Klima-Uhr: Kunst-Projekt in New York warnt eindringlich vor Klimawandel

Die Installation "Metronome" in New York ist neuerdings Teil eines spektakulären Projekts. Die digitale Uhr zeigt die Zeit an, bevor der Klimawandel einen kritischen Wert erreicht.

Das "Metronome" am Union Square in New York. (Bild: Ben Hider/Getty Images)
Das "Metronome" am Union Square in New York. (Bild: Ben Hider/Getty Images)

Normalerweise zeigt die Installation "Metronome" in New York die Zeit ab und bis Mitternacht eines jeweiligen Tages an. Seit dem Wochenende zeigt die digitale Uhr einen neuen Countdown. Sie zählt die Zeit runter bis zum Ende unserer Chance, den Klimawandel aufzuhalten, bevor er einen kritischen Punkt überschreitet.

"Die Erde hat eine Frist" – mit diesem Satz, der anstelle der Ziffern auf dem Display des Metronomes eingeblendet wurde, begann am vergangenen Samstag um 13:20 Uhr Ortszeit das Kunstprojekt. Danach erschien der Countdown, der die Jahre, Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zum Ende der Frist anzeigt. Als er begann, hatte die Menschheit sieben Jahre, 103 Tage, 15 Stunden, 15 Minuten und sieben Sekunden Zeit, ihr Verhalten zu ändern, bevor die Erderwärmung besagten kritischen Punkt erreicht.

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"Das ist unsere Art, die Zahlen von den Dächern zu schreien", sagt der Künstler Gan Golan, der mit Andrew Boyd für das Projekt verantwortlich zeichnet. "Die Welt zählt buchstäblich auf uns", fügt er im Interview mit der US-Zeitung New York Times hinzu. Kollege Boyd ergänzt: "Das ist wohl die wichtigste Zahl der Welt." Wie jedes Denkmal zeige auch dieses der Menschheit an, was wichtig sei und worauf es ankomme.

Klima-Uhr während der Klima-Konferenz

Der Zeitpunkt für die Klima-Uhr, wie die Künstler ihr Projekt nennen, ist mit Bedacht gewählt. Anlass der Aktion ist die Umweltkonferenz Climate Week, die vom 21. bis 27. September in New York stattfindet. Ihr Ziel sei es, so Golan und Boyd, dass das Projekt über die Veranstaltung hinaus entweder an dem jetzigen Ort oder woanders weiterläuft.

Das "Metronome" befindet sich seit Oktober 1999 an der Fassade eines Wolkenkratzes am Union Square. Geschaffen wurde die Installation von den Künstlern Kristin Jones und Andrew Ginzel mit dem Ziel, das Wesen der Zeit zu veranschaulichen. Die digitale Uhr besteht aus 15 Ziffern, die eigentlich die Zeit in Stunden, Minuten, Sekunden und Zehntelsekunden ab Mitternacht sowie den Countdown bis zum Ende eines Tages anzeigen.

Grundlade für die Klima-Uhr von Golan und Boyd sind die Daten des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Die Berliner Forschungseinrichtung hat errechnet, dass die Menschheit ab Ende 2017 maximal 420 Gigatonnen CO2 in die Atmosphäre abgeben darf, will sie die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad, möglichst jedoch auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau begrenzen. Auf diese Grenzwerte hat sich die UN im Jahr 2015 mit dem Klimaabkommen von Paris geeinigt. Angesichts einer weltweiten CO2-Emission von rund 42 Gt jährlich werde das "Budget", so das MCC, in etwas mehr als 25 Jahren "aufgebraucht sein" – oder in rund sieben Jahren, wenn das 1,5-Grad-Szenario die Berechnungsgrundlage ist.

Klima-Uhren auch in Berlin und Paris

Wer wissen will, wie viel Zeit uns bis zum kritischen Punkt bleibt, kann sich auf der Webseite von MCC jederzeit informieren. Mit dem Projekt von Golan und Boyd wird die Dringlichkeit des Problems umso deutlicher und vor allem: sichtbarer zum Ausdruck gebracht. Zumal die New Yorker Aktion nicht die erste ihrer Art ist. Zuvor hatten die Künstler schon in Berlin und Paris ähnliche Projekte umgesetzt. Außerdem ließen sie für die schwedische Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg eine Klima-Uhr anfertigen. Sie hat die Größe einer Armbanduhr, wie es Medienberichten zufolge heißt.

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Die Idee für die Klima-Uhr-Aktion hatte Golan kurz nach der Geburt seiner Tochter vor etwa zwei Jahren. Damals sei ihm bewusst geworden, wie dringend der Kampf gegen den Klimawandel sei, sagt er der New York Times. Vorbild sei unter anderem die Weltuntergangsuhr der Wissenschaftszeitschrift Bulletin of the Atomic Scientists gewesen. Die symbolische Uhr zeigt der Öffentlichkeit die Zeit an, die der Menschheit angesichts von Gefahrensituationen wie einem möglichen Atomkrieg und dem Klimawandel bis zur globalen Katastrophe bleibt.

Im Video: Ursachen und Folgen des Klimawandels