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Hamilton? Das ist der wahre Grund für die Mercedes-Dominanz

Zwei große Ziele hat Lewis Hamilton noch.

Er will die meisten Grand-Prix-Siege in der Formel 1 einfahren und am häufigsten Weltmeister werden.

Dafür gibt der Brite alles. Je schneller er die Rekorde brechen kann, desto besser. In Budapest feierte er Sieg Nummer 86, nachdem er bereits eine Woche zuvor in Spielberg gewonnen hatte.

Macht er so weiter, kann er die magische Marke von 91 Rennsiegen ausgerechnet in Monza erreichen. In Italien also, wo immer noch derjenige am meisten verehrt wird, der diese Marke momentan noch hält: Michael Schumacher, fünfmaliger Weltmeister für Ferrari.

Insgesamt holte der Deutsche sogar siebenmal den Titel. Hamilton hat sechs Triumphe auf dem Konto. Und er wird keine Ruhe geben, bis er auch in dieser Wertung ganz oben steht.

Hamilton: "Freut ihr euch überhaupt?"

Auf der Jagd nach den Rekorden für die Ewigkeit kann man schon einmal vergessen, dass diese Siegesserie auch ihre Tücken hat. Sie ist mittlerweile so normal geworden, dass selbst bei Hamiltons Team Mercedes nur noch wenig Sieges-Enthusiasmus zu spüren ist.

"Manchmal komme ich ins Meeting und frage die Jungs: 'Freut ihr euch überhaupt, dass wir gewonnen haben?' Und es heißt nur: 'Ja, ja, sicher.'", erzählt Hamilton über den Erfolgsalltag bei den Silberpfeilen.

Er selbst müsse eigentlich auch "nur noch das Tempo kontrollieren", sagt der 35-Jährige. Er klingt dabei nicht gelangweilt, er strahlt.

Aber für die Konkurrenz und die Formel 1 allgemein kann diese Dominanz auf lange Sicht nicht gut sein.

"Wenn immer derselbe gewinnt, kann das negativ sein, auch für Mercedes. Man gewöhnt sich ja daran. Es ist selbstverständlich. Das sollte nicht sein, sie sollten kämpfen müssen. Das ist das Problem", sagt Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer bei SPORT1.

Vergleiche mit dem FC Bayern

In Sport-Deutschland drängt sich fast zwangsläufig der Vergleich zum FC Bayern im Fußball auf. Zum achten Mal in Folge holte sich der Rekordmeister in diesem Jahr den Titel. Mercedes wird - so viel kann man schon nach drei Rennen vermuten - nach dieser Saison zum siebten Mal in Folge den Titel bei den Konstrukteuren in der Formel 1 gewinnen.

Bereits jetzt hat das Team von Motorsportchef Toto Wolff mit 121 Punkten mehr als doppelt so viele Punkte gesammelt wie der "schärfste Verfolger" Red Bull (55). Vom langjährigen Rivalen Ferrari braucht man mit 27 Punkten gar nicht zu sprechen.

"Die sind nicht nur auf einem anderen Planeten - die fahren in einem ganz anderen Universum", sagte Sebastian Vettel am Samstag nach dem Qualifying resigniert. Der einzige Pilot, der Hamilton in diesem Jahr, den Titel streitig machen kann, sei nach Vettels Meinung Valtteri Bottas.

Für ihn und alle anderen Rivalen wäre das aber auch kein Trost: Bottas ist Hamiltons Teamkollege bei Mercedes.

Allison für Surer der entscheidende Mann

Dabei ist die Fahrerpaarung gar nicht so entscheidend, meint Surer und verweist auf ein anderes Erfolgsrezept der Silberpfeile.

"Ein Auto ist so gut wie seine Ingenieure. Das sieht man immer wieder in der Formel 1", betont der Schweizer mit Blick auf den Engländer James Allison, dem Technikdirektor der Silberpfeile: "Mercedes hat im Moment einfach das beste Team zusammen. Früher war das bei McLaren, und noch früher war das so bei Williams. Diese Teams haben auch über lange Jahre dominiert, weil da die besten Ingenieure zusammen waren."

Tatsächlich hat es eine so starke Dominanz eines Teams seit Ende der 1980er Jahre in der Formel 1 nicht gegeben. 1988 gewannen Ayrton Senna und Alain Prost 15 von 16 Saisonrennen im McLaren.

Auch Schumacher konnte im Ferrari Anfang der 2000er Jahre eine Ära prägen. Entscheidenden Anteil daran hatte hier ebenfalls ein Ingenieur-Genie aus Großbritannien.

"In Italien waren es doch immer die englischen Ingenieure, die Ferrari zu Weltmeisterschaften verholfen haben. Das beste Beispiel ist Ross Brawn", sagt Surer und liefert die Antwort auf die anhaltende Schwäche der Scuderia gleich mit: "Jetzt wursteln die Italiener selber vor sich hin, und das Resultat sieht man."

Surer scherzt: "Ingenieure versteigern"

Was aber tun, um die erdrückende Dominanz von Mercedes zu stoppen? Die beschlossene Budget-Obergrenze auf 135 Millionen Dollar pro Team bis 2023 hält Surer nur bedingt für die Lösung.

"Sie haben ja vorgearbeitet, sie haben Pläne, wie es weitergehen soll", sagt der 68-Jährige in Richtung Mercedes: "Wenn man das Geld reduziert, können sie nicht mehr so ausgiebig testen, beispielsweise im Windkanal. Aber das Auto wird dadurch nicht langsamer."

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Alles stehe und falle mit den Ingenieuren. Und um da etwas zu ändern bräuchte es schon revolutionäre Entscheidungen. "Vielleicht müsste man die Ingenieure auf den Markt werfen und dann kann sie jeder ersteigern", schlägt Surer vor, schiebt aber nach: "Das ist natürlich ein Scherz."

Und so spricht auf absehbare Zeit erst einmal alles für Mercedes und die baldige Krönung der Rekordjagd des Lewis Hamilton.