platzes sammelte er auch nicht gerade Meriten, um sich als Schwiegersohn Nummer Eins zu bewerben. Mal einen Polizisten beschimpft, mal über Arbeitslose hergezogen oder betrunken den Führerschein verloren.

Nun käme ihm auf dem Weg zu etwas ruhigeren Gefilden eventuell die Medienlandschaft in Paderborn entgegen, die sich eher am westfälischen Gemüt orientiert. Einerseits ist der Einstieg in der Zweiten Bundesliga vielleicht genau das Richtige, andererseits befindet sich Paderborn überraschend mitten im Abstiegskampf, was ja überhaupt erst der Grund für die freigewordene Position ist. Ohne Druck lässt sich da nicht arbeiten. Es ist die Frage, wie der Tiger seine unbestritten vorhandene Erfolgsgeschichte in Paderborn fortsetzen kann. Gelingt es ihm, das gleiche Feuer und die Leidenschaft, die seine aktive Karriere prägten, zu vermitteln und gleichzeitig gereifter an der Seitenlinie zu agieren, hat er durchaus gute Aussichten, die Paderborner Profis zu erreichen.

Stefan Effenberg wird neuer Trainer in Paderborn. Foto: Uwe Anspach
Stefan Effenberg wird neuer Trainer in Paderborn. Foto: Uwe Anspach

Mehr als nur ein TV-Sidekick?

Auf der anderen Seite gibt es genügend Beispiele für tolle Fußballer, die es im Trainerberuf nie geschafft haben, sich zu etablieren. Da wäre das Exempel Mario Basler, seinerzeit genialer Techniker, aber emotional unberechenbar. Kein Mensch weiß, wo der gerade Trainer ist. (Gar nicht, er ist Geschäftsführer Sport bei Lok Leipzig.) Oder Mehmet Scholl, der zwar als witziger TV-Sidekick brilliert, aber als Trainer bisher nicht über die zweite Mannschaft von Bayern hinausgekommen ist.

Für die neutralen Zuschauer verspricht eine Rückkehr Effenbergs zumindest ein bisschen Spektakel, für Paderborn ein bisschen Starappeal. Es liegt am Tiger selbst, ob ihm der westfälische Käfig zu eng wird und er eher zum Amüsierstück in Richtung Thorsten Legat wird – oder ob er es schafft, sich abseits der ganz großen Bühne noch einmal neu zu erfinden.