Hachings Volleyballer sind wieder da

Es waren rauschende Volleyball-Nächte in Unterhaching. Mihai Paduretu erinnert sich gerne an diese Zeit, als er als Cheftrainer im weißen Hemd an der Seite stand und lautstark Anweisungen gab.

Unter seiner Leitung entwickelte sich Generali Haching zu einem Spitzenteam im deutschen Männervolleyball, ehe der Rückzug des Hauptsponsors das Bundesliga-Abenteuer 2014 beendete.

In der nächsten Saison ist der TSV Unterhaching wieder erstklassig - nach dem Ende des Projekts "Hypo Tirol AlpenVolleys Haching" auch wieder mit einem eigenen Team (Ausgewählte Spiele der Volleyball-Bundesligen LIVE im TV auf SPORT1 und im LIVESTREAM).

"Eigentlich wollten wir noch ein Jahr 2. Liga spielen und erst danach Bundesliga, doch dann kam der Vorschlag der VBL, uns jetzt schon für die 1. Liga zu unterstützen", sagt Paduretu im Gespräch mit SPORT1.

"Wir haben kurz überlegt und hatten auch Glück, dass wir einige kleinere Unternehmen finden konnten, die uns geholfen haben", sagt Paduretu. "Wir haben uns dann gesagt 'Okay, wir probieren es'."

Hauptsponsor steigt aus - Paduretu bleibt

2000 gelang dem Verein erstmals der Aufstieg in die Bundesliga, seitdem gelangen vier Pokalsiege, drei Mal wurde Haching Vizemeister. In der Saison 2010/2011 spielten die Hachinger in der Champions League. Die Gesichter des Erfolgs hießen damals unter anderem Patrick Steuerwald, Ferdinand Tille, Max Günthör. Und eben Paduretu.

Bis 2014 war der heute 53-Jährige, früher selbst ein erfolgreicher Zuspieler in seiner Heimat Rumänien, 17 Jahre lang der Trainer des Münchner Vorstadt-Klubs.

Nach Generalis Ausstieg blieb Paduretu dem Klub in neuer Position treu und bekleidete jetzt den Job des Geschäftsstellenleiters. "Die Möglichkeit zu wechseln, war schon da, sogar zu sehr guten Vereinen", verrät er. "Aber ich war immer glücklich in Unterhaching, meine Familie und ich fühlen uns hier weiterhin sehr wohl."

Seit 2014 wurde erfolgreich vermehrt auf die Jugendarbeit gesetzt, was zwei U20-Meistertitel beweisen. Heute stellt Haching mit 300 Mitgliedern eine der größten Volleyball-Abteilungen im Münchner Raum. "Die Abteilung ist gewachsen und platzt aus allen Nähten", sagt Paduretu und lächelt zufrieden. Der Hauptverein zählt knapp 4000 Mitglieder in 15 Abteilungen.

Kooperation mit Innsbruck

Ab 2017 spielte der Verein als zweite Mannschaft der deutsch-österreichischen Kooperation Hypo Tirol AlpenVolleys Haching in der 2. Liga Süd.

"Die Österreicher meldeten sich bei uns, wollten in der deutschen Liga spielen, weil sie zehn Jahre hintereinander Meister wurden und nun eine Lizenz brauchten", erzählt Paduretu, als SPORT1 ihn in Unterhaching besucht. Mit am Tisch sitzen Ehefrau Ofelia sowie die Kinder Jessica und Eric, der inzwischen in der ersten Mannschaft spielt.

Innsbruck brachte das Geld mit und die Hachinger übernahmen die Organisation. "Ich fand das ein spannendes Projekt und es war eine Erfahrung wert", betont Paduretu. Das erste Jahr sei "sehr kompliziert" gewesen, doch danach sei es immer besser geworden. "Wenn Corona nicht gekommen wäre, hätte diese Kooperation weiter Bestand."

