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Der leise Abschied eines Triple-Helden

Javi Martínez wird den FC Bayern wohl im Sommer verlassen. Von den Fans geliebt, aber bereits unter Guardiola tickte seine Uhr. Das Corona-Triple wäre das perfekte Ende.

Er könnte als einer der erfolgreichsten Spieler der so erfolgreichen Vereinsgeschichte des FC Bayern München gehen.

Die großen Töne hat Javi Martínez aber noch nie gemocht, entsprechend leise wird der Baske nach dem Champions-League-Finalturnier wohl seinen Hut nehmen, so berichteten die Süddeutsche Zeitung und die Funke Mediengruppe übereinstimmend.

Demnach wurde Martínez ein Jahr vor Ende seines Vertrages die Freigabe erteilt, das zweite Triple wäre ein würdiger Abschluss des Weltmeisters von 2010, den jedoch die Zeit etwas überholt hat.

Martínez nicht mehr gefragt

Bei den Fans genießt er immer noch hohes Ansehen, im modernen Fußball wirkt der Abräumer und Stratege fast ein bisschen wie ein Dinosaurier.

Auch die Bayern setzen inzwischen unter Hansi Flick auf Tempo, Aggressivität und blitzschnelles Umschaltspiel - alles nicht unbedingt die Stärken des beinahe 32-Jährigen.

Im zentralen Mittelfeld beeindruckten Leon Goretzka und Joshua Kimmich zuletzt durch ihre Dynamik und Torgefahr. Deshalb sprangen in der abgelaufenen Saison für Martinez nur 16 Bundesligaseinsätze heraus.

Zuletzt hatte er selbst in der Marca nach acht Jahren mit unfassbar vielen Titeln seinen Weggang angedeutet. Er sei "für alles offen. Es könnte sein, dass ich in den USA leben und Fußball spielen werde, oder in Australien. Oder, dass ich zurück nach Spanien gehe."

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Heynckes warb für Rekord-Einkauf

Auch eine Rückkehr ins Baskenland ist also theoretisch möglich, dort hatte ihn Jupp Heynckes als einstiger Bilbao-Coach bei Athletic als ideale Verstärkung nach dem verlorenen "Final dahoam" ausgemacht.

Für die damalige Bundesliga-Rekordablöse von 40 Millionen Euro erfüllten die Bosse Don Jupp seinen Wunsch, schon ein Jahr später war Martínez wichtiger Baustein des Triples.

Die Fans liebten seine bodenständige, unaufgeregte Art, als Gegengewicht zu den extrovertierten Stars wie Arjen Robben und Franck Ribéry war er auch in der Kabine wichtig.

Guardiola war kein Fan

Nur der neue Trainer war kein Fan, in die Spielidee von Pep Guardiola - schon immer seiner Zeit etwas voraus - passte der kantige Typ nicht wirklich.

Erst nach Guardiolas Wechsel auf die Insel wurde Martínez mit 37 und 33 Pflichtspielen wieder zum unumstrittenen Eckpfeiler. In der Saison 2018/19 gelangen ihm sogar vier Tore.

Die Zeit kann der spanische Weltmeister von 2010 aber nicht aufhalten. Neben dem neuen Stil machte ihm auch sein Körper zunehmend zu schaffen, der seiner aufwändigen Spielweise immer öfter Tribut zahlen musste.

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Bayern bauen die Zukunft - Martínez ist Vergangenheit

Die Bayern bauen mit Alphonso Davies, Serge Gnabry, Kingsley Coman, Kimmich, Leroy Sané oder Tanguy Nianzou ihre Zukunft - Martínez steht für die (jüngere) Vergangenheit.

Eine Renaissance wie jene eines Jérôme Boateng wird es nicht geben. Der neben Thomas Müller, Manuel Neuer, David Alaba und eben Boateng dienstälteste Münchner wird die Lederhose mit 237 Pflichtspielen plus x im CL-Finalturnier an den Nagel hängen.

Insofern würde das Corona-Triple zum krönenden Abschluss der Martínez-Ära perfekt passen - ohne Marienplatz, ohne Lautstärke - der leise Abgang eines Triple-Helden.

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