Werbung

Wird "Let's Dance" zur unfairen Lachnummer? Ilka Bessins Siegeszug spaltet die Fans

Der anhaltende Erfolg der Komikerin Ilka Bessin spaltet die Zuschauer, Publikumsliebling Martin Klempnow ist raus. Geht es noch ums Tanzen oder nur noch um Unterhaltung? Na klar: um beides!

"Partytrenner" nannte Moderatorin Victoria Svarowksi die Absperrbänder, mit denen die Tanzfläche in Show 8 für den berühmt-berüchtigten "Discofox-Marathon" ausgerüstet wurde: Jedes der sieben verbliebenen Paare erhielt seinen eigenen Tanzbereich, um zu gewagter Bierzelt-Mucke im Mindestabstand weitere Punkte zu erringen.

Trotz des Tanzpuristen und Über-Jurors Joachim Llambi ("Mir war hier zu wenig Contract und Release") ist Unterhaltung nämlich immer noch (fast) alles bei "Let's Dance", und die entsprechende Inkarnation dieses Prinzips ist aktuell Ilka Bessin. Auf der Fläche kann sie so statisch agieren, wie sie will: Mit Schlagfertigkeit, lakonischen Sprüchen und als lebende Discokugel im batteriebetriebenen Leuchtkleid bereicherte sie auch die achte Live-Show mit Tanzpartner Erich Klann um herzerfrischende Selbstironie. Forderte Llambi in der vergangenen Woche noch mehr "Raketen im Hintern", zeigte sie sich bei ihrem neuen Auftritt "erfreut und uffjeregt": "Für mich ist das alles Cirque du Soleil für Anfänger."

Charleston? - "Sehr gut für den Darm!"

Der Dank des Publikums: Trotz magerer zwölf Punkte für ihren Charleston ("Sehr gut für den Darm!") zur für sie programmatischen "Dschungelbuch"-Hymne "Probier's mal mit Gemütlichkeit" kann sie am kommenden Freitag unter anderem ihren persönlichen "Magic Moment" aufs Parkett bringen. Die einen - offenbar sehr viele - freut's ("Ilka ist mutig und hat das Herz am rechten Fleck", hieß es auf Facebook). Andere bezweifeln, dass es "hier noch mit rechten Dingen zugehe" und fordern, das "Let's Dance"-Wertungssystem zu ändern - auch zugunsten von "Tänzern mit großer Entwicklung". Selbst wohlmeinende Kommentatoren - etwa auf Twitter - finden, es sei "inzwischen unfair, wenn gute rausfliegen und Ilka bleibt. Für den nach einer souveränen "Bugs Bunny"-Jive-Nummer (Motsi Mabuse: "Genau das ist "Let's Dance"!) ausgeschiedenen Martin Klempnow kommt die Petition allerdings zu spät.

Dass Originalität bei "Let's Dance" trotzdem nicht vor Souveränität kommt, zeigt die einhellige Begeisterung der Jury für Lili Paul-Roncalli als feurige Verkörperung spanischen Temperaments beim Paso Doble mit Massimo Sinató (und ihren Sieg beim Discofox-Marathon zu "Rudi das Rüsselschwein"). Eleganz, Körperbeherrschung und Tapferkeit im Angesicht des Ballermanns werden die Artistin noch weit bringen, sehr wahrscheinlich im Paket mit den "Everybody's Darlings" Luca Hänni und Christina Luft, die mit einem launigen Quickstep zur "I'll Be There For You"-Titelmelodie der Serie "Friends" überzeugten. Auch Tijan Njie und Moritz Hans, die Athleten unter den Kandidaten, bestechen längst nicht mehr nur durch Sixpacks, sondern durch geschmeidigen Salsa (Njie) und den "afrikanischen Befruchtungstanz" (Hans' Tanzpartnerin Renata Lusin) Samba.

Womit Laura Müller so alles "nie gerechnet" hätte ...

Und dann ist da natürlich immer noch Laura Müller. Denn wie könnte selbst der strengste Llambi eine frisch Verlobte kurz nach angenommenen Antrag aus der Show werfen, in der sie jenseits von Billigring-Werbedeals durchaus erstaunliche Facetten von sich zeigen kann. Ihrem Tango mit Christian Polanc bescheinigte Jurorin Motsi Mabuse überzeugende "Intention", von Llambi kam ein überwältigendes "sehr, sehr gut". Damit hätte Laura nach eigenen Angaben "nie" gerechnet - ähnlich wie mit dem angeblich völlig überraschenden Heiratsantrag eines von der Antwort sichtlich überwältigten ("She say yes!") Freunds Michael Wendler. Da standen Motsi Mabuse die Haare zu Berge! Was aber zugegeben wohl an der elektrischen Wirkung der neuen Plexiglastrennwände zwischen den Juroren lag. Kurios!

Aber wo war der viel diskutierte Verlobungsring, den es "in günstig" in einer Silber-Version für Fans nachzukaufen gibt? Den ließ Laura Müller im Hotel - sie wolle damit ja nicht ihren Tanzpartner zerkratzen. Zu fürsorglich! Aber das passte gut zum Credo der Show.

Mut zur Party, aber bitte sauber eingeteilt: Wenn schon das "Let's Dance"-Millionenpublikum derzeit auf Sausen aller Art verzichten muss, zeigten sieben Tanzpaare, wie es geht. Im "TV-Melodien-Special" feierte sich das Fernsehen gleichzeitig selbst, auch groteske Abgründe wie Valentin Lusins "Joker"-Opening am Anfang der Show. "Herrlich, herrlich" würde Moderator Daniel Hartwich dazu sagen, denn was könnten wir laut einem Twitter-User derzeit besseres gebrauchen: Joachim Llambis Urteill zu Moritz Hans' Salsa ("Zu statisch, zu ruhig, nicht lebensfroh genug") sei doch genau "mein Alltag in der Quarantäne". Also: "Let's Dance!"