Kauft er sich im Fußball ein? Der Prinz mit Blut an den Händen

Newcastle United könnte in naher Zukunft um die Europapokalplätze oder gar den Titel in der Premier League kämpfen.

Möglich macht das die geplante Übernahme des Traditionsklubs durch den berüchtigten saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman "MBS", der mithilfe der Finanzmogulin Amanda Staveley an dem Deal arbeitet.

Die Geschäftsfrau, die einst beim Verkauf von Manchester City an Scheich Mansour als Strippenzieherin fungierte, bereitet laut britischer Medienberichte den Abschluss vor, der Mike Ashley, dem aktuellen Eigentümer der Magpies (dt. Elstern) 300 Millionen Pfund einbringen würde. Viel Geld für einen Verein, der vor der Coronakrise auf Platz 13 der Tabelle stand.

Bin Salman besitzt ein Schloss

Zwar investierte Newcastle bereits vor der Saison über 70 Millionen Euro in neue Spieler. Mit mäßigem Erfolg, wie es das Dilemma des Ex-Hoffenheimers Joelinton beweist, der für 44 Millionen die Bundesliga verlassen hatte. Mit einem Schlag wären die "Toons" konkurrenzfähig zu den Spitzenteams.

Denn bin Salman, der gleichzeitig Thronfolger, Verteidigungs- sowie stellvertretender Premierminister Saudi-Arabiens ist, verfügt über ein gigantisches Vermögen von rund 300 Milliarden Euro. Die saudische Königsfamilie wird insgesamt auf circa 1,25 Billionen Euro geschätzt.

Zum Privatvermögen des 34-jährigen bin Salman zählen unter anderem eine riesige Jacht sowie das Château Louis XIV, das er für den Weltrekordpreis von 285 Millionen Euro erwarb. Diese Zahlen machen deutlich, dass auch auf dem Transfermarkt die nächsten Rekorde fallen könnten - trotz Coronakrise. ESPN berichtet bereits von einem Interesse an Arturo Vidal vom FC Barcelona.

Journalist Khashoggi: Saudischer Kronprinz unter Mordverdacht

Doch bei einer genaueren Betrachtung der Person des Kronprinzen fallen schmutzige Details auf. Bin Salman steht unter starkem Verdacht, 2018 den Mord an dem kritischen Journalisten Jamal Khashoggi in der saudischen Botschaft in der Türkei, in Auftrag gegeben zu haben.

Regelmäßig bemängeln Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International die Beschränkungen der Pressefreiheit und von Frauenrechten in Saudi-Arabien - trotz der vielbeachteten Aufhebung des Fahrverbots.

MBS drängt mit Kalkül in den Sport

Zudem gibt es immer noch die Folterstrafe, obwohl der Kronprinz nach außen einen betont pro-westlichen, liberalen Modernisierungskurs samt Antikorruptionskampagne fährt. Zudem ist er maßgeblich für die kriegerische Eskalation im Jemen verantwortlich.

Solange die internationale Gemeinde sich weiterhin aber trotz allem an der Seite des reichen Ölstaates präsentiert, wird bin Salam, der wie ein Sonnenkönig haust, sein Geld im englischen Vereinsfußball glänzen lassen. Bei den Fans der Magpies könnte ihn eine Protestwelle in der nordenglischen Arbeiterstadt erwarten.

Bin Salmans Kalkül ist klar, Bisher engagierte sich vor allem das Emirat Katar im globalen Leistungssport. Mit den Kataris liegt Saudi-Arabien seit 2017 allerdings im Clinch. Offiziell, weil man Katar vorwirft, Terroristen in der Region aktiv zu unterstützen. Mit einem eigenen Engagement im Sport strebt MBS einen weiteren Imagegewinn im Westen an - und würde seinem Rivalen noch etwas in die Quere kommen.

Neymar? Stillt der Prinz die Gier der Elstern?

Newcastles Anhänger sind zwiegespalten. Zwar haben sie lange genug unter Ashley gelitten, der den viermaligen Englischen Meister in 13 Jahren zweimal in die zweite Liga geführt hatte. Die Fans kritisierten Ashleys schlechtes Management, protestierten mit Bannern und boykottierten vereinzelt die Spiele der Mannschaft im St. James‘ Park. Dennoch sehen viele den Einstieg der Saudis kritisch.

Viele Newcastle-Fans träumen dagegen von einem Aufschwung nach den Demütigungen. Fast wirkt es, als gäbe es eine neue Euphorie um den Klub wie ihn der fiktive mexikanische Fußballer Santiago Munez im Film "Goal" ausgelöst hatte.

Mit den bin-Salman-Millionen wären Transfers des Weltrekordhalters Neymar, der 2017 Paris Saint-Germain 222 Millionen gekostet hatte, oder seinen PSG-Kollegen Kylian Mbappé finanziell möglich. Alteingesessene Klubeigentümer wie der Scheich von ManCity aus Abu Dhabi oder Roman Abramowitsch, der russische Ölmilliardär des FC Chelsea, oder die Glazer-Familie bei Manchester United müssten vielleicht um ihre Vormachtstellung in der Premier League bangen.

Auch wenn nicht alles Gold ist, was beim saudischen Kronprinzen glänzt. Zumindest in den Träumen der Newcastle-Fans streben die Elstern diesem neuen Glanz entgegen.