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Legende Kühnhackl prophezeit Eishockey-Boom

Erich Kühnhackl glaubt an einen Boom im deutschen Eishockey

Die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm hat sensationell Olympia-Silber gewonnen und damit ihr eigenes Wintermärchen geschrieben. (Goldmann-Kolumne: "Wir haben wieder Helden)

Eishockey-Legende Erich Kühnhackl, Vater von NHL-Star Tom Kühnhackl, spricht im Interview mit SPORT1 über das Wunder der deutschen Kufen-Cracks.

Als Spieler gewann Kühnhackl senior selbst vor 42 Jahren eine deutsche Olympia-Medaille mit der Eishockey-Nationalmannschaft - und zwar Bronze 1976 in Innsbruck. (Empfang von Team D im LIVETICKER)

Der ehemalige Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes äußert sich zudem zu seinem Sohn, über einen möglichen Eishockey-Boom sowie zur Leistung von Coach Sturm.

SPORT1: Herr Kühnhackl, wie haben Sie die emotionale Achterbahnfahrt im Finale erlebt?

Erich Kühnhackl: Ich habe das Spiel daheim mit Bekannten geschaut. Wenn ich alleine gewesen wäre, wäre das für mich zu viel gewesen. Das hätte ich nicht verkraftet. Emotional war das hart an der Grenze, der absolute Wahnsinn. Mit einem gewissen Abstand muss ich jetzt sagen: Hut ab, Jungs. Das war absolute Weltklasse! Beim Olympischen Turnier nach so einem großen Spiel die Silbermedaille zu gewinnen - Respekt.

SPORT1: Überwiegt nach diesem Finale der Stolz oder doch die Enttäuschung, weil Gold so knapp verpasst hat?

Kühnhackl: Bei mir überwiegt der Stolz. Wenn man daran denkt, wie die Mannschaft gestartet ist, wie sich die Jungs ins Turnier reingespielt und welche grandiose Leistungen sie gezeigt haben - auch im Finale - da habe ich über die Spielzeit hinweg keinen großen Unterschied gesehen. Das spricht für die deutsche Mannschaft und für das deutsche Eishockey. Es war ein absolut tolles Turnier.

SPORT1: Können die Spieler das auch so sehen?

Kühnhackl: Als Spieler ist die Situation im Spiel, wenn du kurz vor Schluss führst, natürlich ganz anders. Ich glaube schon, dass man hinterher der Situation nachtrauert. Aber nach dem Spiel realisiert man auch, dass man bei Olympia Mannschaften aus dem Rennen geworfen hat, die absolute Weltklasse sind. Dass man die Russen im Finale in die Verlängerung gezwungen hat. Für eine Silbermedaille bei Olympischen Spielen finde ich kein Wort der Superlative.

SPORT1: Sie haben 1976 Bronze gewonnen. Ist die Silbermedaille von heute höher einzuschätzen?

Kühnhackl: Die Silbermedaille jetzt hat einen unglaublichen Stellenwert und ist in der heutigen Zeit höher einzuschätzen. Es ist ein Riesenunterschied, wie 1976 gespielt wurde und wie heute gespielt wird. Aber generell ist eine Silbermedaille bei Olympia gigantisch, vor allem wenn man so knapp an der Goldmedaille vorbeigeschrammt ist.

SPORT1: Was hat Trainer Marco Sturm während des Turniers, aber auch schon in der Vorbereitung richtig gemacht?

Kühnhackl: Er weiß, dass Olympische Spiele etwas ganz Besonderes sind und hat sich akribisch darauf vorbereitet. Bereits im Vorfeld hat er unglaublich viel gearbeitet, damit er wirklich die fittesten und besten Spieler mitnehmen kann. Egal ob Trainerstab, Physiotherapeuten, Ärzte oder Verantwortliche - alle haben gut zusammen gearbeitet. Wenn eine Einheit mal geformt ist, dann sind solche Leistungen möglich.

SPORT1: Die NHL-Spieler durften bei Olympia nicht teilnehmen. Wie groß war die Enttäuschung bei ihrem Sohn? (Der DEB-Kader)

Kühnhackl: Die Enttäuschung war riesig. Olympische Spiele sind einfach immer noch etwas ganz Besonderes. Mit Sicherheit wäre es schön gewesen, wenn die Jungs aus der NHL bei Olympia hätten antreten dürfen. Aber diese Entscheidung können wir nicht beeinflussen. Wir können nur hoffen, dass die Verantwortlichen noch einmal darüber reden, im Hinblick auf 2022.

SPORT1: Was bedeutet die Silbermedaille für das deutsche Eishockey?

Kühnhackl: Sehr viel - im Hinblick auf die Entwicklung der letzten Jahre und für die Zukunft. Ich bin davon überzeugt, dass die Verantwortlichen, egal ob in der DEL oder beim DEB, diesen Schub für die jeweiligen Ligen nutzen können, den die Nationalmannschaft jetzt los getreten hat. Angefangen vom Nachwuchs bis zu den Oberligen, der DEL2 und der DEL. Man muss diesen positiven Effekt wahrnehmen, dann kann man viel bewegen.

SPORT1: Glauben Sie, dass es einen richtigen Boom geben wird und wieder mehr Kinder in die Eishallen kommen?

Kühnhackl: Davon bin ich überzeugt, aber dafür muss man auch etwas tun. Ich glaube, dass ganz Eishockey-Deutschland von den Jungs begeistert war und ist. Aber diese Entwicklung kostet sehr viel Zeit und sehr viel Geld. Diese Herausforderung – egal für welche Sportart – muss man annehmen. Was gibt es Besseres, als dass die Nationalmannschaft eines Landes bei Olympischen Spielen im Finale steht und dann mit Silber nach Hause kommt?

SPORT1: Im Mai steht die WM in Dänemark an (LIVE im TV auf SPORT1). Inwieweit kann diese Silbermedaille das Turnier beeinflussen?

Kühnhackl: Man sollte den Jungs zuerst einmal Zeit lassen, damit ihnen bewusst wird, was sie geschafft haben. Wir lassen das jetzt einfach auf uns zukommen und uns überraschen.