Bayern blamieren sich zu Hause: Muss Kovac jetzt gehen?

“The trend is your friend”, hat Bayern-Präsident Hoeneß einmal gesagt. Und genau das sollte dem Übungsleiter seiner Mannschaft, Niko Kovac, derzeit große Sorgen bereiten. Von den letzten vier Spielen wurde keins gewonnen, zwei gar verloren, jetzt sogar 0:3 gegen Gladbach zu Hause – und das ausgerechnet am letzten Wiesn-Wochenende.

Wenn sein Team ihm nicht bald Ergebnisse liefert, wird Niko Kovac diesen Gang nur noch selten machen. (Bild: Getty Images)
Wenn sein Team ihm nicht bald Ergebnisse liefert, wird Niko Kovac diesen Gang nur noch selten machen. (Bild: Getty Images)

In München, davon können Branchengrößen wie Giovanni Trapattoni, Louis van Gaal oder Carlo Ancelotti ein Lied singen, sitzt man als Trainer ständig auf einem äußerst wackeligen Stuhl – selbst mit dem Erfolg.

Felix Magath etwa holte zweimal infolge das nationale Double aus Meisterschaft und Pokal: nicht genug für die Ansprüche des FC Bayern, der Erfolg in der Champions League war nicht da und so wurde er am 31. Januar 2007 nach zweieinhalb Jahren Amtszeit entlassen.

Dass man sich beim deutschen Rekordmeister gegenüber von Trainerverpflichtungen junger, aufstrebender Übungsleiter enorm zurückhält, ist hinlänglich bekannt. Lediglich Jürgen Klinsmann hat zwischen 2008 und 2009 neun Monate lang die Chance bekommen zu überzeugen.

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Damals gab es ebenfalls frühe Misstöne, im Nachhinein hat man zulange aneinander festgehalten – nach dem 0:4-Debakel im Champions-League-Viertelfinale gegen Barcelona war diese Einsicht zu spät.

Einzig bei Willy Sagnol gab es während seiner Interimszeit nach der Entlassung Ancelottis ein paar Tage lang Gerüchte, er könne den Posten übernehmen. Doch als Jupp Heynckes vor fast genau einem Jahr, am 9. Oktober 2017, zusagte, waren auch diese Pläne schnell wieder vom Tisch.

Im Anschluss wurde den Bayern häufig gratuliert zu der Courage, die Kovac-Brüder zu verpflichten. Aus anderen Richtungen wurden die üblichen Unkenrufe laut: “Die Bayern wollen doch nur die Konkurrenz schwächen.“

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Kovac muss nach der Niederlage gegen Gladbach mit Sicherheit zittern (Bild: AP)
Kovac muss nach der Niederlage gegen Gladbach mit Sicherheit zittern (Bild: AP)

Jetzt, nach der 0:3-Heimniederlage gegen Mönchengladbach könnte der wackelige Stuhl von Niko Kovac nun schon bald kippen. Die Bayern zeigen sich einfallslos und finden nicht ins Spiel. Es fehlt ein richtiges Konzept. Stattdessen erwischt Gladbachs starker Neuzugang Alassane Pléa (10.) den FCB bei seinem Führungstor völlig unvorbereitet und trifft im vierten Spiel in Folge. Kurz darauf bestraft Lars Stindl (16.) den deutschen Meister. Für den dritten Treffer sorgt Patrick Herrmann (88.).

Die Negativserie der Bayern begann vor rund zwei Wochen, als ein starker FC Augsburg im bayerischen Derby einen Punkt aus München entführen konnte. Dem anschließenden 0:2 in Berlin folgte ein glanz- und glückloser Auftritt zu Hause gegen Amsterdam. Leider, und deswegen muss Kovac sich Sorgen machen, sprach das Auftreten seiner Mannschaft in der Königsklasse nicht dafür, dass sie für ihn bis an das Äußerste ihrer Leistungsgrenzen gehen. Gegen Gladbach erhärtet sich dieser Eindruck.

Wenn der Trend dein Freund ist, dann gelten bei den Bayern in den letzten Jahren immer noch die alten Regeln, auf der Trainerbank wie auf dem Rasen: Man muss erwiesene Gewinner einstellen, um gewinnen zu können. Auch, wenn man es mal mit einem jungen Talent versucht. Nichts schmeckt so gut wie der Erfolg. Das weiß eigentlich auch der derzeit bei Manchester United ebenfalls in der Krise befindliche Portugiese José Mourinho. Hatten die Bayern nicht ohnehin noch eine Rechnung mit seinem Intimfeind Guardiola offen?

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