"Linie sehr krumm" - Nagelsmanns VAR-Frust nach RB-Debakel

"Linie sehr krumm" - Nagelsmanns VAR-Frust nach RB-Debakel
Sport1

Im "Theatre of Dreams" erlebte Julian Nagelsmann mit RB Leipzig einen wahren Albtraum.

Mit 0:5 (0:1) ging der Bundesliga-Spitzenreiter bei Manchester United regelrecht unter - und hatte insbesondere dem Hattrick-Schützen Marcus Rashford am Ende nichts entgegenzusetzen.

"Das Ergebnis fühlt sich nicht gut an und liest sich deutlicher, als es war", sagte Nagelsmann bei DAZN. "Nach dem 0:2 haben wir das Verteidigen eingestellt. Mit einem 0:5 nach Hause zu fliegen, das ist eine Packung. Ein 0:2 wäre einfach eine Niederlage gewesen. Wir haben Lehrgeld gezahlt und müssen daraus lernen."

Wirbel um United-Führung: Nagelsmann beklagt "krumme Linie"

Nagelsmann ärgerte sich vor allem über den zweifelhaften Führungstreffer durch Mason Greenwood (21.), dessen abseitsverdächtige Position einer Überprüfung durch den Videoassistenten Stand hielt. "Ich habe nur gehört, dass die Linie sehr, sehr krumm war. Wenn das so war, plus Videoschiedsrichter, sollte das eigentlich nicht passieren. Viel mehr Absicherung gibt es nicht. Das wäre schon gut, wenn das auch mal valide ist und nicht mal so, mal so", sagte Nagelsmann.

Im zweiten Durchgang sorgten der eingewechselte Rashford (74./78./90.+2) und Anthony Martial (87.) per Foulelfmeter für klare Verhältnisse für Manchester, das die Gruppe H mit sechs Punkten anführt. Leipzig hatte sich zum Auftakt in der vergangenen Woche gegen den türkischen Meister Basaksehir Istanbul (2:0) durchgesetzt und liegt nun punktgleich mit Paris Saint-Germain auf dem dritten Tabellenplatz.

"Es ist schwer, jetzt Worte zu finden. Wir sind gut reingekommen, im letzten Drittel waren wir zu ungefährlich. Nach dem 0:2 fallen wir zusammen, das darf uns nicht passieren", sagte RB-Offensivspieler Emil Forsberg. Dreifach-Torschütze Rashford stellte treffend fest: "Es war eine gute Teamleistung. Ich habe Leipzig wehgetan, als ich es konnte.

"Theatre of Dreams - der Name sagt alles" - so ehrfürchtig Trainer Julian Nagelsmann vor dem Spiel vom englischen Traditionsklub und der Kulisse gesprochen hatte, so fehleranfällig agierte seine Mannschaft anfangs auf dem Rasen.

Leipzig offensiv harmlos

Zwar verteidigte Leipzig in den ersten Minuten mit aggressivem Pressing und störte Uniteds Spielaufbau weit in der gegnerischen Hälfte. Mit großer individueller Klasse befreiten sich die Red Devils aber immer wieder aus den Drucksituationen, zudem lud Leipzig die Briten bei Ballbesitz mit leichtfertigen Fehlpässen zu gefährlichen Umschaltaktionen ein. Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi musste beim Schuss des Brasilianers Fred (6.) früh eingreifen.

Die aus der Bundesliga gewohnte Offensivstärke ließ Leipzig vermissen. In der Zentrale war für die Kreativspieler um Emil Forsberg kaum ein Durchkommen, auch die offensiven Außenverteidiger Angelino und Benjamin Henrichs kamen nicht zur Entfaltung. Den schnellen, passsicheren RB-Fußball zeigte stattdessen Manchester, das oft spielerische Lösungen in schwierigen Situationen fand und sich mit der Führung belohnte.

Weltmeister Paul Pogba stieß nach einer Balleroberung in den freien Raum und schickte Greenwood, der mühelos vollendete. Den Abseitsverdacht räumte der Videoschiedsrichter nach einer Überprüfung aus. Restzweifel an der Entscheidung blieben.

RB kam kurz nach dem Gegentor durch Christopher Nkunku (24.) zu einem ersten gefährlichen Abschluss. Bis zur Halbzeitpause wurde Manchesters Torhüter David de Gea aber nicht mehr ernsthaft geprüft. Leipzig kam zu mehr Ballbesitz, machte daraus aber zu wenig. Auch Standards sorgten für keine Gefahr.

Strohfeuer von RB

Leipzig kam leicht verbessert aus der Kabine. Der Bundesligist spielte seine Stärken besser aus, agierte mit mehr Tempo und direktem Passspiel, die Defensive um Abwehrchef Dayot Upamecano nahm die direkten Duelle besser an.

Torchancen und spielerische Höhepunkte hatten auf beiden Seiten dennoch Seltenheitswert. Manchester und Leipzig neutralisierten sich in einem kampfbetonten Spiel im Mittelfeld.

Nagelsmann reagierte und richtete sein Team taktisch offensiver aus, wechselte dafür unter anderem Kapitän Marcel Sabitzer ein - und hätte fast umgehend jubeln dürfen. Nach einer Standardsituation kam Ibrahima Konate vor de Gea zum Kopfball. Der Spanier reagierte jedoch glänzend (65.). Auf der Gegenseite parierte Gulacsi (70.) zunächst stark, hatte dann aber gegen Rashford noch dreimal das Nachsehen.

Das United-Eigengewächs schaffte erst als zweiter Spieler der glorreichen Red-Devils-Historie als Einwechselspieler einen Dreierpack - sein Vorgänger? Der heutige Trainer Ole Gunnar Solskjaer. Dem Norweger gelangen 1999 bei Nottingham Forest sogar vier Tore nach seiner Spezialität Einwechslung.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)