Kommentar: Die Strafe für Franck Ribery ist ein Witz

Franck Ribery hat mit einer im deutschen Fußball noch nie dagewesenen Schimpftirade für den zweiten Skandal binnen weniger Wochen gesorgt. Dass der Franzose abermals quasi ungeschoren davon kommt, ist ein Unding der Führungsriege des FC Bayern.

Ein Kommentar von Yahoo Sport-Redakteur David Kreisl

Franck Ribery und Präsident Uli Hoeneß verbindet eine Freundschaft. Bild: Getty Images
Franck Ribery und Präsident Uli Hoeneß verbindet eine Freundschaft. Bild: Getty Images

“Er hat in eklatanter und unverzeihlicher Art und Weise gegen interne Regeln verstoßen.”

Der FC Bayern München griff hart durch. Damals, Ende 2009, als Philipp Lahm in einem nicht vom Verein autorisierten Interview in der Süddeutschen Zeitung den Klub kritisierte. Dafür bekam der damalige Vize-Kapitän eine Geldstrafe aufgebrummt, 50.000 Euro. Eine, so zornte Karl-Hein Rummenigge, “wie es sie in dieser Höhe beim FC Bayern München noch nicht gegeben hat”.

Gut neun Jahre später ist dieser Satz aktueller denn je. Wieder hat ein Spieler in eklatanter und unverzeihlicher Weise die Werte des Klubs missachtet.

Und das gleich doppelt: Im November beschimpfte Franck Ribery den französischen Reporter Patrick Guillou, der ihn nach der Niederlage gegen Dortmund kritisiert hatte und ohrfeigte diesen mehrfach. Jetzt erlaubte sich der 35-Jährige infolge von Anfeindungen, weil Ribery ein vergoldetes Steak gegessen und das in den sozialen Medien zur Schau gestellt hatte, eine nie dagewesene, vulgäre Hasstirade, die sich gegen die Berichterstatter in seiner Heimat richtete. Ein Auszug: “Neider und Hater, die durch ein löchriges Kondom entstanden sein müssen: F**** eure Mütter, eure Großmütter und euren gesamten Stammbaum.”

Die Würde des Menschen ist durchaus antastbar

Der Umgang mit den Vorfällen vom Vereinsseite aus zeigt, dass wenig übrig geblieben ist von der damaligen Rigorosität. Und dass auch die denkwürdige Pressekonferenz im Oktober, in der als zu kritisch erachteten Reportern schon zu Beginn Artikel 1 des Grundgesetzes vorgetragen wurde, nicht mehr war als ein Stressventil in holprigen Zeiten, ein Einschüchterungsversuch den Medien gegenüber. Zumindest wird deutlich, dass die Forderung nach einem würdevollen Umgang für die Außenwelt gilt, nicht aber für Klub und Angestellte.

Die Strafen, die Ribery für seine Aussetzer bekam: Nach der Attacke gegen Guillou reichte ein über das Klub-TV ausgestrahlter Entschuldigungsaufsager, infolge der jüngsten Entgleisung verkündete Sportdirektor Hasan Salihamidzic eine “sehr hohe” Geldstrafe. Das war’s.

Dergleichen sind im Fußball, gerade auf diesem Niveau, Alibistrafen. Mehr nicht. Gerade jemandem, der jährlich seit geraumer Zeit im zweistelligen Millionenbereich verdient, tut das nicht weh. Für beide skandalöse Vorfälle gab es also einen Quasi-Freifahrtschein für Ribery. Der Umgang der Klubführung, in der der Franzose mit Uli Hoeneß einen guten Freund sitzen hat, mit dem Vorfall ist abenteuerlich, er ist mehr als bedenklich.

Und da mag man noch so viele Argumente heranziehen – dass Ribery in seiner Heimat seit der WM 2010 wirklich heftig und oft unter der Gürtellinie angefeindet wird, dass er eine lebende Bayern-Legende ist, dass er zuletzt auch für das Team tatsächlich wichtig war: Ribery hätte suspendiert werden müssen. Denn bei seiner Mannschaft, seinen Kumpels zu sein, im Luxus-Trainingslager in Katar zu trainieren, einfach Fußball zu spielen: ihm diese Dinge, zumindest für eine gewisse Zeit, vorzuenthalten wäre eine Strafe gewesen, die Ribery getroffen hätte, die vielleicht einen Denkprozess angestoßen hätte.

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