Kroos: "Ich habe mit Hansi bereits alles geklärt"

Toni Kroos hat seine Karriere als deutscher Nationalspieler mit 31 Jahren beendet - obwohl der neue Bundestrainer Hansi Flick offenbar sehr gern auf ihn gesetzt hätte.

"Ich habe mit Hansi bereits alles geklärt, weil ich möchte, dass er planen kann", sagte Kroos nach 106 Spielen für den Deutschen Fußball-Bund im Interview mit der Bild-Zeitung: "Wir hatten schon vor der Europameisterschaft Kontakt, als er mir signalisierte, dass er gerne mit mir nach der EM zusammenarbeiten würde."

Er habe ein gutes Verhältnis zu dem Nachfolger von Joachim Löw und habe ihn auf keinen Fall vor den Kopf stoßen wollen: "Hansi weiß also über alles Bescheid. Genauso wie Oliver Bierhoff selbstverständlich auch." Löw habe er nicht mehr informiert, dieser habe von seiner Tendenz zum Abschied aber bereits gewusst.

Schon 2018 nach dem WM-Debakel dachte der Superstar von Real Madrid an Rücktritt: "Damals haben mich vor allem mein Sohn Leon, der mich weiter im DFB-Dress spielen sehen wollte, als auch Jogi Löw überzeugt, doch weiterzumachen." Damals sei er sich bei der Entscheidung nicht sicher gewesen - diesmal schon.

WM-Titel als Highlight im Nationaltrikot

Es sei auch keine Frage des Alters: "Es ist vielmehr eine Sache des Gefühls. Und heute fühlt es sich richtig an." Er erhoffe sich nun Pausen und mehr Zeit mit der Familie.

Als den wohl größten Moment im DFB-Trikot nannte er den WM-Sieg von 2014.

"Mit Sicherheit ist es das höchste für einen Fußballer, Weltmeister zu werden. Trotzdem muss ich sagen, wenn man jetzt so zurückblickt: Während meiner aktiven Karriere als Nationalspieler habe ich die Länderspiele zeitweise schon ein wenig als selbstverständlich hingenommen", führte Kroos aus.

Es habe für ihn einfach dazugehört, für Deutschland zu spielen: "Trotzdem war es jedes einzelne Mal, wirklich alle 106 Spiele, etwas Besonderes für mich, mein Land zu repräsentieren."

Kroos: Das war meine bitterste Niederlage

Als bitterste Niederlage bezeichnet Kroos weder das Debakel von 2018 noch die Ernüchterung von 2021. "Wenn ich eine raussuchen muss, dann war es das Halbfinale 2016 gegen Frankreich. Damals hatte ich am ehesten das Gefühl, dass wir Europameister werden können", sagte der einstige Bayern-Star. Gegen Frankreich sei man besser gewesen und habe sich selbst geschlagen.

"Im Finale gegen Portugal wäre viel drin gewesen. Rückblickend muss ich daher sagen: Das war eine extrem bitterere vergebene Titelchance", sagte Kroos, der bis auf den EM-Pokal fast alles gewonnen hat. Auch jetzt sei wieder mehr drin gewesen, gab er zu. Trotzdem: "Diesmal kann ich in den Spiegel schauen und sagen: Ich habe alles getan, wir haben alles versucht."

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An der breitgetretenen Diskussion um das deutsche Spielsystem wollte er sich nicht mehr wirklich beteiligen: "Der Trainer trifft die Entscheidungen und dann ist es so. Natürlich hat aber jeder Spieler seine eigene Meinung." Seine Position habe sich zwar nicht groß verändert, aber natürlich sei es ein Unterschied, "ob İlkay Gündogan neben mir spielt oder Jo Kimmich, der ähnlich wie Casemiro bei Real hinter mir den Sechser gibt."

Er habe mehr Defensivaufgaben als normal gehabt. Auch dank Kimmich müsse man sich trotz seines Abtritts keine Sorgen um die Qualität im deutschen Mittelfeld machen.

Das wünscht sich der Real-Star von den Fans

Kroos, der in Deutschland für seine Spielweise nicht nur gefeiert wurde, ist mit sich im Reinen. "Manchmal hatte ich schon das Gefühl, dass einige mein Spiel in elf Jahren Nationalmannschaft nicht ganz verstanden haben. In Spanien war das dagegen bereits nach meiner ersten Partie für Real Madrid der Fall und hat sich in sieben Jahren nicht geändert. Ich sage mal so: besser in Deutschland umstritten und weltweite Anerkennung – als andersrum."

Sein Wunsch mit dem Blick auf das eigene Vermächtnis: "Ich würde mich freuen, wenn man über den Nationalspieler Toni Kroos sagen würde: 'Dem habe ich gerne zugeschaut, weil er einfach einen schönen Fußball gespielt hat!' Unabhängig von den Erfolgen würde mir das völlig reichen."

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