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Hamilton hadert mit Strategie - und selbst Vettel wundert sich

Zehn Runden waren beim Großen Preis von Japan noch zu fahren, als Lewis Hamilton - zu diesem Zeitpunkt in Führung liegend - in die Boxengasse abbog.

Die Entscheidung sorgte für Verwunderung, fuhr Hamilton doch klar auf Siegkurs und hatte ein Polster von gut zehn Sekunden auf Teamkollege Valtteri Bottas. Auf Sebastian Vettel war der Vorsprung sogar noch einmal acht Sekunden größer.

Doch durch den Boxenstopp, der aus regeltechnischer Sicht nicht notwendig gewesen wäre, da Hamilton bereits beide Reifentypen gefahren hatte, fiel er hinter die beiden zurück. Im Anschluss konnte er aufgrund des Geschwindigkeitsvorteils von Vettels Ferrari auf der Geraden nicht mehr kontern und wurde nur Dritter. (Die Stimmen zum Großen Preis von Japan)

Mercedes-Strategie verwundert

"Was muss ich tun, um zu gewinnen?", hatte er kurz vor dem Stopp noch via Boxenfunk gefragt.

Eine Antwort war im TV nicht zu hören, doch es war ohnehin klar: Wäre Hamilton bis zum Ende des Rennens draußen geblieben, hätte er mutmaßlich den Sieg davongetragen. (DATENCENTER: Ergebnis des Japan-GP)

Seine Rundenzeiten waren auf dem Niveau seiner Verfolger, selbst einen nicht allzu eklatanten Einbruch der Pneus hätte er angesichts der Schwierigkeit des Überholens in Suzuka wohl relativ schadlos überstanden. Bottas hätte ihn vermutlich sowieso nur angreifen dürfen, wenn auch Vettel in Schlagdistanz gekommen wäre.

Wolff: "Wäre nicht ganz fair gewesen"

Doch da Mercedes zuvor Bottas auf Siegkurs liegend reingeholt hatte, um sich gegen Vettel zu covern, musste auch Hamilton kommen.

"Es war eine Überlegung wert", sagte Wolff zur möglichen Einstoppstrategie, "aber wir haben ja auch Valtteri mit der Strategie zurückgehalten. Also wäre es nicht ganz fair gewesen."

Bottas hatte zudem nach seinem zweiten Boxenstopp extra gefragt, ob auch Hamilton noch einmal in die Box komme, was ihm das Team zusicherte. Der Finne traute dem Frieden nicht und fragte noch einmal nach, ob das sicher sei, was ihm erneut bestätigt wurde. (Teamwertung der Formel 1)

Hamilton ist Frust anzumerken

Hamilton war der Frust während der obligatorischen Siegerinterviews nach der Zieldurchfahrt deutlich anzumerken. Relativ schmallippig und ohne ins Detail zu gehen, beantwortete er die Fragen von Ex-Pilot Paul di Resta.

Auf die Frage, ob er es ohne einen weiteren Stopp ins Ziel geschafft hätte, antwortete er etwas später: "Ich hätte es vielleicht mit besseren Anweisungen geschafft. Sie meinten, es wäre besser, eine Zweistoppstrategie zu fahren, weil der Reifenabbau so hoch war."

Hamiltons Stimmungslage blieb auch der Konkurrenz nicht verborgen. "Lewis klang nicht so glücklich mit seiner Strategie. Vielleicht wäre er mit einem Stopp besser bedient gewesen", sagte Vettel, der vom Boxenstopp des fünfmaligen Formel-1-Weltmeisters profitierte.

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"Hätte es ins Ziel geschafft"

Dieser Ansicht war auch Hamilton. "So wie ich die Reifen da beansprucht habe, würden die niemals bis zum Ende halten. Hätte man mir aber von Beginn an gesagt, dass wir den Stint strecken würden, dann hätte ich es wohl bis ins Ziel geschafft", mutmaßte der Brite.

Hamilton merkte auch an: "Die Strategie hätte besser sein können für mich. Wir hätten Platz eins und zwei holen können, aber darüber müssen wir hinter verschlossenen Türen reden."

Auf eine öffentliche Diskussion ließ sich der 34-Jährige zwar nicht ein, wo der Fehler aus seiner Sicht lag, machte Hamilton aber deutlich. "Ich habe alles gemacht, was ich konnte in der Situation, in der ich war", erklärte Hamilton auf die Frage, wie er Rang zwei hätte erobern können.

Hamilton beschwert sich mehrmals

Bereits während des Rennens hatte sich Hamilton mehrmals am Boxenfunk über die Strategie beschwert, da er deutlich später als Bottas und Vettel in die Box beordert wurde. Als er nach dem Stopp mit über 20 Sekunden Rückstand zurück auf die Strecke kam, fragte Hamilton irritiert: "Warum habe ich so viel Zeit verloren?"

"Der Reifenabbau ist viel höher als erwartet. Wir haben Zeit hinter Vettel verloren", antwortete ihm sein Renningenieur. Hamiltons Antwort: "Dann bin ich ja aus dem Rennen (um den Sieg, Anm. d. Red.)! Warum habt ihr mir keine harten Reifen gegeben? Könnt ihr mir das bitte erklären?"

Hamilton wollte aber am Ende kein großes Fass aufmachen: "Das (die Strategie, Anm. d. Red.) spielt doch jetzt keine Rolle mehr. Wichtig ist, dass Mercedes auf dem gleichen Level mit Ferrari ist und den Konstrukteurstitel geholt hat. Ich habe Respekt vor dem Team, was sie erarbeitet haben, und dass wir auf Kurs geblieben sind. Valtteri hat einen super Job gemacht."

Hamiltons Weg zum sechsten WM-Titel ist schließlich nicht gefährdet und er weiß, dass er die Unterstützung von Bottas im nächsten Jahr wieder gut gebrauchen kann. Da kann man dem Teamkollegen schon einmal einen Sieg gönnen.