K.O. nach sieben Sekunden: Boxkampf wird zur Farce

Freute sich über ihren Sieben-Sekunden-Sieg: Boxerin Seniesa Estrada (Bild: Tom Hogan/Golden Boy/Getty Images)
Freute sich über ihren Sieben-Sekunden-Sieg: Boxerin Seniesa Estrada (Bild: Tom Hogan/Golden Boy/Getty Images)

Eine kurzfristig veränderte Ansetzung sorgte erst für ein Novum im Frauenboxen und dann für einen Skandal. In Rekordzeit war das ungleiche Duell beendet.

Sieben Sekunden brauchte Seniesa Estrada um ihre Gegnerin auszuknocken. Doch der Boxkampf in Fanatsy Springs im kalifornischen Indio sorgt nicht wegen des Rekords für Schlagzeilen, sondern vor allem wegen der ungleichen Kontrahentinnen. Die Siegerin ist mit ihren 28 Jahren im besten Box-Alter. Seniesa Estrada, die unter dem Kampfnamen “Super Bad” antritt, gehört zu den aufstrebenden Stars ihres Sports. Sie hält den WBC Silver Light Titel im Halbfliegengewicht seit 2018 und hat von ihren bisher 19 Kämpfen keinen einzigen verloren. Diesmal traf sie allerdings auf eine unwürdige Gegnerin, weshalb der Rekord-Knockout in der Boxszene heftig kritisiert wird.

Am Freitagabend wartete im Ring nämlich die bereits 42-jährige Miranda Adkins, die kurzfristig für die verletzte Jacky Calvo eingesprungen war. Doch Adkins war nicht nur wegen des großen Altersunterschieds keine Herausforderung für “Super Bad”. Sie hat überhaupt erst 2018 mit dem Boxen begonnen und seitdem nur fünf Kämpfe bestritten. Vier davon waren zudem gegen Box-Debütantinnen, zwei davon kämpften danach nie wieder.

Dagegen hat Estrada ihren letzten Kampf gegen die Olympische Bronzemedaillengewinnerin Marlen Esparza bestritten und gewonnen. Kein Wunder also, dass die Stimmen aus der Boxwelt eher negativ waren. Der erfahrene Trainer Russ Anber fand, der Kampf sei “das Abscheulichste”, was er je gesehen habe. Auf seinem Instagram-Account schrieb der sichtlich erboste Coach: “Wer auch immer diese armen, hilflose Frau in den Ring geschickt hat sollte für eine vorsätzliche Tätlichkeit verurteilt werden.” Er schäme sich für den Boxsport.

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“Nochmal hätte ich den Fight nicht erlaubt”

Zwar versuchte Estrada, sich nach dem Kampf als gute Sportsfrau zu generieren und zollte ihrer Gegnerin Respekt für ihren Mut. Im Interview mit DAZN sagte sie: "Ich habe viel Anerkennung für sie. Sie war diejenige, die sich bereit erklärte und bei dem Kampf einsprang. Ich wusste, dass ich mehr Erfahrung hatte als sie." Trotz dieser Worte wurde die Kritik an dem Kampf nicht leiser.

Selbst der zuständige Offizielle von der California State Athletic Commission bereute die Ansetzung im Nachhinein. Andy Foster sagte der Website Boxing Scene: “Wenn ich es nochmal machen könnte, dann hätte ich den Fight nicht erlaubt.” Er habe sicher nicht erwartet dass Adkins gewinnen würde. “Aber ich dachte, es würde länger als sieben Sekunden dauern." Der Skandal-Kampf war am Rande des Duells zwischen Vergil Ortiz und Samuel Vargas ausgetragen worden. Nun gilt er nicht nur als der schnellste Knockout in der Geschichte des Frauenboxens, sondern auch als größtes Mismatch aller Zeiten. “Im Nachhinein ist man immer klüger,” sagte Foster und gab zu: “Ich glaube, das hab ich ziemlich vermasselt.”

Während die Veranstalter das Debakel nicht kommen sahen, waren die Wettanbieter deutlich schlauer. Wer auf einen Sieg von Estrada getippt hätte, hätte selbst bei einem enormen Einsatz kaum Geld gewonnen. Die Quoten waren herausragend schlecht: Man hätte schon fast 10.000 Dollar setzen müssen, um am Ende 100 Dollar zu gewinnen.

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