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Kurioses Team: Wer Zverev so stark macht

Manch einer, der es mit Alexander "Sascha" Zverev hält, war nach der nächsten Achterbahnfahrt des erstmaligen US-Open-Finalisten wohl verschwitzter als der deutsche Tennis-Star selbst.

Das dürfte vor allem für das Team hinter Zverev gelten, der im Halbfinale gegen den Spanier Pablo Carreno Busta schnell mit zwei Sätzen zurückgelegen hatte.

Es folgte das schonb gewohnte Auf und Ab à la Zverev: Der 23-Jährige startete gut in den dritten Satz, landete sein erstes Break, kassierte aber direkt das Rebreak.

Einige Adrenalinschübe später endete sein bis dato größtes Match dennoch mit einem Happy End - einem Sieg nach fünf Sätzen, das ihm das Finalmatch gegen den Österreicher Dominic Thiem bescherte. (US Open 2020: Finale Alexander Zverev - Dominic Thiem am Sonntag ab 22 Uhr im LIVETICKER)

In Zverevs Box ballten Jez Green und Hugo Gravil ihre Fäuste, denen die Partie alles abverlangt hatte. Doch wer ist dieses Team hinter dem Hamburger überhaupt? Und wo war eigentlich Zverevs Trainer?

Green und Gravil für Zverev "wie Familie"

Bei dem Briten Green handelt es sich um Zverevs Athletik- und Fitness-Trainer, der Franzose Gravil ist sein Physiotherapeut. "Die Beiden sind wie eine Familie für mich", beschrieb Zverev nach dem Zweitrunden-Sieg gegen Brandon Nakashima seine besondere Beziehung.

Eine Beziehung, die infolge von Zverevs abwesender Familie in New York umso wichtiger erscheint. Vater Alexander Zverev senior als ansonsten wichtigste Bezugsperson weilt wegen des Corona-Risikos in der Heimat. Der frühere, wenngleich weniger erfolgreiche Profi fehlt als erster Ansprechpartner, Trainer und Mentor.

Was allerdings auch ein offenes Geheimnis ist: Immer mal wieder soll es zwischen ihnen zu energischen Diskussionen kommen. Er sei "der ganze normale Trainertyp", hatte Zverev unlängst über seinen Vater gesagt. Das Lachen konnte er sich dabei aber nicht verkneifen und schob nach: "Einer, der seinen Spieler im Grunde nicht besonders mag."

Unterm Strich ist das Vater-Sohn-Verhältnis aber ebenso innig wie das zu Bruder Mischa.

Bruder und wichtiger Ansprechpartner

Saschas zehn Jahre älterer Bruder ist seit 15 Jahren auf der Tour und war dort steter Begleiter. Während der Corona-Pandemie war auch für ihn die Reise nach Flushing Meadows unmöglich, so dass die tägliche Kommunikation über das Telefon funktionieren musste.

Während der Spiele fiebert Mischa vor dem Fernseher mit. Beim Halbfinale ging er nach dem zweiten Satz duschen, weil ihm die bis dato schwache Leistung seines Bruders so sehr zusetzte.

Als er vor die Mattscheibe zurückkehrte, hatte der Weltranglisten-Siebte dann indes gerade den dritten Satz gewonnen. (Spielplan und Ergebnisse der US Open 2020)

Ferrer coacht per Telefon und WhatsApp

Auch wenn Vater und Bruder fehlen - die Konstellation mit Green und Gravil ist trotzdem außergewöhnlich, immerhin tritt Zverev ein Grand Slam ohne seinen eigentlichen Trainer vor Ort an.

Warum jedoch ist Neucoach David Ferrer nicht dabei, obwohl jeder Spieler laut Regularien drei Betreuer an Bord haben darf?

Die genauen Gründe sind unbekannt. Immerhin befinden sich Zverev und der frühere Weltranglisten-Dritte in regem Austausch per Telefon und WhatsApp.

So oder so: Zverev hält große Stücke auf den Spanier. "Ich habe David während seiner gesamten Karriere verehrt", hatte er bei der Bekanntgabe der Zusammenarbeit Anfang des Jahres erklärt. "Er hat sich mehr als eine Dekade in den Top 10 gehalten. Jeder wird mir zustimmen, wenn ich sage, dass David einer der mental stärksten Spieler auf der Tour war."

Genau diese mentale Stärke war Zverev in der Vergangenheit oftmals abgesprochen worden. Meist genügte dafür bereits ein Blick auf die Vielzahl der Doppelfehler des Hamburgers, der auch klare Führungen immer wieder verspielte.

Neue Reife als Erfolgsfaktor

Bei diesen US Open ist das anders. Im Viertelfinale gegen Borna Coric behielt Zverev trotz durchwachsener Leistung die Ruhe. Das Mega-Comeback im Halbfinale war dann eine psychische Meisterleistung - Ex-Coach Boris Becker, 1989 der letzte deutsche US-Open-Gewinner, adelte Zverev denn auch als "Mentalitätsmonster".

Umso bemerkenswerter, als dass Ferrer und sein Schützling coronabedingt noch keine einzige gemeinsame Turnierwoche vorweisen können.

Kurios: Für die US Open hat sich Zverev den Coach seines Bruders, Mikhail Ledovskikh, sozusagen geliehen, wie Mischa Zverev kürzlich im Interview mit SPORT1 verriet: "Sascha ist jetzt mit meinem Trainer in Amerika. Fakt ist, dass es momentan so funktioniert."

Mischa Zverev hat denn auch einen weitere Wandlung ausgemacht: "Er ist reifer geworden, er hat das Ziel vor Augen und weiß auch, wie er dort hinkommt. Das hat er bisher gut gemacht, das ist ein schönes Zeichen und gibt mir viel Hoffnung für dieses Grand-Slam-Turnier und auch die nächsten."