Der Koloss, an dem ganze Welten zerschellen

Der Koloss, an dem ganze Welten zerschellen

Das Frühjahr 2019 machte Matthijs de Ligt weltberühmt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Ob Cristiano Ronaldo, Karim Benzema oder Gareth Bale - in jener Zeit zerschellten am niederländischen Koloss ganze Welten.

Das Resultat: Ajax Amsterdam, wo de Ligt damals spielte, schaffte es sensationell bis ins Halbfinale der Champions League, scheiterte dort überaus bitter am späteren Final-Verlierer Tottenham Hotspur.

De Ligt heftig umworben

Neben aller Enttäuschung brach für de Ligt aber eine neue Zeit an, denn die ganze Fußball-Welt, die zuvor an seiner hünenhaften Statur gescheitert war, wollte ihn plötzlich.

Die Liste war lang, am Ende entschied sich de Ligt für Juventus Turin, das er mit Ajax im Viertelfinale aus dem Weg geräumt hatte. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Drei Sommer sind seitdem vergangen, aus dem Teenager von 19 Jahren ist ein immer noch junger, aber reiferer 22-Jähriger geworden, der Italien verlassen und sich nun dem FC Bayern angeschlossen hat.

Am Dienstagnachmittag bestätigten der FC Bayern und Juventus Turin de Ligts Wechsel an die Isar. Die Bayern überweisen 67 Millionen Euro nach Turin, obendrauf können noch bis zu zehn Millionen Euro an Boni kommen.

Nagelsmann schwärmt von de Ligt

Auf der Pressekonferenz in Washington hörte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann gar nicht auf, von seinem neuen Abwehrchef zu schwärmen.

„Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir Matthijs bekommen haben, und er ist immer noch einer der talentiertesten Spieler in Europa. Es ist ein gutes Zeichen für uns und die Bundesliga, dass wir ihn bekommen haben.“

Nagelsmann weiter: „Er versucht immer, den Gegner anzugreifen, und das ist super wichtig für uns. Er ist zudem in der Offensive wichtig für uns und ich hoffe, dass er sechs oder sieben Tore in der kommenden Saison für uns erzielen wird. Er ist ein brillanter Charakter und kann eine Mannschaft anführen. Es ist wichtig, jemanden zu haben, der seine Mitspieler leiten kann.“

De Ligt mit Bayern-Sympathien

Dabei war es der explizite Wunsch des niederländischen Nationalspielers, seine Karriere in München fortzusetzen. (REPORT: Juve-Experten: So gut ist de Ligt)

Wie SPORT1 erfuhr, hegte de Ligt von klein auf Sympathien für die Bayern und wäre am liebsten schon im Sommer 2019 an die Isar gewechselt. Ein möglicher Deal scheiterte damals aber an der hohen Ablöse, die Ajax für seinen Jugendspieler aufgerufen hatte. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

„Er ist ein hervorragender Spieler, noch so jung und ein Top-Verteidiger, der gut am Ball ist“, hatte Rafael van der Vaart unlängst bei SPORT1 von seinem Landsmann geschwärmt.

Zudem sei der ehemalige Ajax-Star „schnell und spielerisch stark. Und menschlich ist er ein guter Typ“.

Van der Vaarts Urteil: „Matthijs würde perfekt zu Bayern passen.“ Und so ist es nun auch gekommen. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)

De Ligt gilt als bodenständiger Typ. Allüren sind ihm fern. Geboren im niederländischen Leiderdorp, interessierte er sich zunächst mehr für den Tennissport, ehe er im Alter von sechs dem Fußballklub FC Abcoude beitrat.

De Ligt mit 18 Kapitän

Drei Jahre später erkannten Scouts sein Talent und holten ihn zu Ajax. Damals sei er „ein bisschen ein dicker Junge“ gewesen, wie er selbst gestand, aber genau diese Fülle half ihm, sich gegen Gleichaltrige durchzusetzen.

Der Aufstieg verlief schnell, de Ligt arbeitete hart an seinem Körper und kam schon im Alter von 17 zu den Profis. Mit 18 übernahm er die Kapitänsbinde - danach war er nicht mehr aufzuhalten. (REPORT: Der steinige Aufstieg des Matthijs de Ligt)

Dabei musste de Ligt auch einige Schicksalsschläge verkraften. Nachdem sein erster Berater Barry Hulshoff bereits 2020 verstorben war, erlag Mino Raiola, der den Wechsel zu Juve gelenkt hatte, im vergangenen April einer schweren Krankheit.

„Du hast für uns Spieler zusammen mit deinem Team immer gekämpft und das ist der Grund, wieso dich alle lieben“, verabschiedete sich de Ligt emotional.

Nun beginnt für den 1,89-Hünen ein neues Kapitel in München. Die Juve-Fans hatten bis zuletzt um ihn gekämpft, empfingen ihn beim Training mit Sprechchören, um ihn zum Bleiben zu bewegen.

In Turin war de Ligt unumstrittener Stammspieler, wenngleich nicht immer alles glatt lief. Juve verpasste zuletzt zweimal den Meistertitel, verabschiedete sich früh in der Champions League.

De Ligt „entscheidender Faktor“?

„De Ligt hat gesehen, wie die Mannschaft über die Jahre immer schwächer wurde, weil man etwa Cristiano Ronaldo durch Moise Kean ersetzte. Ich glaube, dass er in einer Schlüsselphase seiner Karriere festgestellt hat, Zeit zu verschwenden, wenn er bei Juve bleibt“, erklärte Stefano Cantalupi, Reporter bei der Gazzetta dello Sport, bei SPORT1.

Bei den Bayern hingegen „könnte de Ligt zum entscheidenden Faktor werden“ - und vielleicht wieder zu jenem Koloss, an dem die ganze Welt zerschellt.

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