Darum ist Hrubesch für den HSV ein Volltreffer

Auf diese Nachricht haben die Fans des Hamburger SV viele Jahre sehnsüchtig warten müssen. Nachdem Sport1 bereits am Donnerstag über Gespräche mit der Klub-Legende Horst Hrubesch berichtet hatte, folgte nur einen Tag später die offizielle Bestätigung: Hrubesch kehrt zum HSV zurück.

Der 69-Jährige übernimmt die Rolle als Direktor Nachwuchs und soll sich in Zukunft um die Talentförderung bei den Rothosen kümmern. "Ich habe in den Gesprächen den Eindruck gewonnen, dass der HSV jetzt den richtigen Weg eingeschlagen hat. Es geht im Fußball nicht um kluges Reden, es geht um harte Arbeit, um Fleiß, Geduld und Überzeugung. Nur damit kann man weiterkommen", wird Hrubesch auf der Vereinshomepage zitiert.

Hrubesch lebt Fleiß, Geduld, Überzeugung vor

Für den HSV ist diese Personalentscheidung aus mehreren Gründen ein Volltreffer. Kaum ein anderer hat in seiner Karriere die Werte Fleiß, Geduld und Überzeugung besser vorgelebt als der ehemalige Stürmer. Sowohl als Spieler als auch später als Trainer machte sich Hrubesch mit Disziplin und Charakterstärke in ganz Europa einen Namen.

Seinem ehemaligen Klub und neuem Arbeitgeber fehlt es an allem: Der HSV ist nach zwei verpassten Aufstiegen in Folge auf dem Weg zum blassen und grauen Zweitligadurchschnitt ohne Profil und Idee für die Zukunft. Hrubesch vereint genügend Strahlkraft und vor allem Glaubwürdigkeit, um das Gesicht und Aushängeschild eines neuen Weges zu werden.

Hrubesch: "Der HSV braucht eine Philosophie"

Das wird die Statik in der Führungsetage beim HSV zwangsläufig verändern. Trotz seines offiziellen Titels als Nachwuchsdirektor geht Hrubeschs Aufgabe weit über die Talentförderung hinaus.

"Der Hamburger SV braucht eine Philosophie, die ohne Wenn und Aber gelebt wird. Eine einheitliche sportliche Ausrichtung aller Teams, definierte Parameter bei der Ausrichtung und Vorgehensweise der Kaderzusammenstellungen", sagte der Europameister und Vize-Weltmeister in seinem ersten Interview. Als Klub-Legende ist Hrubesch vorerst unantastbar; sein Wort hat deutlich mehr Gewicht als das aller anderen Verantwortlichen zusammen.

Vielleicht öffnet die Personalie Hrubesch dem HSV sogar noch weitere Türen. Auf der Suche nach neuen Sponsoren und Geldgebern kann der Klub nun mit seinem Namen punkten. Das stärkt Hrubeschs ohnehin schon starke Stellung zusätzlich.

Bewegt Hrubesch Kühne zur Rückkehr?

Investor Klaus-Michael Kühne beispielsweise gilt als großer Fan des ehemaligen Stürmers. Die Gespräche mit Kühne liegen seit dem verpassten Wiederaufstieg auf Eis. Der Vertrag über die Rechte am Stadionnamen wurde nicht verlängert und lief kürzlich aus. Bislang wirkte das Konzept des HSV nicht überzeugend genug, um den 83-Jährigen wieder ins Boot zu holen. Das kann sich jetzt ändern.

Es wäre allerdings vermessen, die Erwartungen an Hrubesch und den HSV nun zu hoch zu hängen. Seine Verpflichtung ist vor allem ein Investment in die Zukunft, das sinnvoller angelegt ist als die meisten anderen Personalentscheidungen der letzten Jahre.

Doch auch für einen erfahrenen Mann wie Hrubesch ist die Aufgabe in Hamburg eine riesengroße Herausforderung und mit seiner Tätigkeit als Nachwuchstrainer beim DFB nicht vergleichbar. Hrubesch wird an der Entwicklung einer neuen DNA für den gesamten Klub mitarbeiten und kann nicht auf bereits gewachsene Strukturen zurückgreifen. Außerdem fehlt an allen Ecken und Enden das Geld. Mit Hrubeschs Rückkehr haben sich die Verantwortlichen erst einmal Zeit erkauft – vor allem aber einen Fachmann mit großer Reputation.