Kommentar zum Trainerwahnsinn: Nachhaltigkeit predigen - Trainer rausschmeißen

Sie werden oder sollen ihre Vorgänger beim BVB, Bayer Leverkusen und Schalke 04 beerben.
Sie werden oder sollen ihre Vorgänger beim BVB, Bayer Leverkusen und Schalke 04 beerben.

Es ist ein denkwürdiger Freitag, an dem namhafte Bundesliga-Clubs am laufenden Band wilde Trainer-Entscheidungen präsentieren. Die Ereignisse sind symptomatisch für eine Liga, die Nachhaltigkeit und Konstanz predigt, aber eine Hauruck-Entscheidung nach der anderen trifft – und sich damit selbst schadet.

Ein Kommentar von Johannes Kallenbach

Zumindest wird es nicht langweilig, wird man sich als Fußballfan aktuell denken. Die Bundesliga-Clubs tun alles dafür, bloß keine Langeweile in der spielfreien Zeit aufkommen zu lassen. Sommerloch? Nicht mit Dortmund, Schalke, Leverkusen und Co.!

Die Marschroute ist klar: Frischer Wind, komme was wolle. Im Zweifel trifft es weiterhin den Trainer, wenn die Vorsaison nicht den Erwartungen entsprach.

Nachhaltigkeit und Konstanz predigen – Trainer rausschmeißen

Es ist ein paradoxes Verhalten, das zahlreiche Bundesliga-Clubs Saison für Saison an den Tag legen. Auf der einen Seite sind die Teams der Liga Weltmeister im Predigen von Nachhaltigkeit und Konstanz. Keine Schnellschüsse, überlegtes, langfristiges Arbeiten, kein Transfer-Irrsinn, Steine statt Beine. Nur sieht das auf dem Papier zwar schön aus, die Umsetzung ist oft jedoch eine ganz Andere.

Der BVB trennt sich trotz Erfolgen von Thomas Tuchel, Schalke schmeißt nach nur einer Saison Markus Weinzierl raus, Bayer Leverkusen entlässt Roger Schmidt, holt Tayfun Korkut als Interimstrainer, behält Korkut dann fast als Cheftrainer – und holt sich nun stattdessen einen Drittliga-Coach.

Erfolg geht nur mit Konstanz auf der Trainerposition

Umstellungen aufgrund von Misserfolg sind Alltag im schnelllebigen Fußball-Geschäft, da ist die Bundesliga keine Ausnahme. Deutschland ist jedoch insofern ein Sonderfall, als dass hierzulande oftmals die Trainer- und nicht die Spielerfrage gestellt wird. Dabei ist die Trainer-Position gleichzeitig die auf den Erfolg einflussreichste in einem Club als auch die mit dem größten Entwicklungspotential.

Trainer brauchen Zeit, um das Potential ihrer Spieler voll zu erkennen und auszuschöpfen, um die beste Formation für das Team zu finden, um die mentalen Eigenheiten aller Beteiligten kennenzulernen, kurz: Um das Team formen zu können. In einer – und auch in zwei Spielzeiten – ist das oft kaum zu realisieren. Auf Schalke, in Dortmund oder Leverkusen braucht man sich dementsprechend nicht wundern, wenn es in den nächsten Jahren schwer bleibt, national und international ganz oben mitzuspielen.

Dabei geht es ja anders. Man muss nur zu den “Retortenclubs” aus Hoffenheim und Leipzig schauen. Die Einen haben gerade langfristig mit dem Coach verlängert, die Anderen sind der einzige Club, dessen Trainer auch schon in der Saison 2015/2016 bei ihnen auf der Bank saß. Und die Tabelle der vergangenen Saison hat ja jeder noch im Kopf, oder?