Leichtathletik-WM: Deshalb waren die Tribünen in Doha auf einmal nicht mehr leer
Party-Laune, ausgelassene Fans und Jubel-Gesänge, das hat man bei der Leichtathletik-WM in Doha bisher kläglich vermisst. Stattdessen gab es nur Hitze, gähnend leere Ränge und schlappe Stimmung – bis die äthiopischen Fans am Sonntag die Tribünen eroberten und ein völlig neues Bild der bis dato langweiligen WM boten. Doch was hat es mit dem plötzlichen Stimmungsausbruch auf sich?
Eine traurige Kulisse bei der WM in Doha: Nur 3.000 Zuschauer wollten das 100-Meter-Finale der Frauen sehen, lediglich 10.000 Fans verfolgten die Medaillenjagd der Männer. "Wir sind von der WM in London und der EM in Berlin in den beiden vergangenen Jahren ziemlich verwöhnt. Aber hier kommt wirklich kaum Stimmung rüber", sagte beispielsweise die deutsche Sprinterin Gina Lückenkemper.
Das war beim 10.000-Meter-Lauf der Männer plötzlich ganz anders. Äthiopische Fans, so weit das Auge reicht. Sie jubelten und schrien selbst dann, wenn sie vom Stadionsprecher aufgefordert wurden, leise zu sein, weil sich die Läufer sonst nicht konzentrieren konnten. Dass es im Khalifa International Stadium am Sonntag plötzlich so heiß herging und die Afrikaner ihre Landsleute auf den Langstrecken anfeuerten, lag nicht etwa daran, dass sie eine Leichtathletik-affine Nation sind. Schuld daran ist eine kleine Facebook-Aktion.
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Auf der sozialen Plattform verschenkte die Äthiopische Botschaft in Doha nämlich Freikarten für die WM, Hin- und Rück-Transfer inbegriffen!
Die Aktion richtete sich vor allem an äthiopische Gastarbeiter, von denen es in Katar sehr viele gibt. Natürlich sagten die zu solch einem Angebot nicht Nein und strömten massenweise ins Stadion. Ausgelassene Party-Laune inklusive!
Neu ist diese Masche allerdings nicht: 2015 wurden zur Handball-WM im arabischen Wüstenstaat extra 60 spanische Fans eingeflogen, die ebenfalls Party in der Halle machen sollten. Schade nur, dass man die Zuschauer erst auf diese Art und Weise ins Stadion locken muss, um überhaupt Stimmung auf den Tribünen zu bekommen.