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Ittrich: "Fingerspitzengefühl ist Bruch der Regeln"

Eine neue Saison in der Bundesliga bedeutet auch immer Anpassungen bei den Regelungen. Ein Brennpunkt ist mal wieder die Dauer-Baustelle Handspiel, allerdings nimmt auch der Umgang zwischen Schiedsrichtern, Spielern und Verantwortlichen der Klubs eine entscheidende Rolle ein.

"Wenn wir alle respektvoller miteinander umgehen, dann wird es angenehmer für alle", erklärte Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich im CHECK24 Doppelpass bei SPORT1 den Grund für den neuen Maßnahmenkatalog, der in der anstehenden Spielzeit zum Einsatz kommt.

Dieser stellt eine Erweiterung der Regelungen dar, wie die Einführung von Karten gegen Team-Offizielle. "Da war das Geschrei am Anfang auch groß, dass man seinen Job nicht mehr machen kann. Das hat sich alles nicht bewahrheitet", sagte Ittrich.

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Um den respektvollen Umgang zu gewährleisten, greifen die Schiedsrichter in nächster Zeit auf einen drei-Stufen-Plan zurück. Die drei Säulen erklärt Ittrich wie folgt: "Respekt vor dem Spiel, Respekt vor dem Gegner und Respekt vor dem Schiedsrichter. Ein Beispiel: Da liegt ein Spieler auf dem Boden, ich gehe zu ihm hin und schreie ihn vielleicht noch an - Gelbe Karte."

Ittrich zweifelt am sogenannten "Fingerspitzengefühl"

Das vielzitierte Fingerspitzengefühl sollte bei solchen Zwischenfällen laut dem Hamburger Referee möglichst keine Rolle spielen.

"Fingerspitzengefühl, wenn man es genau betrachtet, ist eigentlich ein Bruch der Regeln", sagte Ittrich: "Da heißt es: 'Der hat schon Gelb. Wenn du ihm jetzt wieder Gelb gibst ...' Da ist der Ermessensspielraum aufgehoben. Es gibt irgendwann eine Grenze und wenn diese Grenze überschritten wird, dann müssen wir agieren. Wenn man das an einem Spieltag so macht und am andere so - dann geht's auch nicht."

Trotz der schwierigen Aufgabe, die ein Schiedsrichter bei einem Bundesligaspiel zu bewältigen hat, liebt Ittrich seinen Job, wie auch der Titel seines Buchs verrät ("Warum ich es liebe, Schiedsrichter zu sein").

Für die nächsten Jahre wünscht sich der 41-Jährige, dass wieder mehr Menschen zur Pfeife greifen. "Ich bin hier, um dafür zu werben, dass wir das, was wir machen, aus Leidenschaft tun", sagte Ittrich: "Wir haben es in der Bundesliga geschafft, aus einem Hobby einen Beruf zu machen. Es ist ein Privileg und das versuche ich jedem jungen Menschen zu vermitteln. Wir haben nur noch 55.000 Schiedsrichter im Land. Ob es im Fußball ist, im Eishockey oder Handball - ich möchte, dass die Leute wieder Schiedsrichter werden. Diese Faszination ist eine Lebensschule."