Haching meldet für die 2. Liga

Nachdem sich die Innsbrucker im Frühjahr dieses Jahres aus dem Projekt verabschiedeten, meldeten sich die Hachinger für die 2. Liga an. Nur kurze Zeit später gab es dann die große Überraschung. Haching verkündete das Bundesliga-Comeback. Am 17. Oktober (20 Uhr) geht es mit dem Auswärtsspiel bei den Volleyball Bisons Bühl los.

Druck gibt es nicht, Haching setzt auf junge Spieler - der Schnitt liegt unter 20 Jahren - und nicht auf ausländische Stars. "Wichtig war, dass keine Mannschaft absteigen wird. Wir hoffen, dass wir sportlich mithalten können", meinte Paduretu.

Er hofft: "Das zweite Haus wird immer besser als das erste, das man baut."

"Keine One-Man-Show"

Paduretu räumt ein, dass es "keine One-Man-Show" sei, sondern ein "Gemeinschaftsprojekt". Er sei "nicht Herkules", habe gleich gemerkt, dass von allen Personen im Verein der Wille da war. "Auch von den ehrenamtlichen Helfern. Es reicht nicht, wenn nur einer das will. Auch der Bürgermeister und die Unterhachinger Firma Geothermie haben uns sehr unterstützt."

Sportlich werde das erste Jahr "eine schwierige Sache", aber "wir haben jetzt zwei Jahre die Chance, wieder Strukturen aufzubauen." Zuletzt habe Haching "viel geschafft, damit unser Etat erstligatauglich ist".

Paduretu ist glücklich: "Ich hatte immer im Hinterkopf, dass in Unterhaching wieder 1. Liga möglich sein kann. Es ist schon eine Riesen-Überraschung, dass uns das ausgerechnet in der Coronakrise gelungen ist."

Und weiter: "Ich spürte, dass wir das jetzt machen müssen, um etwas Positives aus dieser bedrückenden Zeit raus zu ziehen. Wir sind sehr stolz, dass uns das gelungen ist."

Steuerwald kehrt zurück

Denn es hätte ihn "genervt, wenn unsere Kids im Verein weggegangen wären. Sie können jetzt auch in Unterhaching eine Plattform bekommen, um sich weiterzuentwickeln und zu Vorbildern vor Ort aufschauen zu können."

Ein Vorbild ist Patrick Steuerwald, der in der neuen Spielzeit Hachings Cheftrainer ist. Der 34-Jährige spielte von 2006 bis 2010 und in der Spielzeit 2012/2013 in Haching und zuletzt für die United Volleys Rhein-Main (2017 bis 2019), ehe er als Co-Trainer beim VfB Friedrichshafen Erfahrungen sammelte.

"Ich bin sehr froh, dass Patrick Steuerwald wieder nach Hause gekommen ist, dort, wo er seine großen Erfolge feiern konnte. Wenn Steuerwald in der Halle erscheint, sind alle happy", sagt Paduretu. "Das ist genauso wie vor 20 Jahren."

Mit den AlpenVolleys war die Halle am Utzweg in der vergangenen Saison sehr gut besucht, das eine oder andere Mal sogar ausverkauft. Wegen der Coronapandemie wird das vorerst kaum möglich sein. Die Vorfreude auf die neue Spielzeit ist dennoch groß.

Paduretu will angreifen

Vorerst will sich Unterhaching in der Bundesliga etablieren, doch mittel- bis langfristig "ist alles möglich, wir wollen angreifen. Wir haben jetzt einen Pool aus vielen kleinen Sponsoren und nicht wie damals nur einen großen."

Dadurch sei "unsere Situation viel besser. Irgendwann hoffen wir auf einen richtig großen Sponsor, mit dem wir dann auch dauerhaft wieder ganz oben mitspielen können."

Dabei mithelfen soll auch Paduretus Sohn. "Eric ist da, weil er es verdient hat, er kam mit sieben Jahren in die Volleyball-Abteilung. Ich hätte das Ding aber auch unabhängig von ihm durchgezogen. Es ist ein schöner Zufall, dass Eric jetzt dabei ist."

Wer weiß: Vielleicht schreibt Haching schon bald ein neues sportliches Märchen.