Instagram löscht Oben-Ohne-Foto von Schwarzem Plus-Size-Model

Nyome Nicholas-Williams hat eine Kampagne in den sozialen Medien inspiriert, nachdem ihre Fotos von Instagram entfernt wurden. (Foto: Kaye Ford)
Nyome Nicholas-Williams hat eine Kampagne in den sozialen Medien inspiriert, nachdem ihre Fotos von Instagram entfernt wurden. (Foto: Kaye Ford)

Ein britisches Model beschuldigt Instagram, Schwarze Plus-Size-Körper zu zensieren — und inspiriert damit eine Kampagne, die Aktionen von der Social-Media-Plattform fordert.

Die Influencerin teilte mehrere Bilder von sich, auf denen sie oben ohne posiert und ihre nackte Brust mit ihren Armen bedeckt. Diese Bilder wurden wiederholt von der Plattform entfernt.

Nyome Nicholas-Williams, die bereits für die italienische Ausgabe der Vogue und für Dove gemodelt hat, wurde Ende Juli von Alexandra Cameron fotografiert. Ein Bild fiel dabei besonders auf: Ein Foto von der 28-jährigen Londonerin, wie sie sich selbst auf eine friedliche Weise umarmt. Der Kopf ist zur Seite gelehnt, die Augen geschlossen und die Arme um ihren nackten Oberkörper geschlungen.

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Sowohl Nicholas-Williams als auch Cameron teilten das Foto im Internet und die Komplimente ließen nicht lange auf sich warten. Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer. Nicholas-Williams erzählt Yahoo Life, dass das Foto „innerhalb von fünf Minuten entfernt“ wurde, mit einem Hinweis, dass das Foto gegen die Regeln der Instagram-Community in Bezug auf Nacktheit und sexuelle Inhalte verstoße. Sie sagt, man hätte ihr dazu gedroht, ihre Seite ganz zu schließen. (Derselbe Beitrag auf Camerons Seite blieb länger online, aber wurde irgendwann auch gelöscht. Alle Versuche, das Foto erneut zu teilen, blieben erfolglos).

Ich habe noch nie ein Foto gemacht, wo man buchstäblich die Energie durch das Foto spüren kann… bis jetzt.

Danke @curvynyome, dass du einfach du selbst bist und mich das hast festhalten lassen. Du hast einfach alles, was ich fotografieren wollte, du BIST alles, was ich fotografieren will.

Ich empfehle euch allen, Nyome zu folgen und eure Unterstützung zu zeigen. Sie hat eine Reihe von Fotos von unserem Shooting hochgeladen und irgendein Arschloch meldet diese ständig, sodass Instagram sie löscht. Dieses Bild ist echt und mutig und wunderschöne Kunst. Scheiß auf diejenigen, die das nicht sehen können.

Aber Nicholas-Williams, die außerdem eine Instagram-Seite betreibt, die sich für ein gesundes Verhältnis zum eigenen Körper und für die psychische Gesundheit einsetzt, gab nicht nach. Sie berichtete ihren mehr als 40.000 Abonnenten von der Sperre und beschuldigte Instagram, schwarze Körper zu zensieren, während provokative Fotos weißer Frauen auf der Plattform bleiben dürfen. Laut Nicholas-Williams widerspricht diese Doppelmoral Instagrams Bemühungen, sich für Rassengerechtigkeit einzusetzen (siehe: Das Versprechen von Instagrams Geschäftsführer Adam Mosseri, 100 Mio. USD in Unternehmen zu investieren, die Schwarzen gehören) und unterdrückt schwarze Urheber von Inhalten.

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„Warum werden weiße übergewichtige Körper als „akzeptabel“ und akzeptiert angesehen und schwarze übergewichtige Körper nicht?“, schrieb sie in einem leidenschaftlichen Instagram-Beitrag, in dem sie ein anderes Bild von ihrem Fotoshooting mit Cameron teilte. „Lasst uns das Narrativ verändern, das die Medien und die Modeindustrie uns schon viel zu lange vorgesetzt haben. Es stellt unsere Körper als etwas dar, das irgendwie falsch ist, auch wenn das nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte! Ich werde weiterhin die „Körpernormen“ in Frage stellen, die uns die Gesellschaft und die Modeindustrie aufdiktieren. Sie sollten längst veraltet sein.“

Mit der Hilfe von Gina Martin, einer Aktivistin, die es geschafft hat, das Upskirting in Großbritannien illegal zu machen, wurde die #IwantToSeeNyome Bewegung ins Leben gerufen. Allein auf Instagram gab es mehr als 1.000 Beiträge, die die Sperre verurteilten und auf die Vielzahl von Bildern hinwiesen, auf denen nackte weiße Frauen zu sehen sind.

Dieses Foto von @CurvyNyome von @alex_cameron wurde von @instagram konsequent drei Tage lang gelöscht, obwohl weiterhin Millionen von Nacktfotos weißer, schlanker Frauen zu sehen sind. Instagram löscht ständigt Schwarze dickere Frauen. Wir teilen ihr Foto mit dem Hashtag #IWantToSeeNyome auf Insta. Mach mit.

