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Das Duell, auf das die NFL gewartet hat

Das Duell, auf das die NFL gewartet hat

Wenn in der NFL ein Spieler das Team wechselt, dann interessiert sich in der Regel niemand dafür, wann und ob es überhaupt noch einmal zu einem Aufeinandertreffen mit der Ex-Franchise kommt.

Viel zu viele Spieler gibt es, viel zu sehr bestimmen stetige Arbeitsplatzveränderungen den Alltag.

Aber natürlich: Es gibt Ausnahmen. Und Tom Brady ist die Ausnahme aller Ausnahmen. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)

Bereits als am 20. März 2020 verkündet wurde, dass der Quarterback-Superstar die New England Patriots in Richtung Tampa verlässt, waren alle Augen auf den Spielplan gerichtet. Wann trifft Brady wieder auf Belichick? Kommt er als Gegner nach Foxborough?

Heute Nacht ist es nun so weit: In seiner zweiten Saison für die Buccaneers ist es soweit, TB12 kehrt zu seiner alten Liebe zurück (ohne den verletzten Rob Gronkowski, Co-Star bei beiden Teams). Das Aufeinandertreffen des Quarterbacks und seines früheren Coaches Bill Belichick im kommenden Sunday Night Game ist DAS Thema schlechthin in den Vereinigten Staaten.

Wohl auch deshalb, weil bis heute nicht einwandfrei geklärt ist, wie genau der Abgang des Spielmachers abgelaufen ist. So sorgten kürzlich Vorab-Auszüge des Buchs „It‘s Better to Be Feared“ von Reporter Seth Wickersham für Aufsehen, welches die Geheimnisse der Patriots-Dynastie aufdecken soll.

Verweigerte Belichick Brady ein Treffen?

Demnach verweigerte Patriots-Head-Coach Bill Belichick seinem langjährigen Signal Caller zum Abschied ein persönliches Treffen - was der Trainer umgehend als unwahr abstritt. Ohnehin soll die Beziehung der beiden Erfolgsgaranten, die gemeinsam sechs Super-Bowl-Siege einfuhren, merklich abgekühlt sein. Brady, der immer wieder auf Geld verzichtete, damit das Team verstärkt werden kann, soll auch in Personalfragen immer weniger geschätzt worden sein.

Erst kürzlich sorgten gleich zwei Menschen aus Bradys Umfeld im Hinblick auf die Patriots für Aufsehen. Sein langjähriger Trainer Alex Guerrero erklärte im Gespräch mit dem Boston Herald, Belichick habe Brady auch im Alter von 40 Jahren noch behandelt wie einen 20-Jährigen.

Zudem äußerte sich Bradys Vater. Dieser sagte im Patriots Talk“-Podcast: „Belichick wollte ihn loswerden, und im vergangenen Jahr hat er [50] Touchdowns geworfen. Ich denke, das ist ein ziemlich gutes Jahr.“ Papa Brady ließ auch anklingen, dass sein Sohn es genauso sehe.

Belichick nimmt kaum zu Brady Stellung

Der 44-Jährige hat die Zitate von Brady Sr. auf geschmeidige Weise: Er machte einen großen Witz daraus.

Bardy distanzierte sich in einer ironischen Erklärung und drohte, den Senior im Wiederholungsfall ihn in ein Heim zu stecken. Im Ernst ergänzte er, die Trennung von seiner langjährigen Franchise sei „perfekt“ verlaufen und es sei „alles zum Besten“ gewesen - für ihn, die Pats und die Bucs. (DATEN: Alle Tabellen der NFL)

Ähnliches verkündete Patriots-Eigentümer Robert Kraft, der das entscheidende Treffen, in dem Bradys Abgang festgelegt wurde, als einen „wirklich positiven, liebevollen Moment“ schilderte. Zudem liebe er Brady „wie seinen Sohn“.

Wahre Worte oder doch mit etwas diplomatischer Schönfärberei versehen? Das Urteil bleibt jedem selbst überlassen.

Fest steht: Brady und Belichick wollen sich auf den großen Hype um ihr erstes Wiedersehen nicht groß einlassen. So erklärte Belichick bei seinem wöchentlichen Auftritt in der „The Greg Hill Show“ auf WEEl: „Nun, ich denke, dass wir darüber schon alles gesagt haben“.

