Ballert Pukki Finnland zur EM?

Noch nie konnte sich Finnland für eine Welt- oder Europameisterschaft qualifizieren. Doch die Chancen stehen nicht schlecht dieses Jahr. Die hälfte der Spiele in der Qualifikation der EM ist absolviert, Finnland steht aktuell auf dem zweiten Platz der Tabelle. Nur Italien marschiert erfolgreicher.

Am heutigen Sonntag kommt es zum direkten Duell: Finnland gegen Italien (ab 20:45 Uhr im Live-Ticker). Die Hoffnungen der Finnen ruhen dabei vor allem auf einem alten Bekannten der Bundesliga: Teemu Pukki.

Pukki als finnischer Hoffnungsträger

In fünf Spielen bei der EM-Quali steht Pukki bei vier Toren - lediglich im Hinspiel gegen Italien blieb Pukki ohne Torbeteiligung. Das soll sich im Rückspiel ändern.

Sein Trainer Simo Valakari ist von der Qualität des Kaders überzeugt: "Im finnischen Fußball passieren derzeit viele gute Dinge. Wir befinden uns auf einem Niveau, das wir noch nie zuvor hatten."

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Auch in der Premier League knipst Pukki wie die ganz großen: Fünf Treffer nach vier Spielen. Besser ist derzeit nur Serio Agüero von Manchester City.

Der rasante Aufstieg zum Goalgetter kommt überraschend.

Pukki wechselte ablösefrei zu Norwich City, einige Monate später war er mit 29 Treffern Torschützenkönig der Championship und außerdem Spieler des Jahres in der zweiten englischen Liga. Eine spektakuläre Entwicklung, denn zuvor war Pukki bei allen vielversprechenden Stationen durchgefallen.

Enttäuschung beim FC Schalke

Schon mit 18 Jahren hatte der Finne sein Heimatland verlassen, um sich dem FC Sevilla anzuschließen, bei dem er in zweieinhalb Jahren aber nur ein einziges Spiel für die erste Mannschaft machte.

Es folgte die Rückkehr in die Heimat, bis 2011 Schalke 04 auf den Mittelstürmer aufmerksam wurde und HJK Helsinki 1,5 Millionen Euro überwies, um ihn in die Bundesliga zu holen. Damals noch mit jugendlichem Aussehen und blonden Locken auf dem Kopf, eroberte der Finne auf Schalke schnell die Herzen der Fans.

Zum Fanliebling wurde Pukki eher durch sein Aussehen und den lustigen Namen, als durch konstant gute Leistungen - denn die konnten mit seiner Beliebtheit nie mithalten. Nach zwei Saisons und acht Toren in 47 Spielen folgte der Wechsel zu Celtic Glasgow.

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"Körperlich war ich nicht stark genug, um mich bei Celtic durchsetzen zu können", sagte Pukki im letzten Jahr dem Guardian. Das hat sich geändert. Nach vier weiteren Jahren in Dänemark bei Bröndby IF machte Pukki eine echte Metamorphose durch.

Pukki gelingt bei Norwich City der Durchbruch

Mit kurzen Haaren, einem stattlichen Bart, robustem Körperbau und vor allem ungeahnten Fähigkeiten, lehrte er den Verteidigern auf der Insel seitdem das Fürchten. Der Torjäger nahm seine starke Form aus der letzten Saison auch in die Premier League mit.

Im Auftaktspiel beim FC Liverpool (1:4) erzielte er den Ehrentreffer seiner Mannschaft und führte gleichzeitig eine beeindruckende Serie weiter. Der Ex-Schalker traf in jeder seiner letzten acht Spielzeiten mit seinem ersten Schuss aufs Tor - egal ob auf Schalke, bei Celtic oder jetzt bei Norwich.

Es folgte das Ausrufezeichen am Samstag, bei dem ihm als erstem Norwich-Spieler seit 1993 ein Hattrick in der Premier League gelang. Der einst schüchterne Pukki fiel mit selbstbewusstem Auftreten und einer unglaubliche Abschlussstärke auf. Seinen ersten Treffer erzielte er per sehenswertem Volley, vor den anderen beiden legte er sich den Ball nur kurz vor. Ein Tor mit rechts, eines mit links.

Bemerkenswert ist auch, dass sich Pukki eleganter bewegt, als man es von einem Spieler mit seinem stämmigen Körperbau erwarten könnte. Er überrascht mit schnellen Richtungsänderungen und nutzt jeden noch so kleinen Raum. Gegen Newcastle mussten die Verteidiger das Gefühl haben, Pukki würde regelrecht durch die Räume gleiten.

Farke schwärmt von Pukki

"Es war eine brillante Leistung von Teemu", schwärmte Trainer Farke nach dem Spiel und brachte noch einen weiteren Faktor ins Spiel: "Nicht nur wegen seiner Tore war er großartig, sondern auch wegen der Arbeit, die er für das Team erledigt hat."

Pukki arbeitet für seine Mannschaft, auch wenn er nicht der Spieler ist, der jeden Ball festmacht und seine Teamkollegen dann mit genialen Pässen in Szene setzt. Das braucht der 29-Jährige auch nicht, denn vor dem Tor ist er mittlerweile so eiskalt, wie die Winter in seiner Heimatstadt Kotka, einer Hafenstadt im Süden Finnlands.

Dort hoffen sie, dass das Märchen von Norwich weitergeht. Und das von Pukki, den sie Superpommittaja nennen. Den Super-Bomber.