Hoeneß droht der Liga nach Meisterstück: Wieder mehr Dominanz!

Zwei Tage frei. Ausschlafen und ausnüchtern an diesem Sonntag, nochmal ausschlafen und regenerieren am Montag. Die Meister-Bayern haben von ihrem Meister-Trainer ein fürstliches Geschenk bekommen: Training erst wieder am Dienstag. Dann startet die Vorbereitung auf das Pokalfinale gegen RB Leipzig (25. Mai), dann beginnt die Operation Double.

Der FC Bayern ist zum siebten Mal in Folge Deutscher Meister. (Bild: Getty Images)
Der FC Bayern ist zum siebten Mal in Folge Deutscher Meister. (Bild: Getty Images)

Aus der Allianz Arena berichtet Patrick Strasser

Die Pause wird nötig sein, denn die Bayern haben es richtig krachen lassen in der Nacht zum Sonntag in München nach dem furiosen 5:1 am letzten Spieltag gegen Eintracht Frankfurt. Bei der internen Feier ging es hoch her, mit Sanges- und Tanzeinlagen aller Art. Dieser Titel, die siebte Meisterschaft hintereinander, die 29. insgesamt, geriet schon am Nachmittag zur rauschendsten Feier, die die Allianz Arena je gesehen hatte.

Kein Wunder, nach zuletzt zwölf auswärts gewonnenen Meisterschaften und sechs, die schon mindestens einen Spieltag vor dem Saisonfinale bzw. weit vorher – im März oder April – klar waren. Und das nach einer Saison, in der man habe “viel leiden müssen”, wie Thomas Müller gestand und zu einem kurzen Fazit ansetzte. “Wir haben im Herbst nicht an unsere Leistungsstärke herangereicht, die unser Ziel und unser Anspruch ist. Wir hatten so viel Stress und Ärger in diesem Jahr, sind von neun Punkten Rückstand zurückgekommen - mehr geht nicht.” Hoch die Schale, hoch die Tassen.

Märchenhafter Abschied für Robbéry

Zu einer echten bayerischen Party gehört viel Weißbier, ob in die Kehlen oder über die Köpfe geschüttet. Aber diesmal auch mit vielen Emotionen und Tränen. Vor allem wegen der scheidenden Altstars Franck Ribéry und Arjen Robben, die – wie im kitschigsten Märchen – beide als Einwechselspieler ihr Abschiedstor erzielten. Das 4:1 und 5:1. Zuvor hatten Kingsley Coman (4.), David Alaba (53.) sowie Renato Sanches (58.) auf 3:1 gestellt, nur nach Sébastien Hallers Ausgleich (51.) war es kurz kribbelig in München, weil Verfolger Borussia Dortmund in Gladbach führte. Doch dann beschenkten sich die Oldies selbst, “wie in einem Hollywood-Film”, so der überglückliche Präsident Uli Hoeneß.

Bilder: So emotional feierten die Bayern Schale und Robbery

Die ganze Mannschaft feierte Ribéry (36) und Robben (35) für ihre Tore, die Fans für deren zwölf bzw. zehn Jahre in München. “Mir war wichtig, nochmal zu spielen, ich war nur heiß auf das Spiel - und jetzt kommt alles raus”, sagte Robben und gab zu: “Die Tränen waren schon ein paar Mal da heute.” Die Schale, überreicht von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, durften Ribéry, Robben und Rafinha (33), der nach acht Jahren geht, gemeinsam entgegennehmen. Ribéry, mit neun Meisterschaften nun Rekordhalter in der Bundesliga, heulte hemmungslos. Auf der Tribüne erwischte es auch Hoeneß. Der Präsident konnte schon bei der Einwechselung von Ribéry, dessen Ziehvater er immer war, seine Tränen nicht zurückhalten, weinte beim Tor zum 4:1 hemmungslos.

Die Wende im Fall Kovac?

Seinen ganz persönlichen Moment des Tages, nein der gesamten Saison, hatte Niko Kovac noch während des Spiels, rund zehn Minuten vor Spielende gegen seinen Ex-Klub Eintracht Frankfurt. Es stand bereits 5:1, das Ding war durch, Bayern Deutscher Meister. Da begann die Südkurve seinen Namen zu skandieren. “Niiii-ko Kovac!” Laut, immer lauter. Tausende auf den Tribünen stimmten ein und feierten den Meister-Trainer mit “Du bist der beste Mann!”.

