Löws letzter Trumpf trägt Lederhosen

Löws letzter Trumpf trägt Lederhosen
Sport1

Spaniens Presse fällte ein vernichtendes Urteil.

"Deutschland hatte nicht viel mehr zu bieten als die Nationalhymne vor dem Spielbeginn", schrieb die Sportzeitung As und schob hinterher, was wohl für die größte Verwunderung gesorgt hatte: "... und das mit fünf Bayern-Spielern".

Mit Ausnahme von Leroy Sané stand der Rest der FCB-Riege (Manuel Neuer, Niklas Süle, Leon Goretzka, Serge Gnabry) noch vor wenigen Monaten im Finale der Champions League und brachte den Henkelpott mit nach München.

An diesem denkwürdigen Abend in Sevilla gingen aber auch die bayerischen Titelhamster mit ihren Kollegen unter.

Mit Blick auf die Zukunft, die trotz des Debakels weiter von Joachim Löw gestaltet wird, ist dennoch klar: Die Bayern-Achse ist Löws größte Hoffnung. Sein letzter Trumpf trägt Lederhosen!

Kimmich gehört die Zukunft als Leader

Da ist zum einen die Tatsache, dass in Joshua Kimmich der Spieler verletzungsbedingt fehlte (OP am Außenmeniskus), der Stratege und Anheizer in einer Person ist.

"Ich glaube, gestern war klar zu erkennen, dass Joshua Kimmich der wahre und richtige Leader dieser Mannschaft ist. Und damit ist es dann auch nicht Toni Kroos", stellte SPORT1-Experte Stefan Effenberg am Mittwochabend klar.

Sich verbal ins Spiel zu integrieren, gehört für Kimmich dazu. Der 25-Jährige pusht sich selbst, indem er sich nichts gefallen lässt, sich in Zweikämpfen wehrt, notfalls mit dem Schiedsrichter diskutiert, oder auch mal einen Rüffel an die Teamkollegen verteilt.

Allesamt Dinge, die beispielsweise Bastian Schweinsteiger als ARD-Experte so vermisst hat - und die auch für Robin Gosens, der gegen Spanien ebenfalls verletzt fehlte, elementar sind.

Gosens: Bayern-Stars müssen uns das Gewinnen beibringen

"Es gehört dazu, mal dreckig zu sein, die Sense auszupacken oder ein Foul zu begehen. Diese Dinge können der anderen Mannschaft zeigen: 'Ihr könnt uns bis zu einem gewissen Grad verarschen, aber jetzt ist Feierabend.'", erklärte der Linksverteidiger kürzlich im SPORT1-Interview.

Aus Sicht des Italien-Legionärs von Atalanta Bergamo spitzt sich bei der Frage nach Sieg oder Niederlage vieles auf den Begriff Mentalität zu. Siegeswille, den er im Training von den FCB-Spielern in bis dato unbekannter Art und Weise vorgelebt bekam.

"'Weißt du, was ich so krass finde? Wenn diese Jungs auf dem Platz sind, merkt man ihre absolute Gewinnermentalität'", teilte er seiner Freundin nach einem DFB-Training mit.

Für den 26-Jährigen ist klar: "Die Bayern-Spieler sind für unsere Mannschaft enorm wichtig, weil sie uns das Gewinnen vorleben und uns damit führen können."

Bayern in entscheidenden Momenten voll da

Zwar tauchte auch die FCB-Connection gegen Spanien ab, die Zeit der Flick-Bayern kommt aber erst noch. Sie beginnt nicht im Herbst oder Winter, sondern dann, wenn es um die großen Titel geht.

Bis dahin können auch fest eingeplante Stützen wie Niklas Süle oder Leroy Sané nach ihren Verletzungen weiter daran arbeiten, wieder 100 Prozent ihrer Leistungsstärke zu erreichen.

Fünf Trophäen haben die Münchner zuletzt innerhalb weniger Monate eingefahren. Beim Finalturnier in Lissabon mussten dabei ähnliche Herausforderungen bewältigt werden, wie sie ein EM-Turnier mit sich bringt.

Über längere Zeit einen Lagerkoller zu vermeiden und die Stimmung hochzuhalten, in K.-o.-Spielen auf den Punkt da zu sein - und bedingungsloser Zusammenhalt zwischen Spielern, Trainerteam und allen Verantwortlichen.

All das wird auch für die Nationalmannschaft essenziell sein, wenn das ausgegebene Mindestziel Halbfinale bei der EM wirklich erreicht werden soll.

Funktioniert im kommenden Sommer die Bayern-Achse, hat Deutschland sicherlich weit mehr zu bieten als nur die Nationalhymne.