Havertz' historischer Abend - und welchen Anteil Werner hatte

Havertz' historischer Abend - und welchen Anteil Werner hatte
Havertz' historischer Abend - und welchen Anteil Werner hatte

Voller Stolz präsentierte Kai Havertz den Henkelpott vor den 6000 mitgereisten Fans - so richtig fassen konnte der Matchwinner des FC Chelsea den großen Triumph kaum.

"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe so lange gewartet. Ich möchte meiner Familie, meinen Eltern, meiner Großmutter und meiner Freundin danken", sagte Havertz unmittelbar nach dem 1:0-Finalsieg gegen Manchester City bei BT Sport. "Ich habe 15 Jahre für diesen Moment gearbeitet."

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Azpilicueta adelt Chelsea-Matchwinner Havertz: "Rennt wie verrückt"

Viel mehr konnte der Nationalspieler zunächst gar nicht sagen, denn dann "crashte" Kapitän Cesar Azpilicueta das Interview - und stimmte eine Lobeshymne an: "Er war so ruhig. Und nicht nur das. Er rennt wie verrückt, deswegen hat er es verdient."

Und einen besseren Zeitpunkt für seine Torpremiere in der Champions League hätte sich Havertz kaum aussuchen können. Nach einem sehenswerten Spielzug und einem Traumpass von Mason Mount umkurvte Havertz in der 42. Minute City-Keeper Ederson, blieb mit etwas Glück in Ballbesitz und schob den Ball ins leere Tor. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)

Mit seinem Bruder habe er früher im heimischen Garten "gefühlt jedes Champions-League-Tor nachgespielt", erzählte der gebürtige Aachener bei Sky: "Jetzt mache ich das 1:0. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist einfach unfassbar!"

Havertz dankt Familie mit emotionalen Worten

Zusammen mit seiner Freundin Sophia Weber stemmte Havertz den Pokal in den Nachthimmel von Porto.

"Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung. Seitdem ich fünf, sechs bin, erinnere ich mich an jedes Champions-League-Finale. Jetzt stehe ich hier. Meine Familie ist im Stadion, meine Eltern gucken, meine Oma guckt von zuhause zu. Denen habe ich alles zu verdanken, das ist einfach ein unfassbares Gefühl", sagte der 21-Jährige und dachte in bewegenden Worten auch an seine verstorbenen Großeltern: "Leider ist meine Oma mütterlicherseits die einzige, die noch übrig ist, aber ich glaube, die anderen gucken vom Himmel aus zu. Sie haben mir vieles beigebracht."

Bereits als Vierjähriger machte Havertz bei Alemannia Mariendorf seine ersten fußballerischen Schritte, ehe 2009 mit dem Wechsel zur Jugend von Alemannia Aachen und 2010 dem Schritt zu Bayer Leverkusen die Karriere des hochtalentierten Offensivspielers richtig Fahrt aufnahm.

"Meine Eltern haben mich zu jedem Turnier gefahren damals. Mein Bruder und meine Schwester waren immer dabei", dankte Havertz auch seiner Familie für die Unterstützung.

Havertz hat "fußballerisch alles, was man braucht"

Bei seinem Weg durch die deutschen U-Mannschaften war DFB-Nachwuchs-Cheftrainer Meikel Schönweitz Havertz' regelmäßiger Begleiter, kaum einer kennt dessen Fähigkeiten besser.

"Er hat fußballerisch alles, was man braucht", erklärt Schönweitz bei SPORT1 - und fügt hinzu: "Kai hat dazu das Glück gehabt, dass er nicht zu früh zu sehr gehypt wurde, dass andere Jungs in seinem Jahrgang erst mal ein bisschen weiter vorne waren, was die Aufmerksamkeit anging. Er ist einfach ein total bodenständiger, klarer Typ, der ein gutes Elternhaus und ein gutes Umfeld hat, der sich nie wichtiger genommen hat, als er war, und der sich nur auf den Fußball konzentriert hat."

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Der Wechsel im vergangenen Jahr von Leverkusen zum FC Chelsea war vor dem Hintergrund ein richtig großer Schritt. "Jetzt ist natürlich auch um ihn einiges passiert, und das ist an ihm auch nicht spurlos vorbeigegangen. Wenn du mit 20 Jahren auf einmal 100 Millionen wert bist, dann musst du das auch erst einmal verarbeiten", sagte Schönweitz über seinen früheren Schützling.

Im Finale zahlten sich für Havertz vor allem die Torschussübungen mit seinem Bruder im heimischen Garten aus.

Havertz schreibt mit Champions-League-Tordebüt Geschichte

Im 20. Champions-League-Spiel seiner Karriere gelang Havertz sein erstes Tor. Er war damit der erste Premierentorschütze in einem Finale der Königsklasse seit Ilkay Gündogan 2013, damals noch im Trikot von Borussia Dortmund gegen den FC Bayern (1:2). Mit 21 Jahren und 352 Tagen war Havertz zugleich laut Opta der jüngste deutsche Finaltorschütze seit Lars Ricken, der im Endspiel 1997 gegen Juventus 20 Jahre und 322 Tage alt war.

"Mason hat den Ball gut behauptet, dann hat sich da irgendwie eine Lücke aufgetan. Das waren Millisekunden", erklärte Havertz später die Schlüsselszene - an der auch Timo Werner entscheidenden Anteil hatte.

Werner macht Havertz den Weg frei

Nach der Spieleröffnung von Torhüter Edouard Mendy leitete Ben Chilwell auf dem linken Flügel den Ball direkt weiter zu Mason Mount, der nach einer Drehung Havertz mit einem Steilpass auf die Reise schickte. Dass Havertz in der Mitte freie Bahn hatte, lag daran, dass Timo Werner mit einem geschickten Laufweg auf die linke Seite Innenverteidiger Ruben Dias aus der Formation zog.

"Den Laufweg von Timo Werner kann ich nicht oft genug ansehen. Viele Stürmer sind egoistisch, aber er geht nach außen und zieht den Innenverteidiger weg und so kann Kai allein auf den Torwart zulaufen. Super Spielzug!", schwärmte DAZN-Experte Sandro Wagner und hob Werners Anteil hervor: "Brutaler Laufweg von ihm. Das Tor gehört auch ihm, auch wenn man das zuerst nicht so sieht."

Der Torschütze selbst war jedenfalls froh, dass er in der Szene an City-Keeper Ederson vorbeikam und den Ball dann auch im leeren Tor unterbrachte: "Zum Glück habe ich ihn reingemacht, sonst wäre ich wieder der Depp gewesen."

Stattdessen wurde Havertz für die Blues zum Helden von Porto.