Wie Kovac Rummenigges ehrgeizige Ziele erfüllen will

Niko Kovac und Karl-Heinz Rummenigge auf dem Rathausbalkon bei der Meisterfeier im Mai

Zweimal antwortete Niko Kovac am Dienstagmittag entschieden mit "Ja". Einmal, als er einen Reporter bereits bei der Fragestellung unterbrach, als ihn dieser auf den umworbenen Leroy Sané ansprechen wollte. "Er kann uns auf jeden Fall helfen. Das hat er in der Nationalmannschaft und bei Manchester City gezeigt", betonte der Trainer.

Beim zweiten Mal stimmte er mit "Ja, das sehe ich genauso" zu, als er danach gefragt wurde, ob es denn so sein müsse, dass sich ein Trainer der Spielkultur eines Klubs anpassen müsse - "und nicht umgekehrt".

Genau das stellte Vorstands-Boss Karl-Heinz Rummenigge im Interview für das Bundesliga-Sonderheft von SPORT1 klar. Mit der Ergänzung, dass es wieder ein Bayern-System geben müsse, "wie es ein Barcelona-System gibt". Schließlich sei man damit "über Jahre und mit unterschiedlichen Trainern sehr erfolgreich" gewesen.

Bayern-System mit Wiedererkennungswert

Was heißt das nun für die kommende Saison?

Eine Überraschung wäre es, würde Kovac wieder mit dem Experimentieren beginnen - wie zu Beginn der vergangenen Saison. Nur ein Sechser, mal drei Stürmer, viel Rotation. Das ging eine Zeit lang gut, dann brach die Mannschaft ein. Führungsspieler lehnten sich gegen das Kovac-System auf, die Bayern-Verantwortlichen schalteten sich ein und fortan wurde wieder im 4-2-3-1 mit einer Doppelsechs aufgelaufen. Am Ende holte man auch deshalb das Double.

Mit dem System, das in etwa dem entspricht, was sich Rummenigge als Teil der Bayern-DNA wünscht. Kovac, sofern er Wort hält, dürfte also einen Teufel tun, sich dem Wunsch seines Bosses zu widersetzen. "Wir hatten einen hohen Wiedererkennungswert der Marke Bayern München. Aber es geht natürlich immer besser", sagte Kovac darauf angesprochen.

Experimente, wie etwa die von ihm im Kicker ins Spiel gebrachte Dreierkette, ist zwar mit dem aktuellen Kader möglich und auch sicher mal eine Option. Dauerhaft aber wohl nicht. Beim Blick auf das bislang eher spärlich vorhandene Material (17 Feldspieler, drei Torhüter) spricht auch vieles für das 4-2-3-1.

"Klub lechzt nach der Champions League"

Mit jenem System schafften es die Bayern im vergangenen Jahr und trotz aller Querelen, doch noch zwei Titel einzufahren. Dieses Jahr soll laut Rummenigge in jedem Fall die achte Meisterschaft in Folge drin sein. Noch viel wichtiger aber ist dem Bayern-Boss, dass der Rekordmeister auch international wieder für Schlagzeilen sorgt.

"Dieser Klub lechzt nach der Champions League", sagte der 63-Jährige im SPORT1-Interview.

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Kovac weiß, dass der Königsklassen-Druck auf ihm lastet, und sichert zu, es besser machen zu wollen als in der Vorsaison. Da schied man chancenlos gegen den FC Liverpool im Achtelfinale aus. Allerdings weiß Rummenigge, wie auch Kovac, dass dieses Unterfangen nicht einfach wird. Zudem mahnte der Trainer: "Die Wertigkeit der Ligen fällt irgendwo ab, weil man nur noch über die Champions League spricht."

Der Coach, der auch laut Rummenigge durch seine zwei Titel gestärkt in die Saison geht, ist im bislang schwierigen Transfer-Sommer zudem und bizarrerweise schon ein Gewinner. Viele Spieler mit durchaus kritischen Ansätzen sind nicht mehr da, weil ihre Verträge entweder nicht verlängert (Arjen Robben, Franck Ribéry, Rafinha) oder verkauft wurden (Mats Hummels).

Rafinha trat nun via Sport Bild gegen Kovac nach, zudem meldete sich Mats Hummels' Ehefrau Cathy über die sozialen Kanäle zu Wort. Kovac hatte erklärt, dass Hummels dem Konkurrenzkampf bei den Bayern mit seinem Wechsel nach Dortmund aus dem Weg gehen wollte. Für Cathy Hummels schlichtweg eine Ente, also Falschaussage.

Weniger Spieler, weniger Ärger

Zudem steht fest, dass sich die Kadergröße erneut bei 18 bis 19 Feldspielern einpendeln wird. Getreu dem Motto: Weniger Spieler, weniger Ärger.

Ebenso bekam Kovac mit Hansi Flick seinen Wunsch-Co-Trainer. Beide arbeiteten einst bei RB Salzburg zusammen, ehe es Flick zum DFB zog. Kovac schätzt ihn, bezeichnete ihn als loyalen, qualitativ hochwertigen Menschen und "einen ganz tollen Transfer". Flick gilt als jemand, der die erste Reihe meidet, außerordentlich gut vernetzt ist und einen guten Draht zu Spielern aufbauen kann. Zudem sind seine taktischen Kenntnisse geschätzt. Kovac und Flick, das könnte passen.

Kovac, sein Bruder Robert und Flick wissen aber, dass sie in dieser Saison vor allem am Abschneiden in der Königsklasse gemessen werden. Schlusswort Rummenigge: "Die Anstrengung Champions League ist immer wieder die 'Benchmark' und das hat weltweit natürlich eine wahnsinnige Ausstrahlung."