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Haben die Bayern den falschen Hernández gekauft?

Haben die Bayern den falschen Hernández gekauft?

Theo Hernández greift symbolisch regelmäßig zum Telefon. Immer nach seinen Treffern feiert der Star vom AC Mailand mit dieser Geste.

Auf einen Anruf einer bestimmten Person wartet er jedoch bis heute vergebens: Didier Deschamps. Frankreichs Nationaltrainer lud Hernández nie zu einem Länderspiel ein. Kurios: Stattdessen spielt ausgerechnet sein Bruder Lucas vom FC Bayern bei der Équipe Tricolore meist auf dieser Position. Im Aufgebot des Weltmeisters standen zuletzt zudem Lucas Digne (Everton) oder Benjamin Mendy (ManCity).

Für viele ist das unerklärlich. Hernández, der auch für Spanien spielberechtigt wäre, gilt bei einigen Experten aktuell als bester Linksverteidiger der Welt.

Während sich sein großer Bruder bei den Bayern immer noch Schritt für Schritt in Richtung Topform kämpft, hat sich Theo längst als Überflieger entpuppt. Ketzerisch könnte man fragen: Haben die Münchner im Sommer 2019 den falschen Hernández gekauft, als sie 80 Millionen Euro für Lucas hinblätterten?

Theo selbst sieht sich auf einem guten Weg, nicht nur den Bruder zu überflügeln. "Ich arbeite jeden Tag dafür, um mich zu verbessern und der Beste zu werden", sagte er bei DAZN. Wenige Minuten vor dieser Aussage hatte der 23-Jährige seinen Klub mal wieder jubeln lassen. Gegen Lazio Rom sorgte der Linksfuß vor einer Woche mit einem Kopfballtor in der Nachspielzeit für den 3:2-Sieg. (SERVICE: Ergebnisse und Spielplan der Serie A)

Hernández mit neun Scorerpunkten

Dank des Defensivmannes grüßt Milan deshalb mit einem Punkt Vorsprung auf den Stadtrivalen Inter von Platz eins in der Serie A. (SERVICE: Tabelle der Serie A)

Während beim Spitzenreiter fast alle Augen auf Superstar Zlatan Ibrahimovic gerichtet sind, hat sich der Franzose zum zweiten großen Erfolgsgaranten entwickelt.

Fünf Treffer gelangen dem Mann von der linken Außenbahn bisher. Gegen Parma schnürte er beim 2:2 Mitte Dezember sogar einen Doppelpack. Zudem lieferte der Leistungsträger mit dem starken Antritt auch noch vier Assists in 20 Pflichtspielen. In der Serie A spielte Hernández in 13 von 14 Partien durch.

Auffällig dabei: Hernández ist ein Alleskönner. Er ist nicht nur der mit Abstand gefährlichste Verteidiger der Liga, sondern auch defensiv eine Bank.

Hernández: Defensiv bissig, offensiv glänzend

Als einziger Star aus Milans Hintermannschaft hat der Sohn des ehemaligen Profis Jean-Francois Hernández noch keinen groben Fehler vor einem Gegentreffer gemacht.

Zudem ist der Linksverteidiger mit dem großen Drang nach vorne auch ein richtig unangenehmer Gegenspieler - ähnlich wie sein Bruder Lucas.

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Die 19 erfolgreichen Grätschen bedeuten hinter David Calabria (30) Rang zwei in der Serie A. Die 15 abgefangenen Pässe sind Bestwert im Team.

Ein weiteres Indiz für die bissige Gangart: Hernández muss bereits nach dem 14. Spieltag seine erste Gelb-Sperre absitzen.

Marcelo war bei Real zu stark

Erlernt hat der Senkrechtstarter alle Stärken in der Jugend von Atlético Madrid. Schon früh galt er als Mega-Talent und wechselte 2017 für rund 24 Millionen Euro ausgerechnet zum Erzrivalen Real Madrid.

Dort war der Neuzugang aber nie erste Wahl und kam an Marcelo nicht vorbei. Lediglich 23 Pflichtspiele für die Königlichen schaffte der Nachwuchsmann und wurde deshalb 2018 an San Sebastian verliehen. "Ich kam sehr jung zu Real und hatte keine Einsatzminuten. Es war kompliziert, weil ich nicht das Selbstvertrauen hatte, das ich jetzt habe", erklärte der Star beim spanischen Radiosender Onda Cero.

2019 folgte schließlich für 20 Millionen Euro der Wechsel zum AC Mailand und der endgültige Abschied aus Madrid.

Die Karriere nahm seitdem richtig Fahrt auf. Mit einem aktuellen Marktwert gehört Hernández laut transfermarkt.de nach Alphonso Davies und Andrew Robertson und gemeinsam mit Renan Lodi, Andrew Robertson, Ben Chilwell und seinem Bruder Lucas zu den drittwertvollsten Linksverteidigern. Sein Marktwert beträgt laut dem Portal satte 50 Millionen Euro. Bei seiner Ankunft in Italien lag dieser noch bei 15 Millionen Euro.

Spielt Hernández für Frankreich oder Spanien?

Beim italienischen Traditionsklub half der Stammspieler in eineinhalb Spielzeiten entscheidend mit, dass es nach Jahren im Mittelmaß wieder an die Spitze geht. "Ich denke, ich habe aktuell den schönsten Moment meiner Karriere", erklärte Hernández bei Onda Cero. Der Linksverteidiger verkündete zudem: "Wenn ich könnte, würde ich für immer bei Milan bleiben."

Sein Vertrag bei Milan läuft noch bis 2024. Und spätestens bis dahin soll auch dieser eine Anruf bei ihm eingegangen sein von Deschamps.

Sollte übrigens Luis Enrique, Spaniens Nationalcoach am Apparat sein, würde er wohl eine klare Absage bekommen: "Ich will für Frankreich spielen. Das habe ich immer gesagt."