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Die Hertha-Bilanz: Das wurde aus den Windhorst-Plänen

Die Hertha-Bilanz: Das wurde aus den Windhorst-Plänen

Bei Hertha BSC Berlin geht es um das sportliche Überleben in der Bundesliga. Der Klub befindet sich nach 20 Spieltagen und mit nur 17 Zählern auf Rang 15. (Tabelle der Bundesliga)

Der letzte Sieg wurde ausgerechnet gegen den Stadtrivalen Union Berlin gefeiert. Das 3:1 stammt allerdings bereits vom 4. Dezember. Beim VfB Stuttgart will die Alte Dame den ersten Erfolg im Jahr 2021 perfekt machen. (Bundesliga: VfB Stuttgart - Hertha BSC, Samstag 15.30 Uhr im LIVETICKER)

Die Hertha kommt auch nach der Entlassung von Trainer Bruno Labbadia und der Rückholaktion von Pal Dardai weiterhin nicht zur Ruhe.

Die Situation weist einige Ähnlichkeiten mit der Lage vor zwölf Monaten auf. Damals trat Jürgen Klinsmann beim selbst ernannten "Big City Club" völlig überraschend und mit viel Wirbel als Trainer zurück. Am 13. Februar 2020 stellte sich deshalb Investor Lars Windhorst, der bereits 290 Millionen Euro seit seinem Einstieg im Sommer 2019 investiert hat, auf einer Pressekonferenz und verkündete große Ziele.

Aber was ist aus den Ankündigungen des Geldgebers geworden? SPORT1 checkt die wichtigsten Aussagen.

Die Pläne:

"Wir haben nicht investiert, weil wir wollen, dass alles so bleibt. Der Verein soll nach vorne gehen - aber mit Augenmaß und langfristiger Perspektive", hatte Windhorst angekündigt. Daraus ist aber nichts geworden. Zum Vergleich: Zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison hatte Hertha trotz der Unruhen bereits 22 Punkte gesammelt. Am Ende der Spielzeit stand mit 41 Zählern der zehnte Rang zu Buche. Sowohl die Punktemarke als auch die Position nach der Saison scheinen unrealistisch. Die sportliche Entwicklung stagnierte nicht nur, sie war sogar ein Rückschritt.

Vor allem das Augenmaß war bei der Kaderzusammenstellung das große Problem. Allein für Krzysztof Piatek und Lucas Tousart wurden zusammen rund 50 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Geliefert hat das Duo nicht. Überhaupt hat kaum ein Transfer in der Windhorst-Ära gezündet. Die Ausnahme ist der Brasilianer Matheus Cunha, der in der Hinrunde teilweise stark spielte.

Eine langfristige Perspektive hat die Mannschaft dennoch. Sie gehört zu einem der jüngsten Teams der Liga und kann sich noch weiterentwickeln. (Spielplan der Bundesliga)

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Die Ziele:

"Ziel kurzfristig ist der Klassenerhalt. Nächstes Jahr müssen wir in die europäischen Plätze kommen. Auf lange Sicht in Europa festsetzen", gab Lindhorst mit klarer Stimme aus. Von diesen Träumen ist die Hertha meilenweit entfernt. Zwar gelang der Klassenerhalt in der vergangenen Saison souverän. Doch die internationalen Plätze sind in dieser Saison bereits seit langer Zeit außer Reichweite gerückt - das liegt vor allem an der Transferpolitik und den vielen Fehlinvestitionen.

Zudem stellt sich die Frage, welche Konkurrenten Berlin um Europa zukünftig hinter sich lassen will. Der FC Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach scheinen die besten Plätze über Jahre hinweg unter sich auszumachen. Auch der VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt sind den Hauptstädtern aktuell weggezogen. Für die Europa-Träume muss also noch einmal eine große Summe investiert werden - allein um die Lücke zu schließen. Vor allem muss das Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Neuzugängen verbessert werden.

