LGBTQ-Aktivisten erobern Hashtag "Proud Boys" zurück
Sie geben sich martialisch und sehen sich als bewaffneter Arm der Trump-Regierung. Doch eine Twitter-Aktion nimmt den “Proud Boys” den Wind aus den Segeln und erobert den Namen.
Der Name “Proud Boys” - übersetzt Stolze Jungs - steht für eine rechtsnationalistische gewaltbereite Gruppe, die sich in den USA als eine Art Straßenmiliz der Trump-Regierung versteht. So tauchten die militanten Rechten unter anderem in Portland auf, um die dortigen Demonstrationen nieder zu schlagen. Der US-Präsident selbst vermeidet es selbst bei direkter Ansprache, sich von den Milizen zu distanzieren.
Ein großer öffentlicher Kritikpunkt nach der chaotischen ersten TV-Debatte mit seinem Kontrahenten Joe Biden war es dann auch, dass Trump sich lediglich dazu durchringen konnte, die “Proud Boys” in Bereitschaft zu versetzen. Sein direkter Aufruf: “Stand back and stand by” wurde von vielen eher als Bestätigung ihrer Verlängerung der politischen Macht auf die Straße gesehen.
Doch jetzt bekommt die neofaschistische Truppe Gegenwind von einer völlig unerwarteter Seite. Im Internet erobern LGBTQ-Aktivisten den Namen zurück. Und verbreiten auf den Sozialen Medien unter dem Hashtag "Proud Boys" Bilder und Botschaften, die den militanten US-Machos kaum gefallen dürften.
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Not me, bit #ProudBoys #ProudBoysUSA #ProudBoy pic.twitter.com/eusopca747
— skfsk (@SkfkSz) October 2, 2020
#ProudBoys @hossj13 pic.twitter.com/pOyI5JxuCw
— Austin Sherry (@the1austin) October 1, 2020
Auch in Deutschland wurde der Trend schnell aufgegriffen, unter anderem von TV-Moderatorin Dunya Hayali.
ich bin gerne spielverderberin und mache auch mit 👻
👏🏽 lassen sie uns #proudboys kapern! all right?#proudboys sind eine rein männliche, rechtsextreme, homophobe gruppe, die in den #usa beheimatet ist.
schwung hat sie zuletzt durch #trump bekommen „stand back and stand by“. pic.twitter.com/BHZ1V4fkeF— Dunja Hayali ❤️🇩🇪🇪🇺🧠 (@dunjahayali) October 4, 2020
Loving life with my partner of 27 years. We are #ProudBoys pic.twitter.com/YL3ZOhTLfX
— John Arbuckle (@arb573164773686) October 5, 2020
Maßgeblich an der Verbreitung des Hashtags war übrigens George Takei beteiligt. Die Star Trek-Legende setzt sich seit Jahren lautstark für die Rechte von Homosexuellen ein. Der Sulu-Darsteller schrieb auf seinem Twitter-Account, “es würde die total fertigmachen”, wenn schwule Männer Bilder beim Knutschen oder bei “sehr schwulen Dingen” posten würden und diese dann mit #ProudBoys taggen würden.
Dann rief er die “BTS und TikTok-Kids” unter seinen immerhin 3,1 Millionen Followern zur Unterstützung auf. Und diese eilten offensichtlich zur Hilfe, denn die Community postete schnell mehrere hunderttausende Tweets unter dem Hashtag.
Trump ist krank: Amerikaner suchen dieses deutsche Wort
I wonder if the BTS and TikTok kids can help LGBTs with this. What if gay guys took pictures of themselves making out with each other or doing very gay things, then tagged themselves with #ProudBoys. I bet it would mess them up real bad. #ReclaimingMyShine
— George Takei (@GeorgeTakei) October 1, 2020
Takei selbst hatte ein Foto geteilt, das ihn mit seinem Ehemann Brad zeigt und schrieb: “Unsere Community hat auf Hass mit Liebe geantwortet und was könnte besser sein, als das.”
Brad and I are #ProudBoys, legally married for 12 years now. And we’re proud of all of the gay folks who have stepped up to reclaim our pride in this campaign. Our community and allies answered hate with love, and what could be better than that. pic.twitter.com/GRtSH1ijQ8
— George Takei (@GeorgeTakei) October 4, 2020
Inzwischen darf man wohl durchaus von einem Sieg der Schwulen-Community sprechen: Die enorme Menge an Einträgen unter dem Hashtag ProudBoys hat die rechte Miliz in den Sozialen Medien geradezu unter sich begraben.
Donald Trump hatte übrigens nach seinen denkwürdigen Aussagen im TV-Duell behauptet, er wisse überhaupt nicht, wer die “Proud Boys” seien. Vielleicht lernt der Twitter-affine US-Präsident ja nach dieser Aktion, wer die echten “Proud Boys” in seinem Land sind.
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