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Kommt es heute zum großen Knall?

Die goldene Generation Belgiens hat es in den letzten Jahren immer wieder verpasst, sich mit einem Titel zu krönen. Die bisherigen Auftritte bei der WM lassen erahnen, dass auch die vermeintlich letzte Chance nicht genutzt wird - zumal es um den Teamgeist gar nicht gut bestellt ist.

Superstar Kevin De Bruyne hatte bereits vor dem Turnier eine Vorahnung. „Keine Chance, wir sind zu alt“, erklärte De Bruyne in einem Interview mit dem Guardian überraschend deutlich, warum er der Ansicht ist, dass Belgien bei diesem Turnier nicht mehr zum Kreis der Favoriten zähle. Seine Mannschaft sehe er daher als „Außenseiter“. (Kevin De Bruyne mit eiskalter Belgien-Ansage: Wir haben keine Chance)

Schon der 1:0-Auftaktsieg über Kanada war glücklich, es folgte die 0:2-Pleite gegen Marokko, sodass im finalen Gruppenspiel gegen Kroatien (Kroatien - Belgien heute ab 16 Uhr im LIVETICKER) das Aus droht.

Goldene Generation auf absteigendem Ast

Zu der goldenen Generation gehören neben City-Star De Bruyne (31 Jahre) außerdem Akteure wie Jan Vertonghen (35), Toby Alderweireld (33), Axel Witsel (33), Eden Hazard (31), Thibaut Courtois (30) und Romelu Lukaku (29). Für einige von ihnen könnte es die letzte WM sein, die sie spielen werden. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

Doch die besten Zeiten der meisten dieser Akteure sind vorbei. Vertonghen und Alderweireld sind nach vielen Jahren bei Tottenham Hotspur in der Premier League mittlerweile nicht mehr auf der großen Bühne, sondern in der heimischen Jupiler Pro League aktiv. (Belgien - die letzte Chance des ewigen Geheimfavoriten)

Axel Witsel steht bei Atlético Madrid unter Vertrag und verlebte dort bislang eine schwere Spielzeit. Hinzu kommt, dass Atlético-Coach Diego Simeone den Ex-Dortmunder häufig in der Innenverteidigung einsetzt. Unter Roberto Martínez soll Witsel im belgischen Team allerdings die Fäden im Mittelfeld ziehen.

Eden Hazard merkte man seine fehlende Spielpraxis bei der WM bislang an. Stürmer Lukaku gilt als belgischer Hoffnungsträger, ist aufgrund einer Verletzung allerdings noch nicht ganz fit. Gegen Marokko reichte es immerhin zu einem Kurzeinsatz. Keeper Thibaut Courtois lässt sich offenbar von den Problemen seiner Kollegen anstecken und patzte gegen Marokko beim ersten Gegentor.

Zoff im belgischen Team?

Schlimmer noch als die Leistung der Stars war jedoch das, was im Anschluss an die Marokko-Niederlage passierte. Laut einem Bericht der Daily Mail soll es nach dem Spiel in der Kabine einen hitzigen Streit zwischen De Bruyne, Hazard und Vertonghen gegeben haben. Mitspieler Lukaku musste die Streithähne trennen. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

Dass der vermeintliche Vorfall überhaupt an die Öffentlichkeit geriet, sorgte bei Courtois für Verstimmungen.

„Das Problem ist, dass das, was in der Presse geschrieben wird, nicht immer ganz der Wahrheit entspricht. Wer mit dem Vorfall an die Öffentlichkeit gegangen ist? Wir müssen das nicht wissen, aber wenn es herauskommt, wird das sein letzter Tag in der Nationalmannschaft gewesen sein“, drohte der Torhüter von Real Madrid auf einer Pressekonferenz.

Über eine zunehmende Isolierung von Superstar De Bruyne innerhalb der Mannschaft war bereits zuvor spekuliert worden. Grund dafür war ein Foto des Twitter-Accounts der belgischen Nationalmannschaft, auf dem sich alle Spieler umarmten. Lediglich de Bruyne stand mit hängenden Armen in der Mitte.

Vertonghen legte nach dem Kabinen-Zoff auch verbal nach. Bezogen auf De Bruynes Äußerungen zur belgischen Altersstruktur sagte der Verteidiger in der Mixed Zone nach dem 0:2 gegen Marokko: „Ich nehme an, dass wir auch schlecht in der Offensive spielen, weil wir zu alt sind“. Außerdem kritisierte Vertonghen die Leistung von Keeper Courtois: „Der Ball darf niemals reingehen“, meinte der 35-Jährige zum ersten Gegentor.

Vertonghens Offensiv-Kritik wollte wiederum Hazard nicht so stehen lassen und schoss zurück. Belgien habe nicht „die drei schnellsten Innenverteidiger der Welt hat, aber das wissen sie“, erklärte der Real-Star.

Horror-Statistik als Zeugnis der belgischen Krise

Trotz ihres Formtiefs und fehlenden Teamgeists ist Belgien nach wie vor auf seine Alt-Stars angewiesen. Vielversprechende Talente oder neue Stars stehen in Belgien nicht gerade Schlange. Das weiß auch De Bruyne, der sagt: „Wir haben einige gute neue Spieler, aber sie sind nicht auf dem Niveau, auf dem andere Spieler 2018 waren.“ Harte, aber realistische Worte des City-Stars.

2018 habe man die beste Chance auf den Titelgewinn verpasst, monierte De Bruyne. Vor vier Jahren in Russland reichte es für Belgien immerhin zum 3. Platz, was gleichbedeutend mit dem besten WM-Resultat einer belgischen Mannschaft war. Seitdem ging es jedoch steil bergab.

Der Niedergang des einstigen Titelfavoriten lässt sich auch an einer bestimmten Statistik eindrucksvoll ablesen. Laut Opta verlor das belgische Team wettbewerbsübergreifend sieben seiner letzten 19 Partien - so viele wie in allen 74 Begegnungen davor.

Sollte sich Belgien tatsächlich am Donnerstag aus der WM verabschieden, könnte es zum großen Knall kommen.