Wie lange geht das noch gut?

Als seine Teamkollegen auf dem Feld nach Schlusspfiff die Arme hochrissen, war der Arbeitstag von Mats Hummels bereits beendet. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Der Abwehrchef des BVB wurde beim 2:1-Sieg gegen den FC Augsburg bereits nach rund 65 Minuten mit schmerzverzerrtem Gesicht ausgewechselt, lief unrund vom Platz. Der 32-Jährige kühlte anschließend sein Knie mit einem dicken Eisbeutel.

„Er hatte ein bisschen Probleme mit der Ansteuerung vom Muskel. Er hatte kein gutes Gefühl mehr. Das war das Signal“, erklärte BVB-Trainer Marco Rose auf der Pressekonferenz nach dem Spiel den Grund für die Hummels-Auswechslung. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Man dürfe nicht vergessen, dass der EM-Teilnehmer keine Vorbereitung hatte, schob Rose nach. Fakt ist: Das Knie bereitet dem Nationalspieler schon seit Monaten Probleme, weshalb er zu Saisonbeginn einige Partien mit einer Entzündung an der Patellasehne verpasste. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Hummels seit Saisonbeginn mit Knieproblemen

Nach dem ersten Viertel der neuen Saison muss man sich bei Hummels zwangsläufig die Frage stellen: Wie lange geht das noch gut?

Der Weltmeister von 2014 ist für das Spiel der Dortmunder extrem wichtig. Vor dem Spiel gegen die Fuggerstädter lag seine Zweikampfquote in der Bundesliga-Saison bei 69,2 % und damit beispielsweise über der von DFB-Konkurrent Niklas Süle vom FC Bayern München (65,6 %).

Doch auch in anderer Funktion ist Hummels unabdingbar für das Dortmunder Spiel. Er ist nicht nur Anker und Stabilisator im Dortmunder Defensivverbund, er ist auch wesentlicher Teil des Spielaufbaus. Trotz seiner frühen Auswechslung kam er in Augsburg auf 76 Ballkontakte, nur die Abwehrkollegen Manuel Akanji (84) und Raphael Guerreiro (120) hatten mehr. Dazu ist er unumstrittene Führungsfigur.

Doch wie sehr hilft ein angeschlagener Hummels dem BVB? Der Verteidiger stand zwar zuletzt beim 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach und beim 1:0-Sieg in der Champions League gegen Sporting Lissabon die vollen 90 Minuten auf dem Platz, richtig fit wirkte er aber weder gegen die Portugiesen noch gegen Augsburg.

Fehlende Geschwindigkeit beim BVB-Abwehrchef

Vor allem ein Wert gibt Anlass zur Sorge. Hummels hat einiges an Geschwindigkeit eingebüßt. Seinen Topspeed in der Bundesliga von 34,7 km/h erreicht er längst nicht mehr. In dieser Spielzeit ist sein bisheriger Bestwert nur noch bei 30,4 km/h. Das dürfte zum Teil auch dem Alter geschuldet sein, könnte aber auch durch die Knieproblematik verstärkt werden.

Rose betonte auch, er konnte Hummels schonen, „weil wir in den vergangenen drei Spielen auch richtig gut von der Bank waren.“ Für Hummels kam Neuzugang Marin Pongracic in die Partie.

Doch für eine richtige Pause ist bei Hummels eigentlich keine Zeit, das Programm wird in den kommenden Wochen nicht geringer, bis Weihnachten stehen noch mindestens 14 Pflichtspiele auf dem Programm.

Und das nur im Verein. Zusätzlich stehen auch noch zwei Länderspielphasen mit der Nationalmannschaft an. Die erste startet bereits in der kommenden Woche – ohne Hummels. Bundestrainer Hansi Flick entschied sich gegen eine Nominierung des EM-Teilnehmers.

Ziehen DFB-Konkurrenten an Hummels vorbei?

„Wir wissen alle, welche Qualität Mats hat, wenn er hundertprozentig fit ist. Ich habe mit Mats telefoniert. Wir haben uns beide dafür entschieden, dass er die Trainingstage in der freien Zeit nutzen kann, den nächsten Schritt zu machen, um bei hundert Prozent anzukommen“, erklärte Flick. (SERVICE: Bundesliga-Spielplan zum Ausdrucken)

Heißt auch: Der Bundestrainer will einen topfitten Hummels. Flick beginnt mit seinem Team bereits jetzt den Grundstein für die WM im kommenden Winter in Katar zu legen. Und nach der Rückkehr zur Viererkette haben in der Innenverteidigung der DFB-Elf nur noch zwei Spieler Platz.

Antonio Rüdiger hat sich beim FC Chelsea zum Abwehrchef gemausert, auch Niklas Süle findet unter Julian Nagelsmann langsam aber sicher zu alter Stärke. Matthias Ginter überzeugt bei Borussia Mönchengladbach seit Jahren mit Konstanz.

Die Situation für Hummels ist keine einfache: Der Abwehrchef der Dortmunder bräuchte eigentlich die Zeit, um seine Kniebeschwerden in Ruhe auskurieren zu können. Gleichzeitig will er der Mannschaft helfen, ihre Ziele zu erreichen.

In der kommenden Woche hat Hummels die Möglichkeit, sich um seine persönliche Fitness zu kümmern. Gleichzeitig wird er mitansehen müssen, wie seine Konkurrenten im DFB-Team Punkte sammeln können.

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