Kovac spürte die Vibrationen dieses besonderen Moments, genoss die Ovationen, feierte diese, seine Sekunden. Pure Genugtuung. Er bedankte sich, zeigte Richtung Kurve den Daumen nach oben und winkte voller Stolz. Zum Abschied? Am Freitag hatte das Online-Portal Spox berichtet, dass der gebürtige Berliner in jedem Fall nach Saisonende gehen muss – selbst als Meister oder gar als Doublegewinner.

Wenig später, als der 47-Jährige die Meister-Medaille umhatte, reckte er immer wieder die Faust in den Himmel, winkte seinen Lieben auf der Tribüne. Es ist sein größter Erfolg. Es ist seine Schale. In seinem casual Outfit stand er da, glückstrahlend und mit klebrigem Weißbier am Körper. Neun Punkte Rückstand im Winter auf Borussia Dortmund, nun zwei Zähler Vorsprung auf den BVB ins Ziel gerettet, alle internen und externen Störfeuer überwunden und am Ende ein Champion. Denn nun steht Kovac auf einer Stufe mit der Lichtgestalt des deutschen Fußballs. Richtig gelesen: Kovac ist gleich Kaiser. Denn in der titelreichen Vereinshistorie des FC Bayern war es bisher nur Franz Beckenbauer gelungen, als Spieler (1969, 1972, 1973, 1974) UND als Trainer Meister zu werden.

Kovac: "Ich bin davon überzeugt, dass es weitergeht"

Aber bleibt Kovac? Zu den Gerüchten über seinen feststehenden Abschied sagte er. “Ich bin davon überzeugt, dass es weitergeht.”Und an anderer Stelle: “Ich rede mit meinen Chefs, ich habe ja drei. Wenn man miteinander redet, hört man heraus, in welche Richtung es geht. Ich glaube, dass ich das richtig interpretiert habe.” Hoffentlich – für ihn. Also noch einmal nachgehakt wurde, wie es nun tatsächlich weitergehe, antwortete er: “Ja, aber wir sind Deutscher Meister.” War das die Bedingung der Bosse?

Hoeneß meinte: “Ich habe immer gesagt, ich beteilige mich nicht an dieser Diskussion. Das mache ich heute auch nicht. Sie werden zu dem Thema von mir nichts hören.” Ist Kovac nächste Saison Trainer, wurde Sportdirektor Hasan Salihamidzic gefragt. Seine Antwort: “Die Fakten sprechen dafür, ja.”

Dieser 18. Mai 2019, diese Doch-Noch-Meisterschaft, eingefahren am letzten Spieltag, könnte der Wendepunkt im Hickhack um den zähen und widerstandsfähigen Coach sein, der trotz seines Vertrags bis 2021 gefühlt nur noch auf Abruf im Amt war.

Sprach vom beinahen Herzstillstand ob des kalten Biers: Niko Kovac. (Bild: Getty Images)
Sprach vom beinahen Herzstillstand ob des kalten Biers: Niko Kovac

Das Votum der Fans war jedenfalls eindeutig. Ein klares öffentliches Bekenntnis der Bosse zu ihrem Meister-Trainer gibt es jedoch nicht. Kaum wurde die Meisterschaft eingefahren, dachte Hoeneß an die nächste Saison – und die nächsten Titel. “Ich glaube nicht, dass es ein Dauerzustand ist, dass wir bis zum letzten Spieltag warten müssen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es - wenn die neue Mannschaft erstmal etabliert ist – möglich sein müsste, wieder früher Meister zu werden.” Eine Drohung an den BVB und den Rest der Liga.

Hoeneß: Keine weiteren Transfers über 80 Millionen

Dafür wird kräftig investiert. Doch nach den feststehenden Transfers von Benjamin Pavard, der für 35 Millionen Euro vom VfB Stuttgart kommt, und Lucas Hernández (für 80 Millionen Euro von Atlético Madrid) werden kleinere Brötchen gebacken: “Wir sind hier nicht beim Monopoly, wir sind ein Fußballverein. Wir haben mit 80 Millionen eine Grenze erreicht, und ich glaube nicht, dass wir die bei weiteren Transfers übertreffen werden.”

Damit wären Bundesliga-Stars wie Timo Werner (RB Leipzig) und Kai Havertz (Leverkusen) machbar, Weltstars wie Antoine Griezmann (Atlético) oder Leroy Sané (Manchester City) jedoch nicht.