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Auf der Tribüne und fast weg - heute Champions-League-Sieger?

Auf der Tribüne und fast weg - heute Champions-League-Sieger?
Auf der Tribüne und fast weg - heute Champions-League-Sieger?

Während seine Teamkollegen mit der Nationalmannschaft in Seefeld mit der intensiven EM-Vorbereitung beginnen, geht es für Antonio Rüdiger noch einmal um alles.

In Porto kämpft der Verteidiger des FC Chelsea an der Seite von Timo Werner und Kai Havertz im Champions-League-Finale gegen Manchester City (Champions League: Manchester City - FC Chelsea am Samstag ab 21 Uhr im LIVETICKER) um Europas Fußball-Krone.

Daran, dass Rüdigers Name etwa eine Stunde vor dem Anpfiff auf dem offiziellen Spielberichtsbogen auftauchen wird, besteht kein Zweifel. Noch im Herbst vergangenen Jahres wäre damit aber nicht unbedingt zu rechnen gewesen. Geschweige denn, dass die Blues überhaupt das Endspiel der Königsklasse erreichen.

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Rüdiger blüht unter Tuchel auf

Doch die Ankunft von Thomas Tuchel, der Ende Januar auf den glücklosen Frank Lampard folgte, stellte den Wendepunkt für Chelsea in dieser Saison dar. Auch für Rüdiger. (Wie Guardiola Tuchel unterstützte)

Denn zu Saisonbeginn war der 28-Jährige unter Lampard außen vor, stand sogar vier Mal in der Premier League gar nicht im Kader. "Ich stand wirklich kurz davor zu gehen", sagte Rüdiger dem kicker. "Es war zum Start in eine Saison mit einer EM am Ende, und auch gegenüber dem DFB sah ich mich dann in der Pflicht, mich nach Alternativen umzuschauen, um genug Spielpraxis zu erhalten."

Fast wäre er dann schon beim noch von Tuchel trainierten Paris Saint-Germain gelandet. "PSG und Thomas Tuchel waren die ernsthafteste Option", berichtete Rüdiger. "Ich hatte auch Kontakt zu Tottenham Hotspur und José Mourinho, den ich als Trainer sehr schätze. Das kam dann aber letztlich nicht infrage."

Rüdiger geht in Topform ins Champions-League-Finale

Seit 2017 trägt der gebürtige Berliner und frühere Stuttgarter das Trikot der Blues, gewann mit dem Team 2018 den FA Cup und ein Jahr später die Europa League. Der Henkelpott wäre die Krönung. Es sei jedenfalls "zu 100 Prozent" das größte Spiel seiner Karriere, betonte der Innenverteidiger.

Und Rüdiger ist in Topform. Der 1,90 Meter große Abwehr-Hüne nimmt in Tuchels präferierter Dreierkette den halblinken Part ein. Tuchel setzt auf seinen Offensivdrang, immerhin ein Tor gelang ihm in dieser Spielzeit. (Spielplan und Ergebnisse der Champions League)

Auch defensiv ist er eine Bank. In der abgelaufenen Premier-League-Saison kommt Rüdiger auf eine starke Zweikampfquote von 74 Prozent. Bemerkenswert: In seinen 33 Pflichtspiel-Einsätzen in dieser Saison kam der Defensivspieler ohne eine einzige Gelbe Karte aus.

Kämpfer gegen Hass und Rassismus

Nicht nur auf dem Platz geht Rüdiger voran, auch abseits des Rasens steht er für eine klare Meinung. Sich selbst sieht er auch als Kämpfer gegen Hass und Rassismus.

Er werde diesen Kampf "für immer fortführen", schrieb Rüdiger in einem sehr emotionalen Beitrag für die Players' Tribune, "weil ich weiß, dass es Leute da draußen gibt, die sich kümmern und mich wirklich hören".

Für diese Menschen spiele er das Finale, denn "ihr seid diejenigen, die mit mir gelitten und geweint haben", schrieb Rüdiger. "Und wenn ich, so Gott will, den Pokal gewinne, gewinnt ihr den Pokal zusammen mit dem Jungen aus Neukölln."

Rüdiger berichtet von seiner harten Zeit als Jugendlicher in Berlin und üblen Beleidigungen, die er auch noch als Fußballprofi in Deutschland, Italien und England erleben musste. "Ich bin hier geboren, aber für manche Deutsche werde ich nie deutsch sein", sagt Rüdiger.

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Rüdiger genießt Löws Vertrauen

Bei der Nationalmannschaft genießt er das volle Vertrauen von Bundestrainer Joachim Löw. "Wir beide haben tatsächlich eine sehr spezielle Beziehung zueinander", sagte Rüdiger dem kicker. "Auf menschlicher Ebene." Auch deshalb wolle er Löw bei dessen letztem Turnier als Bundestrainer "den bestmöglichen Abschied bereiten". (Spielplan der Nationalmannschaft)

Nachdem Rüdiger zuvor im DFB-Dress nicht immer restlos überzeugen konnte, bewarb er sich zum Start der WM-Qualifikation vor allem in den Spielen gegen Island (3:0) und Rumänien (1:0) mit Nachdruck für die Rolle des Abwehrchefs. Gut möglich, dass sich Rüdiger diese Rolle bei der EM mit Rückkehrer Mats Hummels teilt - aber auf solche Begrifflichkeiten kommt es dem Chelsea-Star eh nicht an.

"Ganz ehrlich: 'Abwehrchef'! So was wird immer nur von außen reingetragen", sagte Rüdiger. "Beide müssen kommunizieren, egal, wer da spielt."

Zunächst steht ohnehin das Finale gegen Manchester City auf dem Plan. Und Rüdiger will auch da wieder mit Leistung vorangehen und im besten Fall anschließend den Henkelpott in den Himmel recken.