Darum ist Klinsmann auch den Aufsichtsrats-Job los

Nach seinem überraschenden Rücktritt als Trainer hat Jürgen Klinsmann auch im Aufsichtsrat von Hertha BSC keine Zukunft mehr.

Dies bestätigt Herthas Präsident Werner Gegenbauer bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

"Aus meiner Sicht - und damit vertrete ich die Meinung des Vereins - war die jüngste Entwicklung überraschend. Jürgen Klinsmann hat damit nicht nur Hertha BSC, sondern auch das gemeinsame Projekt verlassen" sagte Gegenbauer. Darüber hinaus bekräftige er: "Es gab mündlich einen Arbeitsvertrag, seit dem 2.12. lag auch ein schriftlicher Arbeitsvertrag vor."

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Windhorst: Verhalten von Klinsmann inakzeptabel

Auch Herthas Großinvestor Lars Windhorst schloss eine weitere Zusammenarbeit mit Klinsmann zum jetzigen Zeitpunkt aus: "Leider muss ich sagen, dass aufgrund der Art und Weise wie Klinsmann sich verabschiedet hat, eine weitere Zusammenarbeit mit ihm im Aufsichtsrat nicht vorstellbar ist. Leider ist die Art und Weise des Abgangs so inakzeptabel. Im Sinne des Vereins ist eine konstruktive Zusammenarbeit so nicht vorzuführen."

Und weiter: "Dass kann man als Jugendlicher mal machen, aber im Erwachsenen-Leben sollte das nicht vorkommen."

Ein Hintertürchen ließ er seinem ehemaligen Vertrauten aber noch offen: "Ob wir in Zukunft, wenn sich die Wogen geglättet haben, in anderen Formen auf seinen Rat zurückgreifen werden, werden wir sehen. Ich schlage die Tür nicht zu."

Klinsmann hatte seinen Abschied am Dienstag verkündet, und dabei eine Rückkehr in das Klub-Gremium angekündigt. Einen Tag später war ihm offenbar schon bewusst, dass die Wiederaufnahme seiner ursprünglich angedachten Aufgabe nicht ganz so einfach werden könnte.

"Das ist den Leuten bei der Hertha überlassen. Da habe ich gar kein Problem damit, das hat auch nichts mit dem Aufsichtsrat oder sonst was zu tun. Die Leute sollen sagen, was sie sich wünschen", erklärte der 55-Jährige.

Klinsmann war im November 2019 von Hertha-Investor Lars Windhorst in den Aufsichtsrat des Hauptstadt-Klubs berufen worden. Weil die Mannschaft aber in Abstiegsgefahr war, übernahm der Trainer nach der Entlassung des glücklosen Ante Covic die Mission Klassenerhalt persönlich.

Klinsmann wollte Gesamtverantwortung für sportlichen Bereich

Als Grund für seinen überhasteten Abschied als Trainer nannte Klinsmann das gestörte Vertrauensverhältnis zur Klub-Führung.

Der eigenen Darstellung zufolge befand sich Klinsmann bis zuletzt in einem vertragslosen Zustand: "Wir haben es leider nicht geschafft, über die Wochen hinweg einen Vertrag zu entwickeln, wo eine genaue Aufgabentrennung, eine genau Kompetenzaufteilung da ist."

Worum es Klinsmann aber vor allem ging, war eine im Klub bisher noch nie dagewesenen Fülle von Hoheitsgewalt, die weit über die klassische Rolle eines Cheftrainers hinausgeht.

"Es ging einfach um klare Kompetenzaufteilung - und die haben wir nicht hinbekommen", gab Klinsmann zu. "In Deutschland ist man es gewohnt, dass sich ein Manager so einbringt, dass er nahe dran ist an der Mannschaft."

Klinsmann hatte dies schlichtweg unterschätzt: "Ich war das nicht mehr gewohnt, ich kenne das englische Modell, in dem ein Manager - es heißt dort ja Manager, nicht Trainer - eigentlich nur einen Vorgesetzten hat: den Chef des Klubs. Diese zwei sprechen sich ab, dann wird es umgesetzt."