Erste Rückkehr zu den Patriots

Zudem nahm er auch noch einmal zum Abgang des Signal Callers Stellung. „Es waren viele Faktoren, die da reingespielt haben - er schaute sich seine Optionen an und traf dann seine Entscheidung. Wir waren keine so gute Option wie Tampa. Sie müssten ihn zu all dem befragen, aber es ging nie darum, dass wir ihn nicht mehr wollten. So viel ist sicher.“

Auch Brady äußerte sich nur zurückhaltend, lobte stattdessen seinen Ex-Coach. „Ich war 20 Jahre dort und offensichtlich war er ein großartiger Mentor für mich. Und ja, es gab definitiv einige großartige Lektionen, die ich von ihm bekommen habe“, schilderte er im Podcast „Let‘s Go!“ von SiriusXM Radio.

Der 44-Jährige will der Begegnung mit Bill Belichick keine allzu große Bedeutung beimessen. Dass die Rückkehrt in das Gillette Stadium ihn dennoch aufwühlt, wollte der siebenmalige Super-Bowl-Sieger aber nicht bestreiten.

So erklärte er, er werde „viele verschiedene Arten von Emotionen“ spüren, wenn er in sein langjähriges Heimstadion zurückkehrt, in dem er „einige der größten Erfahrungen“ seines Lebens gemacht habe.

Viele Emotionen bei Brady

„Ich kenne die Umkleidekabine, ich kenne die Umkleidekabine der Heimmannschaft, ich kenne den Tunnel, ich weiß, aus welcher Richtung der Wind weht, ich weiß alles über diesen Ort. Ich weiß, wie es riecht. Ich weiß, wie ein Night Game ist, ich weiß, wie die Fans klingen werden. In gewisser Hinsicht wird das also wirklich einzigartig sein. Ich habe diese Erfahrung noch nie gemacht - es ist das erste Mal für mich, dass ich an der anderen Seitenlinie stehe.“

In Erinnerungen schwelgen und sich seinen Emotionen hingeben passt dabei nicht zu TB12. „Ich glaube nicht, dass dies der richtige Moment dafür ist.“ Auch eine liebevolle Begrüßung der Fans erwartet der 44-Jährige nicht. Viele seiner Familienmitglieder und Freunde werden im Stadion sein, aber nicht, um ihn zu unterstützen. „Ich denke, sie sind da, um ihr Team anzufeuern, und ihr Team sind die Patriots. So erwarte ich es von ihnen.“

Fernab aller Emotionen und Rivalitäten hat das Spiel auch sportlich eine große Bedeutung. Die Buccaneers mussten in Woche drei eine bittere Niederlage gegen die LA Rams hinlegen, die Patriots haben ohnehin erst einen Sieg auf dem Konto. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)

All-Time-Passing-Yard-Rekord von Brees dürfte fallen

Für das Team aus New England wird die Herausforderung groß. Mit Brady, Ex-Pats-Tight-End Rob Gronkowski, Antonio Brown und dem zumindest schon im Aufgebot befindlichen Neuzugang Richard Sherman warten gewaltige Brocken, Quarterback-Rookie Mac Jones muss sich derweil als „Brady-Erbe“ beweisen.

Brady selbst kann beim Gastspiel bei seiner alten Liebe gleich zwei bemerkenswerte Meilensteine erreichen. Als erst vierter Quarterback der Geschichte kann es ihm gelingen, gegen alle 32 NFL-Teams einen Sieg einzufahren.

Zudem, und das ist durchaus von enormer Bedeutung, kann er den All-Time-Passing-Yard-Rekord von Drew Brees brechen. Die noch fehlenden 68 Yards dürften dabei kaum eine Hürde darstellen.

Und während Fans und Medien dem großen Moment entgegenfiebern, bleibt Haupt-Protagonist Brady ganz ruhig, das meint zumindest sein Trainer Bruce Arians: „Er lässt den ganzen Rummel auf sich beruhen und bereitet sich einfach darauf vor, zu spielen und die Patriots zu schlagen.“

Doch wie auch immer das Treffen verläuft, für Schlagzeilen wird die Begegnung so oder so sorgen.

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