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Ist Kimmich der bessere Thiago?

"Leroy, Leroy", rief Joshua Kimmich - deutlich vernehmbar - beim Stand von 6:0 für den FC Bayern im Eröffnungsspiel der neuen Bundesliga-Saison gegen den FC Schalke 04. Leroy Sané nahm daraufhin Tempo auf und Kimmich schickte den Neuzugang mit einem perfekten Pass. Ergebnis: Das 7:0 und vor allem das Debüt-Tor von Sané.

Eine Szene, die viele Eigenschaften von Kimmich aufzeigt, vor allem aber auch seine Qualitäten als Spielmacher im Mittelfeld offenbart. "Kein Thiago? Kein Problem!", schrieb die Daily Mail nach dem 8:0 Kantersieg.

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Kimmich glänzte dabei auf der Position, die er er nicht immer einnehmen konnte und durfte, da er wie zuletzt im Champions-League-Finalturnier immer wieder rechts hinten gebraucht wurde. Das soll sich nun aber ändern.

Mit Sergino Dest - der momentan noch bei Ajax Amsterdam unter Vertrag steht - ist der deutsche Rekordmeister mit einem lang ersehnten weiteren Rechtsverteidiger auf der Zielgeraden der Verhandlungen. Die Verpflichtung des 19 Jahre alten US-Amerikaners soll zeitnah verkündet werden, der Weg für Kimmich ins defensive Mittelfeld scheint frei.

Kimmich steht symbolisch für den Erfolg des FC Bayern

Auch die neue Rückennummer von Kimmich ist daher mehr als nur ein Fingerzeig. Der 25-Jährige übernimmt die vielsagende Nummer sechs, die durch den Abgang von Thiago zum FC Liverpool frei wurde. Mit dieser Nummer lief er bereits gegen Schalke auf und prägte dort das Spiel schon so wie Thiago zuvor - wenn nicht gar noch mehr.

Kimmich dirigierte aus dem Mittelfeld heraus seine Mannschaft und spielte einen genialen Pass nach dem anderen. Insgesamt brachte er 97 Prozent seiner Zuspiele zu einem Mitspieler. Dabei 42 von 43 in der gegnerischen Hälfte. Werte, die selbst Thiago selten erreichte.

Auch wenn es sich bei den Fußstapfen des Spaniers um äußerst große handelt, zweifelt an der Säbener Straße niemand daran, dass Kimmich das Zeug dazu hat, sie auszufüllen.

"So einen habe ich noch nicht erlebt. Er geht in jedes Spiel mit einer unglaublichen Winner-Einstellung", adelte ihn Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge bei Sky. Diese war auch beim Auftaktmatch gegen Schalke wieder zu sehen - und wie erwähnt auch zu hören.

Kimmich ist längst als Lautsprecher der Bayern bekannt, als einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt.

Aber eben auch als Spieler, der nach seinen Ansagen liefert. Mit seiner Einstellung steht er symbolisch für den unglaublichen Hunger, das Selbstbewusstsein und die Gier nach Weiterentwicklung und Erfolg - die Eigenschaften, die die Mannschaft im Moment besser als alle anderen Mannschaften Europas macht und den Klub zum Triple führten.

Auch neben dem Platz ein Leader

Zum Gesamtpaket Kimmich gehört auch sein Verhalten neben dem Platz. In seinen fünf Jahren in München hat er sich zum Fan-Liebling entwickelt und ist für die Bayern zur Werbe-Ikone und zu einem Aushängeschild geworden.

"Auch abseits des Platzes ist er ein ganz spezieller Bursche. Wir sind froh, dass wir solche Jungs in unserem Kader haben", sagte Rummenigge.

Der "spezielle Bursche" war mit Teamkollege Leon Goretzka einer der ersten Profis, die nach Einbruch der Corona-Pandemie mit "We Kick Corona" eine Hilfsaktion starteten. Andererseits war er laut Sané der "Nervigste" unter den Bayern-Akteuren, die den deutschen Nationalspieler zu einem Wechsel nach München überredet haben.

Die Rolle, die Kimmich mittlerweile beim FC Bayern einnimmt, ist wohl kaum groß genug einzuschätzen. Auf und neben dem Platz und in Zukunft vor allem: Auf der Sechs, der Position des zentralen Taktgebers, der früheren Thiago-Position.