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Häme und Spott: Über dieses Team lacht die Basketball-Welt

Die Szene sprach am Ende Bände: Als Paul George im vierten Viertel einen ziemlich offenen Dreier an die Seite der Korbanlage setzte, war das der unrühmliche Höhepunkt der am Ende verkorksten Saison der Los Angeles Clippers.

Diesmal ereilte die Franchise in Spiel sieben mit einem 89:104 gegen die Denver Nuggets das bittere Aus - und das, obwohl das Star-Ensemble von Headcoach Doc Rivers im Kampf um die Teilnahme an den Finals der Western Conference in der Serie bereits mit 3:1 vorn gelegen hatte und als Titelfavorit galt.

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Die Häme auf das wiederholte Scheitern in den NBA-Playoffs ließ nicht lange auf sich warten. (Spielplan der NBA-Playoffs)

Besonders viel bekam dabei einmal mehr George ab, einst selbsternannter "Playoff P" und wegen schwacher Leistungen bereits vor den Denver-Duellen in den sozialen Netzwerken zum "Pandemic P" zurechtgestutzt.

Spott für "Pandemic P" George

Erzrivale Damian Lillard ("Für mich sah der gut aus." - über Georges schwachen Dreier) und C.J. McCollum von den Portland Trail Blazers spotteten denn auch nun wieder ungehemmt über den mehrmaligen All-Star, dessen Saison-Performances einer Achterbahnfahrt gleichkommen.

Da sich einige Clippers-Profis wie Patrick Beverley oder Marcus Morris in der Vergangenheit mit Provokationen nicht zurückhielten, war die Schadenfreude beim Großteil der Basketball-Fans in den sozialen Medien groß.

Auch Lakers-Legende Magic Johnson ätzte: "Die Clippers haben schon wieder versagt. Sie haben 2015 gegen Houston versagt und heute gegen die Denver Nuggets erneut."

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Und auch wenn Jamal Crawford von den Brooklyn Nets erstaunt twitterte: "Ehrlich gesagt, ich dachte am Anfang der Saison, es würde ein L.A.-West-Final geben. Als Fan hab ich mich nicht mehr so betrogen gefühlt, seit wir eigentlich die Cavs-Lakers-Finals 2009 hätten bekommen sollen."

Von ganz ungefähr kommt das Aus indes keineswegs. Schon in der überraschend engen Erstrundenserie gegen die Dallas Mavericks war mächtig Sand im Clippers-Getriebe - und George längst in einem Formtief angekommen.

Doppelt bitter für "PG 13": Seit 1960 (!) hatte kein NBA-Spieler in den Playoffs mehr bei drei aufeinanderfolgenden Spielen bei mindestens zehn Würfen aus dem Feld eine Wurfquote von weniger als 25 Prozent - bis George kam.

Neben George versagt auch Leonard

Der desaströse Auftritt im ultimativen Spiel gegen die Nuggets, in dem neben George bei höchst dürftigen 10 Punkten und mehr Turnovern als getroffenen Würfen aus dem Feld auch der eigentliche Superstar Kawhi Leonard (14 Punkte, 6 Assists) auf ganzer Linie enttäuschte, deckte auch die Probleme auf, die von außen nur schwer zu erahnen waren.

Die eigentlich starke Clippers-Bank um Montrezl Harrell (Bester Sechster Mann der Liga), Lou Williams und JaMychal Green lieferte in den Playoffs viel zu unbeständig und war besonders in Person von Harrell und Williams defensiv zu anfällig.

Dass Rivers zu wenig auf Pick-and-Roll setzte, als die Offensive stagnierte, gehört genau so zu den Faktoren wie der offensichtliche Mangel an Fitness. "Ich habe mich nie wohl gefühlt. In Bezug auf die Kondition hatten wir Leute, die keine Minuten spielen konnten", sagte Rivers. Ein krasses Eingeständnis, das das abermalige Verglühen des endlich aufgegangen geglaubten Stern der Franchise teilweise erklärte. Immer wieder verspielte der Mitfavorit in der zweiten Halbzeit beruhigende Führungen.

"Die Dynastie der Clippers steht vor ihrem Ende, ehe sie überhaupt wirklich begann", titelte ESPN dazu.

Clippers-Dynastie schon am Ende?

Noch bleibt den Clippers wohl ein Jahr Zeit, um zu widerlegen, dass sie ihre Zukunft tatsächlich bereits hergeschenkt haben. Denn so lange laufen die Verträge von Leonard und George noch. Beide haben zwar auch noch eine Spieleroption für die Saison 2021/22. Doch sollte der Titel in der kommenden Saison wieder verpasst werden, dürften beide sich anderweitig umschauen.

Der Druck wird dabei noch weiter steigen - auch für Rivers, der 2008 mit den Boston Celtics den Ring holte und das Gleiche seit nunmehr sieben Jahren vergeblich mit den Clippers zu wiederholen versucht.

Mehr noch: Der 58-Jährige gab nunmehr zum dritten Male einen 3:1-Vorsprung in den Playoffs aus den Händen - wie 2003 mit den Orlando Magic (1. Runde gegen die Detroit Pistons) und 2015 mit den Clippers um Blake Griffin (Halbfinale der Western Conference gegen die Houston Rockets). Dieses Kunststück hat kein anderer Coach in der Geschichte geschafft.

Immer dann, wenn die Clippers auf dem Vormarsch schienen, setzte es einen Tiefschlag - was sie bis heute nie aus dem Schatten der namhaften Lakers heraustreten ließ.

Der Makel einer Verlierer-Franchise, die nun erneut die Chance vergab, es allen Kritikern zu zeigen, haftet umso stärker an, als dass es nun nicht einmal zum direkten Duell mit dem Stadtrivalen reichen sollte.

Magic Johnson sah es bei Twitter denn auch so: "Los Angeles gehört den Lakers. Das wird sich nie ändern."