Werbung

Kommentar zur Lösung des Hymnenstreits: Schwach, schwächer, NFL!

Die NFL hat auf den Protest von zahlreichen Football-Spielern gegen Polizeigewalt, Rassismus und soziale Ungleichheit mit einem Verbot reagiert. Schwächer hätte das kaum gelöst werden können. Ein Kommentar von Yahoo Sport-Redakteur Ben Barthmann.

Die Spieler der NFL protestieren während der US-Hymne für soziale Werte. (Bild: Getty Images)
Die Spieler der NFL protestieren während der US-Hymne für soziale Werte. (Bild: Getty Images)

Colin Kaepernick machte im August 2017 einen entscheidenden Schritt. Der Quarterback ging während der US-Hymne in die Knie und löste damit weltweites Aufsehen aus. Sein Protest gegen Polizeigewalt, Rassismus und soziale Ungleichheit traf die USA ins Mark.

Immer mehr Spieler folgten seinem Beispiel und beschworen damit die Wut von Präsident Donald Trump herauf. Zeigte der Republikaner mit seinen Schimpfworten Richtung Kaepernick und Co. schon seine Unfähigkeit, hat sich die NFL nun ähnlich uneinsichtig und überfordert präsentiert.

NFL Commissioner Roger Goodell teilte am Mittwoch mit, dass das Knien während der US-Hymne fortan bestraft werden würde. Geldstrafen drohen den Spielern ebenso wie ein Nachteil für das Team zum Start der Begegnung. Wer während der Hymne nicht stehen möchte, könne in der Kabine bleiben.

Die Macht der Kollektivstrafe

Was die NFL als Lösung anbietet, ist in Realität aber nicht mehr als ein kräftiger Besen, um den Protest und die daraus entstandene Aufmerksamkeit unter den Teppich zu kehren. Die Reaktion der NFL hat nur einen Zweck: Die Spieler zum Schweigen bringen.

In der Kabine wird kein Zuschauer mehr den Protest bemerken, in der Schnelllebigkeit der Medienwelt werden Kaepernick und seine Mitstreiter schnell in Vergessenheit geraten. Protestieren sie aber weiter, werden sie im Team schnell isoliert werden.

Den Spielern wurde von der NFL jede Macht genommen. Kein Spieler wird sich zum Protest mehr hinknien, damit könnte er seinem Team nachhaltig schaden und sich den Unmut seiner Mitspieler zuziehen. Die Macht der Kollektivstrafe greift.

Geld regiert die Welt

Wir glauben, dass die Entscheidung den Fokus wieder auf das Spiel und die Spieler legt”, sagte Goodell und verdrehte die Lösung der NFL damit auf eine positive Sicht der Dinge. Tatsächlich ist die Reaktion aber alles andere als positiv.

Sie zeigt nur eines: In der NFL ist kein Platz für freie Meinungsäußerung, kein Platz für friedlichen Protest, kein Platz für politisches Engagement. Der Sport soll Sport bleiben und das möglichst unkompliziert und ohne jedes Streitthema.

Geld regiert die Welt und die NFL wird sich mit ihrer Regel nun wieder über steigende Zuschauerzahlen freuen dürfen. Das zeigt, wie wichtig der Protest der NFL-Spieler eigentlich gewesen wäre. Ganz besonders in der Welt des Footballs sind die von Kaepernick eingeforderten Werte eben nicht zu finden.

Die NFL schaut absichtlich weg

Der Sport soll Menschen zusammenbringen, Unterschiede zwischen den verschiedenen Klassen der Gesellschaft unbedeutend machen und Barrieren einreißen. Das gilt aber nur solange, wie es nichts kostet. Und solange es gute PR bringt.

Die NFL hätte ein wichtiges Zeichen senden können. Sie hat sich vor der dringend nötigen Verantwortung gedrückt und diese an Klubs und Spieler weitergegeben. Diese müssen nun für sich eine Lösung finden, der Protest ist vorerst ausgebremst.

Die NFL hat damit ihr Ziel erreicht und ihr Publikum bedient. Aber man muss doch zumindest hoffen, dass die Verantwortlichen nach ihrer Entscheidung schlecht schlafen werden. Sie haben den nötigen Mut vermissen lassen.