Kane rettet Geheimfavorit England

Weil England schludrig mit seinen vielen Chancen umging, musste der Geheimfavorit gegen Tunesien unnötig lange zittern. Erst in der Nachspielzeit gelang Goalgetter Harry Kane die Entscheidung. Ein immens wichtiger Sieg für die Three Lions, die tapferen Tunesier wurden für einen leidenschaftlichen Kampf nicht belohnt.

Harry Kanes Doppelpack rettet England gegen Tunesien
Harry Kanes Doppelpack rettet England gegen Tunesien

Die Aufstellungen

England mit der erwarteten Aufstellung und im 3-5-2 mit Sterling und Kane in der Spitze. Im Tor Jordan Pickford, die vierte Nummer eins im vierten WM-Turnier nacheinander für die Three Lions. England mit einer sehr unerfahrenen Mannschaft, die elf Startspieler kamen auf gerade 248 Länderspieleinsätze, so wenige hatte eine englische WM-Mannschaft zuletzt vor 56 Jahren.

Tunesien sind Verteidiger Maaloul und Stürmer Khazri rechtzeitig fit geworden und beginnen. Der Außenseiter im gewohnten 4-2-3-1.

Der Spielverlauf

Anders als andere große Teams brauchte England nicht lange, um voll auf Touren zu kommen. Erst Lingar und gleich im nächsten Angriff Sterling vergaben zwei dicke Chancen, da waren noch keine fünf Minuten gespielt. Tunesiens Keeper Hassen verletzte sich bei der Szene mit Sterling und musste wenige Minuten später ausgewechselt werden – nachdem er unmittelbar vor Harry Kanes 1:0 auf die angeschlagene Schulter fiel.

Die englische Führung nach elf Minuten war überfällig, in der Folge schaltete Gareth Southgates Mannschaft aber eine Spur zurück und ließ Tunesien ein wenig verschnaufen. Die Nordafrikaner spielten nun einigermaßen auf Augenhöhe, gefährlicher blieb aber England vor dem gegnerischen Tor. Aus dem Nichts dann der aus doppelter Hinsicht schmeichelhafte Ausgleich: Zum einen deutete nur wenig darauf hin, zum anderen war der von Schiedsrichter Perez verhängte Elfmeter eher zweifelhaft. Ferjani Sassi war das ziemlich egal, der Mittelfeldspieler versenkte das Geschenk mit etwas Glück zum 1:1 (35.).

England zog sofort das Tempo wieder an und hatte noch vor der Pause zwei große Chancen. Erst köpfte Tunesiens Ben Youssef den Ball nach einer chaotischen Situation an die Unterkante der Latte, Stones trat beim Nachschussversuch am Ball vorbei. Fünf Minuten später traf Lingard den rechten Pfosten.

Nach der Pause hatte sich Tunesien besser auf die tiefen Anspiele der Engländer in die Spitze eingestellt und ließen den Gegner deshalb nicht mehr so leicht in den eigenen Strafraum eindringen. Zeitweise hatte Tunesien sechs Spieler in der letzten Linie und verteidigte massiv Breite und Tiefe. England fand immer weniger Räume im letzten Drittel und kam so kaum noch zu zwingenden Torchancen.

Die Partie plätscherte so dahin, weil Tunesien nicht wollte und England nicht so recht konnte. Aus dem Spiel heraus erarbeitete sich der Favorit keine nennenswerte Torchance mehr, allenfalls nach Standards kam so etwas wie Gefahr auf. Fast schon folgerichtig musste erneut ein Eckball herhalten, um England in der Nachspielzeit doch noch den Siegtreffer zu bescheren.

Der Schiedsrichter

Wilmar Roldan Perez aus Kolumbien bot eigentlich eine ordentliche Partiewandte aber oftmals zweierlei Maß an. Walkers Wischer gegen Ben Youssef reichte wohl eher nicht aus für einen Strafstoß, Perez zeigte trotzdem auf den Punkt. Auf der anderen Seite wurde Kane bei Standards gerne hart bearbeitet, Perez war das offenbar stets zu wenig für einen Foulelfmeter.

Der Gewinner des Spiels

Viel zu sehen war von Harry Kane in 94 Minuten nicht. Der Mittelstürmer war nicht besonders gut eingebunden ins englische Spiel, zeigte sich in den zwei entscheidenden Szenen aber zweimal hellwach: Beide Male staubte Kane nach einer Ecke ab. Es war der erste Doppelpack eines englischen Spielers bei einer WM nach Gary Lineker 1990. Und Kane hat gezeigt, dass er den Unterschied machen kann und ein Kandidat ist für die Torjägerkanone.