Die Dauer der Partnerschaft:

"Gehen Sie davon aus, dass es mindestens über zehn Jahre gehen wird, vielleicht auch 20 oder 30 Jahre", beruhigte der Investor die Fans damals. Trotz der alles andere als angedachten Entwicklung und dem Stillstand hat Windhorst zuletzt immer wieder seine Treue bekräftigt und sich klar zu dem Verein bekannt. Aktuell spricht viel für eine längerfristige Zusammenarbeit. (Alles zur Bundesliga)

Die Erfolgsaussichten:

"Es gibt keinen Grund und keine Ausrede, warum Hertha es nicht schaffen soll, in den nächsten Jahren in Europa mitzuspielen. Es ist das Fußballgeschäft und es gibt gewisse Zutaten, die man dafür braucht und eine Zutat habe ich jetzt dazu beigetragen", bemerkte der Tennet-Boss im Februar 2020. Klar ist: Ausreden lässt der Geldgeber in der Tat nicht gelten. Trainer Bruno Labbadia und Geschäftsführer Michael Preetz mussten aufgrund der Erfolglosigkeit gehen. Wer nicht liefert, hat bei Windhorst keinen Platz.

Der Investor musste mittlerweile aber einsehen, dass seine "Erfolgszutat" Geld einen guten "Koch" benötigt. Eine teure Mannschaft ohne genaue Analysen zusammenzustellen, bringt nicht viel. Trotz der nötigen finanziellen Mittel helfen Namen und hohe Ablösen allein nicht weiter. Trainer Pal Dardai hatte nicht umsonst als quasi erste Amtshandlung kritisiert, dass er keinen Führungsspieler hat. Mit Sami Khedira wurde nun ein solcher geholt.

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Die Geduld:

"Ich bin es gewohnt, dass Projekte sich verzögern", strahlte Windhorst vor einem Jahr eine Seelenruhe aus. Die hat er bisher trotz der Krise beibehalten. Stattdessen zeigte er sich sogar selbstkritisch und stimmte Klinsmann nach dessen Enthüllungs-Tagebuch über die Lage bei Hertha hinter den Türen sogar darin zu, dass es noch viele Baustellen gibt.

Öffentliche Kritik von ihm an den handelnden Personen gab es in seinen eineinhalb Jahren als Partner des Klubs nie.

Seit dem Doppel-Aus von Labbadia und Preetz ist aber deutlich: Auch Windhorsts Geduld hat ein Ende.

Die Machtfrage:

"Es geht nicht darum, Macht anzustreben. Es geht darum im Dialog zu stehen, auch im kritischen Dialog. Ich würde mich nur dann gezwungen sehen, mich stärker einzubringen, wenn von dem gemeinsamen Grundverständnis und dem Commitment komplett abgewichen wird", kündigte der Geldgeber damals an. Nun beobachten vor allem die Fans ganz genau, wie lange Windhorst noch relativ ruhig von außen zuschaut und ab welchem Punkt er sich aktiv einbringt und seine Wunschkandidaten als seine verlängerten Arme positioniert.

Offenbar hatte die sportliche Führung zuletzt aber den Windhorst-Weg verlassen und musste deshalb gehen. Mit dem vom "Performance Manager" zum Sportdirektor aufgerückten Arne Friedrich durfte nur ein langjähriger Fan-Liebling bleiben.

Fazit:

Windhorst hat sich seine Investition bei Hertha sicher ganz anders vorgestellt. Vor allem sportlich läuft es nicht. Der neue Reichtum hat den Klub in den ersten eineinhalb Jahren eher überfordert als in neue Höhen gebracht. Dafür kann Windhorst wenig.

Er steht jedoch zu seinen Ankündigungen und hält sich geduldig im Hintergrund auf und sorgt im Vergleich zu Investoren anderer Klubs trotz der Krise für keine zusätzlichen Schlagzeilen.