Legendäre Avus-Strecke wird 100 Jahre alt

Legendäre Avus-Strecke wird 100 Jahre alt
Legendäre Avus-Strecke wird 100 Jahre alt

Die Jagd nach wahnwitzigen Geschwindigkeitsrekorden ist längst Geschichte. Auf der Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße, besser bekannt unter der Abkürzung Avus, gilt heute Tempolimit 100.

Die berüchtigte Renn- und Teststrecke, die am 24. September 1921 feierlich eingeweiht wurde, ist mittlerweile nur noch ein funktionaler Teil der A 115, die Verbindung zwischen Halensee und Wannsee im Berliner Südwesten. (NEWS: Alles zum Motorsport)

An die reiche Historie erinnern in erster Linie die kürzlich sanierten Tribünenanlagen - welche lange Zeit bei weitem nicht ausreichten für das gewaltige Aufkommen von bis zu 300.000 Zuschauern, die Augenzeugen des technischen Fortschritts made in Germany werden wollten, der oft genug zu Propagandazwecken missbraucht wurde.

Alles begann mit einem ehrgeizigen und eitlen Kaiser. Angestachelt vom Bau der ersten Rennstrecken in Frankreich und England, brachte Wilhelm II. im Jahr 1909 den Stein ins Rollen.

Avus: Letztes Rennen vor 23 Jahren

Vier Jahre später wurde mit dem Bau der (je nach Quelle) ersten reinen Autostraße der Welt begonnen, finanziert von einem Industriellen. Acht weitere Jahre vergingen bis zur feierlichen Eröffnung - natürlich mit einem Rennen.

19,657 Kilometer war die Hochgeschwindigkeitsstrecke mit nur vier Kurven anfangs lang, besonders in der NS-Zeit diente sie als Bühne für prestigeträchtige Geschwindigkeitsrekorde. Mit bis zu 400 km/h jagten Wagemutige in fahrenden Kanonenkugeln über die Avus. Unfälle und Tragödien blieben nicht aus.

Letztmals wurde auf der Avus, die von 1937 bis 1967 auch eine spektakuläre Steilkurve bereit hielt, vor 23 Jahren ein Rennen gefahren, doch bereits 1940 wurde sie auch für den öffentlichen Verkehr freigegeben.

Im Kalten Krieg war die Avus Transitstrecke zwischen Ost und West, Roger Moore alias James Bond flüchtete im Film „Octopussy“ über die berühmte Trasse vor der Berliner Polizei.

Formel 1 gastierte 1959 auf der Avus

Zweimal fand der Große Preis von Deutschland auf der Avus statt, der allererste 1926 mit dem deutschen Sieger Rudolf Caracciola am Steuer eines Mercedes-Benz, beim einzigen Formel-1-Gastspiel 1959 triumphierte der Brite Tony Brooks im Ferrari.

Im Verlauf der Jahre wurde die Strecke stetig verkürzt. Immer mehr Rennserien machten einen Bogen um den aus der Zeit gefallenen Mythos. Mit dem Tod des Briten Keith O‘Dor in einem Rennen des Super Tourenwagen Cup 1995 war die Avus für den Motorsport praktisch Geschichte.