Ein deutsches WWE-Märchen wurde zum "Albtraum"

Sie suchte einen Mann bei der Dating-Show "Take me out" bei RTL, sie war Kandidatin beim "Supertalent", Teil der Bühnenshow bei opulenten Tournee von Rock-Legende Udo Lindenberg: Und überall, wo Jazzy Gabert auftritt, springt sie ins Auge.

Ihr eigentliche Leidenschaft gehört allerdings einer anderen Unterhaltungsform: dem Wrestling. Die 1982 in Berlin geborene Gabert war für eine Weile sogar Teil der weltgrößten Showkampf-Liga WWE.

Dort hatte sie 2017 die Herzen der Fans im Sturm erobert und ein kleines Märchen geschrieben - das letztlich aber unvollendet blieb.

Jazzy Gabert begeisterte WWE 2017 beim Mae Young Classic

Beim "Mae Young Classic", einem von WWE ausgerichteten Turnier in Orlando, sorgte Gabert im Juli 2017 für Begeisterung, als WWE sie damals als deutsche Vertreterin ins Rennen schickte.

Teil der Liga war sie damals noch nicht, konnte sich aber gute Chancen ausrechnen, einer zu werden: Siegerin Kairi Sane und die kurz danach verpflichtete Finalistin Shayna Baszler wurden feste Größen bei WWE - wie diverse andere Teilnehmerinnen (Lacey Evans, Candice LeRae, Rhea Ripley, Bianca Belair, Toni Storm uvm.).

Auch für Gabert sah alles gut aus, besser als für alle anderen sogar: Die Zuschauer vor Ort forderten nach dem Match gegen Abbey Laith (Kimber Lee) umgehend ihre Verpflichtung, Talentchef Paul Levesque (Triple H) lobte ihren Auftritt als "herausragend".

"Als ich angekommen bin und all die anderen, talentierten Teilnehmerinnen gesehen habe, dachte ich nicht, dass ich da besonders herausgestochen bin", berichtete Gabert später im SPORT1-Interview: "Ich habe einfach gedacht: Ich muss mein Bestes geben, noch eine Schippe drauf packen und einfach genießen."

Kurz darauf war Gabert schon für die Entwicklungsliga NXT im Einsatz, die späte Krönung eines turbulenten Wrestlerinnen-Lebens schien Gewissheit zu sein: Gabert ist seit 2001 Teil der Branche, feierte erste Achtungserfolge, als sie später durch den Aufbau großer Muskelmasse zur dominanten "Alpha Female" wurde - was ihr Türen in Europa, Nordamerika und Japan öffnete. Zeitweise versuchte sie sich auch als echte Kämpferin im Bereich MMA.

Es dauerte lange, bis sie von ihrer Berufung leben konnte: "Ich bin gelernte Kauffrau im Einzelhandel, war dann aber zum Beispiel auch Putzfrau, Barkeeperin, Security, habe im Dönerladen gearbeitet, im Krankenhaus, in der Tankstelle. Ich habe schon einiges hinter mir", schilderte sie SPORT1 (Jazzy Gabert im SPORT1-Interview: So half Bret Hart bei ihrem WWE-Märchen).

Seit 2019 aktiv bei NXT UK

Bei den medizinischen Tests für WWE bekam Gabert die erste Hiobsbotschaft: WWE-Arzt Dr. Joseph Maroon fand heraus, dass Gabert bereits drei Bandscheibenvorfälle im Nacken erlitten hatte. Die Liga zog daraufhin ihr Angebot zurück, wie Gabert im Dezember beim Podcast der WWE-Legenden Edge und Christian verriet.

Im Jahr 2019 folgte die nächste Wende: WWE gab die Verpflichtung Gaberts bekannt, sie bekam eine wiederkehrende Rolle bei NXT UK, dem England- und Europa-Kader von WWE, bei dem auch ihre Landsmänner Alexander Wolfe, Marcel Barthel (als Teil der Gruppierung Imperium) sowie Ilja Dragunov aktiv sind.

Den Weg auf die ganz große Bühne, die Hauptshows RAW oder SmackDown in den USA, ging Gabert am Ende aber nicht: Anfang 2020 verkündete sie ihr Aus bei WWE, sie erlebte nach eigenen Angaben viel Unschönes beim Europa-Ableger, der kurz darauf durch diverse Enthüllungen der #SpeakingOut-Bewegung in die Negativ-Schlagzeilen kam. Die taz zitiert sie mit den Worten, dass sie einen "Albtraum" erlebt hätte und "um ihr körperliches Wohl" gefürchtet hätte. Näher ausführen wollte sie es nicht.

Kurz nach ihrem Entschluss gab sie die Gründung einer neuen deutschen Liga namens Sirius Wrestling bekannt - widmet sich also nun der hiesigen Szene.