Die Kampagne hat funktioniert. Letzte Woche wurden die Bilder von Instagram freigegeben. Nicholas-Williams erzählt Yahoo Life, dass sie einen Zoom-Anruf mit zwei Vertretern der Firma hatte, die sich laut ihr entschuldigten und ihr recht gaben, dass die Bilder gar nicht erst hätten entfernt werden sollen. Dennoch habe sie das Gefühl, dass sie keine „klare Antwort“ dazu bekommen hat, warum gerade ihr Foto (von dem sie sagt, dass ihre Unterstützer immer noch Probleme haben, es zu teilen) ins Raster geraten ist.

„Es hätte nicht gelöscht werden sollen”, sagt sie gegenüber Yahoo Life. „Es gibt buchstäblich Tausende Fotos von weißen, dünnen Frauen, die deutlich mehr zeigen, aber diese Fotos werden nicht gelöscht. Ich habe eine Entschuldigung erhalten, aber die Entschuldigung war irgendwie lächerlich, denn mir wird immer noch von Nutzern erzählt, dass mein Bild gelöscht wird, wenn sie versuchen, es zu teilen... Etwas läuft weiterhin grundsätzlich falsch.“

Nicht nur durch den aktuellen Vorfall hat sie das Gefühl, dass der Black Lives Matter Bewegung oftmals mehr Worte als Taten folgen. In der letzten Woche hat sie ein Essay für Harper’s Bazaar U.K. verfasst. Hier erzählt sie von ihrer Entdeckung in diesem Sommer, dass eine weiße Künstlerin, die eine größeninklusive Modefirma leitet, ein Foto von Nicholas-Williams als Inspiration für ihre Kunst und ihre Produkte genutzt hat – und das, ohne ihr etwas dafür zu zahlen oder ihr Einverständnis einzuholen. Die Künstlerin hat mittlerweile ihren Instagram-Account pausiert, nachdem sie ein Statement veröffentlicht hat, in dem sie zugab, dass sie „Profit aus Schwarzen Körpern schlägt und es als inklusiv verkauft“, indem sie schwarze Menschen wie Nicholas-Williams ohne ihr Einverständnis zeichnet.

Nicholas-Williams sagt, sie sei frustriert von Unternehmen, die auf der Black Lives Matter „Welle mitreiten“ ohne aber irgendwelche bedeutungsvollen Änderungen anzustoßen.

Mittlerweile hat eine Sprecherin von Instagram gesagt, die Social-Media-Plattform wolle sich künftig besser mit „potenziellen Vorurteilen in unserem System auseinandersetzen“. Das Unternehmen gibt zu, dass das Arbeit ist, die „viel Zeit benötigen wird.“ Dazu zählen Möglichkeiten für Nutzer, Einspruch einzulegen und darum zu bitten, dass ein Bild, das wegen Verstoß gegen die Regelungen gemeldet wird, noch einmal begutachtet wird. Dazu kommen Initiativen, die Body-Positive-Bewegung zu unterstützen und die Algorithmen auf Vorurteile zu prüfen. Sie fügt hinzu, dass die Löschung von Nicholas-Williams Foto ein „Fehler“, aber kein Anzeichen dafür war, dass man sich auf bestimmte Inhalte fokussiert habe.

„Wir zensieren keine spezifischen Gruppen”, sagt Liza Crenshaw aus der Kommunikationsabteilung von Instagram gegenüber Yahoo Life. „Wir wurden durch die vielen Menschen, die Instagram nutzen und sich mit anderen zum Thema Body Positivity verbinden, sogar ermutigt. Unsere Teams prüfen täglich Tausende von Beiträgen und machen dabei manchmal Fehler. Sobald wir bemerkt hatten, dass @curvynyomes Inhalt fälschlicherweise gelöscht worden war, haben wir den Beitrag wiederhergestellt und dies auch bei verwandten Beitragen getan. Wir haben auch sichergestellt, dass weitere Beiträge dieser Art nicht gelöscht werden. Unser Fehler und der Stress, den er verursacht hat, tut uns leid.“

Nicholas-Williams hingegen sagt, dass sie künftig wahrscheinlich keine freizügigen Fotos von sich teilen werde, um ihren „Punkt zu beweisen“. Sie werde sich aber auch nicht zurückhalten oder sich damit zufriedengeben, wegen ihrer Kleidergröße oder ihrer Hautfarbe anders behandelt zu werden.

„Ich bin es ehrlich gesagt leid, weiterhin über Dinge sprechen zu müssen, die nicht passieren sollten. Zum Beispiel, dass meine Bilder entfernt werden, weil ich Schwarz bin, weil ich dick bin, weil ich mich selbst liebe“, sagt sie. „Wir schreiben das Jahr 2020 und diese Dinge passieren immer noch. Wir spielen nirgendwo nach denselben Regeln und der Mangel an Transparenz auf Plattformen wie zum Beispiel Instagram sagt viel aus. Wenn wir etwas davon gelernt haben, dann, dass wir uns nicht weiterbewegt haben, was nichts Neues ist. Aber das ist so eklatant offensichtlich.“

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