Hat Zverev seine Saison verspielt?

Wieder einmal verließ Alexander Zverev ein Grand-Slam-Turnier enttäuscht.

„Es ist, als wenn die Freundin, die du seit Jahren liebst, mit dir Schluss macht“, sagte der Hamburger, nachdem er im Halbfinale der US Open trotz starker Leistung mit 6:4, 2:6, 4:6, 6:4, 2:6 an Novak Djokovic gescheitert war.

Wieder einmal war der Deutsche an der „Wand“, wie er den Dominator bezeichnete, abgeprallt. (DATEN: US Open täglich im LIVETICKER)

Während Djokovic die Rache für die bittere Olympia-Pleite gelang, steht Zverev mit leeren Händen da.

Und während Djokovic nach dem historischen 21. Titel greift, steht bei Zverev hinter der Zahl seiner Grand-Slam-Siege weiterhin eine 0. Und die Frage, die sich manch einer stellen mag, ist: Hat er in der Nacht seine Saison verspielt?

Zverev begeistert deutsche Fans

Fakt ist: Der deutsche Tennis-Star hat ein starkes Jahr hinter sich.

Er scheint persönlich gereift zu sein, gewann bei Olympia in Tokio seinen ersten größeren Titel und gewann mit seiner „neuen“ Art auch in Deutschland an großer Beliebtheit.

Zverev, so wirkte es nach der zuletzt 16 Partien andauernden Siegesserie und der Olympia-Erfahrung, Djokovic schlagen zu können, ist bereit für den nächsten Schritt. Bereit für den ersten Major-Triumph, der aus sehr guten Tennisspielern ganz große macht.

Denn bei aller Liebe für Olympia: Ein US-Open-Titel hat einen anderen Stellenwert, zumal in Tokio unzählige große Namen fehlten.

Komplimente, die Zverev nicht mehr hören will

Zverev spielte in New York ein starkes Turnier – und scheiterte doch vor dem großen Ziel.

Am Ende blieben für den Vorjahresfinalisten erneut nur Komplimente, die er schon lange nicht mehr hören will. Enttäuschung und Frust überwogen den Stolz.

„Alexander ist ein großer Champion“, sagte Djokovic: „Ich bewundere ihn auf dem Platz und auch abseits davon. Ich wusste, dass es ein großer Kampf werden würde.“

In den entscheidenden Momenten war der Unersättliche zur Stelle, sodass Zverev zugeben musste: „Ich glaube, mental ist er der beste Spieler, der je das Spiel gespielt hat.“

McEnroe: „Nicht gut genug“

In diesen großen Matches, wie es das hochspannende Duell in der Nacht auf Samstag war, entscheidet am Ende der Kopf bisweilen mehr als die spielerische Qualität. In einer Partie über drei Gewinnsätze hat Zverev Djokovic noch nie bezwingen können. Zum „großen Champion“ fehlt eben doch noch etwas.

„Ich kann noch so aggressiv spielen, am Ende des Tages weiß er immer, wo ich hinspiele“, erklärte Zverev fast hilflos.

Und Legende John McEnroe bilanzierte laut ntv bei ESPN: „Zverev hat für den meisten Teil des Matches gut gespielt, aber es war halt einfach nicht genug.“

Nächste Generation lauert

Zverev ist mit 24 Jahren immer noch jung, doch die nächste Generation geht schon zum Angriff über.

Das zeigten bei den US Open Spaniens Shootingstar Carlos Alcaraz (18 Jahre) trotz seiner verletzungsbedingten Aufgabe im Viertelfinale und Jannik Sinner (20 Jahre / Italien) ungeachtet seines Aus‘ gegen Zverev in der Runde der letzten acht.

Dem Deutschen fehlen nur Nuancen, um den Giganten Djokovic endlich auch bei einem Grand-Slam-Turnier zum Fallen zu bringen. „Es wird vielleicht nicht diese Woche sein, aber ich glaube, ich war noch nie so überzeugt davon, dass Zverev am Ende ein Grand Slam-Turnier gewinnt“, meinte Ex-Profi Andy Roddick laut L‘Équipe.

Gleichzeitig lauert aber schon eine neue Gefahr.