Eine Jahrhundert-Karriere, die einen hohen Preis hatte

Eine Jahrhundert-Karriere, die einen hohen Preis hatte
Eine Jahrhundert-Karriere, die einen hohen Preis hatte

Sie nannten Gordie Howe einfach nur Mr. Hockey. Und das längst nicht nur in seiner Heimat Kanada, sondern überall auf der Welt - ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal für einen der größten Eishockey-Spieler aller Zeiten.

Heute vor 7 Jahren ist Howe im Alter von gestorben. Es war ein Tag der Trauer, nicht nur für seinen langjährigen Klub Detroit Red Wings und die gesamte NHL.

Howe war nicht irgendein ehemaliger Star, sondern ein Jahrhundert-Spieler, eine der prägendsten Figuren der langen Geschichte des Sports. Das Vermächtnis, das er hinterlassen hat, ist gewaltig - hatte gesundheitlich allerdings auch einen hohen Preis.

Gordie Howe war Wayne Gretzkys Vorbild

Jahrzehntelang galt Howe als bester Eishockeyspieler der Welt, bis sein Landsmann Wayne Gretzky kam und fast alle Rekorde des vielseitigen Angreifers brach. Einige hat er behalten.

Howe machte 1767 NHL-Spiele und damit mehr als jeder andere, auch seine 26 Spielzeiten sind unerreicht. Bei den Karrieretoren (801) ist er Zweiter hinter Gretzky (894).

Für den „Great One“ war Howe das große Vorbild, Gretzkys Nummer 99 lehnte sich an die 9 an, die Howes Markenzeichen war. Für Gretzky war Howe „der größte Eishockeyspieler der Geschichte“. Und er bezeichnete ihn nach dessen Tod auch als den „nettesten Mann, den ich je getroffen habe“.

Auch Gordie Howes Söhne wurden NHL-Stars

Howe, geboren in Floral/Saskatchewan, einer kleinen Gemeinde nahe Saskatoon. Er wuchs in der Zeit der Weltwirtschaftskrise vor dem 2. Weltkrieg als Arbeitersohn mit acht Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Ein Schlüssel zu seiner Extraklasse war die körperliche Stärke, die sich durch einen ungewöhnlich schnellen Wuchs schon in der frühen Kindheit entwickelte.

Er startete seine NHL-Karriere 1946 bei den Red Wings und blieb dem Klub bis 1971 erhalten. 1950, 1952, 1954 und 1955 holte er mit dem Team aus der Autostadt den Titel, später spielte der 23-malige Allstar noch für die New England bzw. Hartford Whalers.

Die kanadische Trainerlegende Scotty Bowman meinte einst, Howes Gegenspieler seien der Meinung gewesen, er habe „fast wie Superman“ gespielt.

Die Geschichte der Legende Howe war eine besonders langlebige: Als 45-Jähriger kehrte er an der Seite von Mark und Marty nochmal aufs Eis zurück, mit 52 Jahren spielte er ein letztes Mal in den NHL-Playoffs - mit grauen Haaren und wie zu seiner Zeit üblich ohne Helm. Als er 1997 als 69-Jähriger noch einmal für die Detroit Vipers in der IHL ein paar Sekunden dem Puck nachjagte, wurde er zum einzigen Eishockey-Profi, der in sechs Jahrzehnten spielte.

„Gordie Howe Hattrick“ wurde zum geflügelten Wort

Howe war sechsmal MVP und sechsmal Topscorer der NHL - und verkörperte das Image seiner Sportart auch mit einer gewissen Vorliebe für Keilereien.

Noch heute gibt es in der NHL das geflügelte Wort des „Gordie Howe Hattrick“: ein Tor, eine Vorlage und ein Faustkampf. Dabei, so haben die Statistiker festgestellt, schaffte er seinen eigenen Hattrick nur zweimal. Es heißt, dass er es auf mehr angelegt hätte - aber viele Gegenspieler den Kampf mit ihm gemieden hätten, aus Furcht vor seiner beeindruckenden Präsenz,

Bei seinen diversen Faustkämpfen habe er sich selbst nie die Nase gebrochen, betonte Howe einmal, „aber elf anderen“. Er habe immer an „pures Eishockey“ geglaubt, sagte er: „Dazu gehörte auch, dass ich während des Spiels jeden Gegenspieler hasste. Hinterher waren wir wieder Freunde.“

33 Jahre Eishockey ohne Helm hatten Folgen

Howes Liebe für das „pure Eishockey“ blieb nicht folgenlos für seine Gesundheit: „33 Jahre auf diesem Niveau ohne Helm zu spielen macht etwas mit einem“, berichtete Sohn Marty im Jahr 2012 dem Toronto Star - zu einem Zeitpunkt, als die Langzeitschäden schon deutlich spürbar waren.

Das Bewusstsein für die langfristigen Folgen von Kopfverletzungen stieg erst lange nach Howes Karriere-Ende an, aber das Risiko wurde Howe schon in jungen Jahren schmerzhaft bewusst. „In seinem ersten Jahr in der Liga ist er einmal so hart mit dem Kopf voran in die Bande geknallt, dass ihm ein Loch in eine Schädelseite gebohrt werden musste, um den Druck auf sein Gehirn zu lindern“, schilderte Marty Howe. Weitere Gehirnerschütterungen seien hinzugekommen.

Howe erreichte zwar trotzdem ein hohes Alter, seine Lebensqualität war jedoch lange beeinträchtigt: Mit Anfang 60 zeigten sich bei Howe Gedächtnisprobleme und schließlich auch psychische Probleme, später wurde Demenz bei ihm diagnostiziert. Howe benötigte jahrelange Pflege durch seine Kinder, erlitt 2014 auch zwei Schlaganfälle. Er verstarb am 10. Juni 2016, im Alter von 88 Jahren.

Tragisch: Auch Gordie Howes Frau Collen, mit der er 56 Jahre verheiratet war, starb 2009 nach jahrelanger Demenz. Sie hatte die Pick-Krankheit, eine seltene Form der degenerativen Erkrankung, die Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns zerstört. Ein Jahr vor Gordie war auch Bruder Vic gestorben, ebenfalls jahrelang in der NHL aktiv.

Mit Gordie Howes Tod verlor Amerika einen Volkhelden, für den Statuen und andere Gedenkobjekte gebaut wurden. Im Jahr 2025 soll eine große Brücke zwischen Detroit und Kanada eröffnet werden, die den Namen „Gordie Howe International Bridge“ tragen wird.