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Kommentar: Hauptsache Poltern - das Prinzip Hoeneß wird langweilig

Uli Hoeneß war nie ein Mann der leisen Töne. In dieser Woche bollert der Ex-Bayern-Chef gleich mehrfach ordentlich los - und schießt sich dabei selbst ins Knie.

Ein Kommentar von Moritz Piehler

Wehe dem, auf den der Finger von Uli Hoeneß gerichtet wird! (Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images)
Wehe dem, auf den der Finger von Uli Hoeneß gerichtet wird! (Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Eins ist mal sicher: Wer Uli Hoeneß einlädt, bekommt Uli Hoeneß. Kein Wunder, dass der Ex-Präsident der Münchener Bayern ein so gern gesehener Gast auf Podien und in Talkshows ist. Irgendeinen Kracher wird er schon loslassen, der Uli. Das bringt Quote und lenkt auch gerne mal von Problemen im eigenen Verein ab. Aber das Gezeter aus Prinzip ist inzwischen reiner Selbstzweck.

Lautes Gepolter ist das Hoeneß-Businessmodell

Hauptsache provozierend und laut: So hat es Hoeneß schon immer gehalten, gerne auch vor Duellen mit großen Rivalen. Darauf schien er auch jetzt abzuzielen, als er gleich mehrere Breitseiten in Richtung Katar abfeuerte. Bei PSG fliege man einmal mit dem Privatjet nach Doha und zeige dem Emir ein paar Videos, so Hoeneß. "Dann fragt der: ‚Den wollt ihr haben? Was kostet der – 100, 150 Mio.? Und dann sagt er nach der Crème brûlée: ‚Ok, das machen wir.‘" Das Emirat war kein zufälliges Objekt der hoeneßschen Tiraden. Denn Katar ist Haupteigner von Champions League-Gegner PSG, gegen die Bayern am vergangenen Mittwoch im Achtelfinale spielte. Den sonst durchaus Hoeneß-kritischen Fans des FCB gefiel das, sie feierten ihren Ex mit einem martialischen Plakat, auf dem auf Französisch neben einer Karikatur von Metzgersohn und Wurstfabrikant Hoeneß mit Fleischerbeil und Stinkefinger zu lesen war: "Unser Metzger schlachtet den langen Arm von Katar". Auf dem abgetrennten Arm war auch PSG-Hauptsponsor Qatar Airways zu sehen.

Hoeneß ledert los und die Bayern-Fans feiern ihn dafür mit einem Plakat beim Rückspiel gegen PSG.  (Bild: Alex Grimm/Getty Images)
Hoeneß ledert los und die Bayern-Fans feiern ihn dafür mit einem Plakat beim Rückspiel gegen PSG. (Bild: Alex Grimm/Getty Images)

Breitseite aus der Schreckschusspistole

Doch man muss sich langsam fragen, ob die Breitseiten des 71-Jährige nicht eigentlich eher aus der effektheischenden Schreckschusspistole kommen und ob da nicht das Sprichwort vom Glashaus mit den Steinen angebracht wäre. Zum Einen schreckt auch der Rekordmeister selbst ja nicht davor zurück, seine finanzielle Überlegenheit in der Bundesliga gnadenlos auszuspielen. Zum Anderen war wenige Stunden vor dem Anpfiff zu sehen, wie sich die Bayern-Riege mit den PSG-Chefs rund um den Präsident Nasser Al-Khelaifi im Edelrestaurant Käfer traf. Mit dabei: Uli Hoeneß. Ob er eine Crème brûlée verspeist hat, ist allerdings nicht bekannt. Und Qatar Airways? Ist übrigens Ärmelsponsor auf den reinen Westen der Bayern.

Beweglich für einen 71-Jährigen: Hoeneß mit 180-Grad-Wende

Das gemeinsame Essen und das Spielergebnis schienen Hoeneß besänftigt zu haben, denn nachdem seine Bayern den französischen Meister aus dem Wettbewerb gekegelt hatten, machte Hoeneß eine Kehrtwende und schoss plötzlich unvermittelt gegen ARD und ZDF. Bei einem Talk auf der Münchner Makler- und Mehrfachagenten-Messe wetterte der Ehrenpräsident gegen die Öffentlich-Rechtlichen wegen ihrer Berichterstattung von der Katar-WM: "Da wurde bis zehn Minuten vor dem ersten Spiel über Menschenrechte gesprochen. Die sind natürlich wichtig – ich bin ein großer Freund der Menschenrechte. Aber irgendwann muss der Moment kommen, an dem es um Fußball geht."

Keine TV-Rechte für ARD und ZDF? Keine TV-Rechte für Hoeneß!

Hoeneß jedenfalls würde anstelle der FIFA keine WM-Rechte mehr an ARD und ZDF vergeben. Wie er es wirklich mit den Menschenrechten so hält, sei einmal dahin gestellt, schließlich fliegt der FC Bayern seit Jahren zum Wintertrainingslager nach Doha- trotz heftiger Kritik der eigenen Fans. Auch hier griff wohl eher wieder das Hoeneß-Konzept des lauten Lospolterns des Prinzips wegen. (Wieviel an Fernsehgeldern bekommen die Bayern gleich noch mal pro Saison, Herr Hoeneß?)

Ich plädiere deshalb dafür, Uli Hoeneß einfach keine TV- und Podiums-Rechte mehr zu geben, dann kehrt vielleicht mal eine erholsame Ruhe in der Fernsehlandschaft ein. Einfach seine Einlassungen gepflegt ignorieren - das würde den aufmerksamkeitsgewohnten Ober-Lederer wohl mal so richtig aus dem Konzept bringen. Obwohl, zugegeben: Unterhaltsam sind die Ausbrüche des Polter-Bayern ja schon immer wieder.

Im Video: Champions League: Bayern-Fans zeigen blutiges Hoeneß-Plakat