Kuntz-Klartext: Thomas Müller soll zu Olympia

Thomas Müller hatte seine Bereitschaft für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen bereits kundgetan.

"Wenn man ganz viel träumen mag, wäre das natürlich schon eine coole Sache", hatte der Offensivspieler des FC Bayern im exklusiven SPORT1-Interview gesagt, auch wenn die Spiele in Tokio (24. Juli bis 9. August) für ihn "nicht die oberste Priorität" hätten.

U21-Trainer Stefan Kuntz hielt sich bislang bedeckt, ob er Müller als einen von drei möglichen älteren Spielern, die nicht vor dem Stichtag 1. Januar 1997 geboren wurden, nominieren würde oder nicht.

Im Gespräch mit SPORT1 redet Kuntz nun Klartext: Müller soll mit!

Außerdem spricht der 57-Jährige über seinen Zeitplan bei der Kader-Nominierung und gibt seine Einschätzung zu den Talenten des FC Bayern ab.

Kuntz: Ich habe mit Müller gesprochen

SPORT1: Mit Blickrichtung Japan, Herr Kuntz. Spüren Sie schon Medaillendruck?

Stefan Kuntz: Wo wir hinfahren, wollen wir gewinnen. Fertig. Aber um für Olympia ein richtiges Ziel auszugeben, bräuchte ich eine Einschätzung über die Mannschaft, die ich zur Verfügung habe, und die habe ich noch nicht. Also vertagen wir die Frage auf Juni.

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SPORT1: Thomas Müller sagte zuletzt, die EM interessiere ihn aktuell überhaupt nicht. Freie Fahrt also für Olympia 2020 ...

Kuntz: Dann müssen Sie ihn mal fragen, ob Olympia auch für ihn abgehakt ist (lacht).

SPORT1: Er ist für Sie weiterhin ein Kandidat, wenn er mitwollen würde?

Kuntz: Ja, genau. Ich habe mit ihm gesprochen, aber auch mit anderen erfahrenen Spielern mit großen Namen. Die sagen alle zu Recht, dass sie den Mai abwarten wollen, um zu sehen, wie viele Spiele sie gemacht haben, wie ihre Vertragssituation ist und ob Olympia in ihre Planungen passt. Deren Planungen sind ja andere als die von Spielern der Jahrgänge 1997 und 1998. Mit Thomas und den anderen Spielern habe ich mich darauf geeinigt, dass wir Anfang April, Ende Mai, die Situation sondieren werden.

Das rät Kuntz jungen Spielern wie Fein

SPORT1: Sondiert hat man beim DFB zuletzt auch sehr viel. Zukünftig soll beim Nachwuchs wieder vermehrt in die individuelle Entwicklung investiert werden. Wie bewerten Sie etwa die Entscheidung von Hansi Flick beim FC Bayern, die U19-Talente Oliver Batista Meier und Leon Dajaku bei den Profis dauerhaft mittrainieren zu lassen?

Kuntz: Das ist sehr gut. Für uns im Speziellen ist es wichtig, dass es deutsche Talente sind. Denn je länger du auf hohem Niveau Spiel- und Trainingspraxis hast, desto mehr entwickelst du dich.

SPORT1: Haben Sie für die U21 neben Hamburg-Leihgabe Adrian Fein weitere Bayern-Spieler im Fokus?

Kuntz: Aktuell nicht. Aber meinem Assistenztrainer Antonio di Salvo, der in München wohnt, wird niemand durch die Hände flutschen.

SPORT1: Fein wird im Sommer voraussichtlich zu den Bayern zurückkehren. Raten Sie ihm zu diesem Schritt?

Kuntz: Wie allen anderen Spielern rate ich auch ihm, danach auch zu schauen, wo er auf möglichst hohem Niveau am meisten Spielzeit bekommt. Die Bayern und Adrian müssen das zusammen abwägen.

SPORT1: Wie wichtig war sein Schritt zum HSV?

Kuntz: Perfekt. Er ist eigentlich der Nachfolger von Florian Neuhaus (22, Borussia Mönchengladbach, d. Red.). Er ging 2017 zu Fortuna Düsseldorf, das war auch ein Schritt in die zweite Liga und jetzt sieht man, was dieser Schritt für seine Karriere bedeutet. Für mich ist die Entwicklung von Neuhaus das beste Argument.